Seth Rogen & James Franco in The Interview
© © Sony Pictures
Vier luftig bekleidete Maklerinnen
Gru und die Minions
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Skandalfilme: Diese 10 Klassiker empören ihr Publikum noch heute

Was macht eigentlich einen waschecht­en Skan­dal­film aus? Erfahre, welche Filme bei ihrer Veröf­fentlichung für hohe Wellen der Empörung sorgten, ver­boten wur­den oder sog­ar mörderische Nachah­mungstäter inspiri­erten.

Gewalt

Uhrwerk Orange: Wenn Filme töten

  • Genre: Lit­er­aturver­fil­mung, Thriller
  • Regie: Stan­ley Kubrick
  • Schockt mit extremer Gewalt als Stilmit­tel

Stan­ley Kubricks Uhrw­erk Orange rund um den sadis­tis­chen Gangführer Alex zählt heute zu den Klas­sik­ern der Filmgeschichte. Dabei wurde das Dra­ma 1971 in zahlre­ichen Län­dern nach nur kurz­er Zeit ver­früht aus den Kinos genom­men. Zu schock­ierend war die dargestellte Gewalt. Ein Marken­ze­ichen von Kubrick - auch an sein­er Inter­pre­ta­tion von Stephen Kings Best­seller Shin­ing schei­den sich bekan­ntlich die Geis­ter.

In Großbri­tan­nien soll Uhrw­erk Orange gar einen Teenag­er zum Mord motiviert haben. 1972 prügelte ein 16-Jähriger einen Obdachlosen zu Tode, nach­dem Fre­unde ihm die Gewalt­szenen des Films ein­dringlich beschrieben hat­ten.

© Warner Bros.

Alex und seine Gang im Skan­dal­film Uhrw­erk Orange

Chris­tiane Kubrick, die Ehe­frau des Kul­tregis­seurs, sagte später in Inter­views, dass ihr Mann sich für den Tod des Obdachlosen schuldig fühlte. Außer­dem musste die Fam­i­lie mehrere Dro­hun­gen und wütende Demon­stran­ten vor ihrem Haus ertra­gen.

Die Passion Christi: „Gott wollte es so”

  • Genre: His­to­rien­film
  • Regie: Mel Gib­son
  • Detail­re­iche Jesus-Geschichte mit viel Blut und sehr lan­gen Folter­szenen

Nach Aus­sage von Mel Gib­son liegt die Ver­ant­wor­tung für die Bru­tal­ität seines Epos Die Pas­sion Christi bei nie­mand anderem als bei Gott selb­st. Im Inter­view mit Super­star-Pas­tor Bill Hybels erk­lärte Regis­seur Gib­son:

Zweifel­los hätte es auch gere­icht, wenn Gott ein paar Tropfen Blut weniger ver­gossen hätte. Aber er hat sich entsch­ieden, diesen Weg zu gehen, um uns etwas zu verdeut­lichen.

Wie schmerzhaft eine Kreuzigung ist zeigt Mel Gibson in seinen Epos Die Passion Christi überaus deutlich

In Die Pas­sion Christi ste­ht nicht die Botschaft der Verge­bung, son­dern das blutige Opfer Jesus im Fokus | © Icon Pro­duc­tions

Deutsche Vertreter der Kirche reagierten sehr unter­schiedlich auf den Film. Während der dama­lige Regens­burg­er Bischof Müller Die Pas­sion Christi als einen „ergreifend­en Beitrag zum Ver­ständ­nis der Lei­dens­geschichte Jesu” betitelte, veröf­fentlichte die Deutsche Bischof­skon­ferenz eine kri­tis­che Erk­lärung. Darin stand geschrieben, dass die Botschaft des neuen Tes­ta­ments (Näch­sten­liebe) in dem Werk auf sehr prob­lema­tis­che Weise verkürzt sei und der Film außer­dem Juden­hass fördere.

Wir fra­gen uns auch, was der „offizielle” Vertreter Gottes auf Erden, der Papst, zu Gib­sons blutigem Dra­ma sagt. Der Pon­tif­ex selb­st the­ma­tisiert in Wim Wen­ders Doku­men­ta­tion Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes näm­lich nicht die Kreuzi­gung von Jesus, son­dern hin­ter­fragt die pop­ulären Mei­n­un­gen unser­er Kon­sumge­sellschaft.

Irreversibel: Darf man eine Vergewaltigung filmisch so ausschlachten?

  • Genre: Thriller, Dra­ma
  • Regie: Gas­par Noé
  • Neun­minütige Verge­wal­ti­gungsszene ließ die Kri­tik­er aus dem Saal stürzen

Der franzö­sis­che Spielfilm Irre­versibel erhielt im Jahr 2002 den sehr beden­klichen Titel als „the most walked out movie of the year”. Wie es heißt, sollen bei der Pre­miere in Cannes von 2400 Kinogästen rund 200 frühzeit­ig das Kino ver­lassen haben. Die übrig gebliebe­nen Gäste sollen wegen den drastis­chen Gewalt­darstel­lun­gen empört die Kinolein­wand angeschrien haben.

Vincent Cassel in Irreversibel

Die Kam­er­aführung und die scho­nungslose Bru­tal­ität sorgten bei der Pre­miere von Irre­versibel für fliehende Kri­tik­er | © Mars Dis­tri­b­u­tion

Bis heute ist ins­beson­dere die Verge­wal­ti­gungsszene mehr als umstrit­ten. Ohne Gnade erleben die Zuschauer mit, wie die Haupt­fig­ur Alex, gespielt von Mon­i­ca Bel­luc­ci, bru­tal miss­braucht und bis zur Bewusst­losigkeit geprügelt wird. Die Szene dauert ins­ge­samt neun Minuten.

Eine schreck­liche Real­ität? Laut ein­er EU-Studie aus dem Jahr 2014 wurde eine von zwanzig Frauen in Deutsch­land Opfer ein­er Verge­wal­ti­gung. Die große Frage lautet trotz­dem: Darf man eine Verge­wal­ti­gung filmisch so auss­chlacht­en?

Religion

Das Leben des Brian: In sieben Ländern verboten

  • Genre: Komödie
  • Von der Komik­er­gruppe Mon­ty Phython
  • Par­o­diert den blind­en Gehor­sam im Chris­ten­tum 

Bleiben wir bei Jesus. Das Leben des Bri­an ist vielle­icht ein­er der lustig­sten Filme aller Zeit­en. In seinem Erschei­n­ungs­jahr 1979 wurde dies allerd­ings nicht so emp­fun­den. Im Gegen­teil! Die Komödie über Bri­an, einem Nach­bar von Jesus, der auf­grund ein­er Ver­wech­slung und gegen seinen Willen als ein Mes­sias verehrt wird, wurde in sieben Län­dern ver­boten, unter anderem in Irland und Nor­we­gen.

Viele Chris­ten emp­fan­den Das Leben des Bri­an als eine Belei­di­gung ihres Glaubens | © Car­lot­ta Films

In Großbri­tan­nien ver­schob der Ver­leih den Kinos­tart auf Anfang 1980, um eine zeitliche Kol­li­sion mit Wei­h­nacht­en zu umge­hen. Außer­dem hat­te man gehofft, dass der Vor­wurf der Gottes­lästerung mit der Zeit verebben würde. Trotz sechs Monat­en Verzögerung protestierten die Bis­chöfe mehrerer englis­ch­er Städte laut­stark und einige Kinobe­sitzer traut­en sich nicht, den Film ins Pro­gramm zu nehmen.

Dem Ruf der Komik­er­gruppe Mon­thy Phython ver­schaffte die Kon­tro­verse allerd­ings mehr Aufwind als Ärg­er. Bis heute zählen die Briten als die Urväter der Sketch-Com­e­dy.

39 years ago today, “Mon­ty Python’s Life of Bri­an” had its world pre­miere in New York City. Why don’t you cel­e­brate this…

Gepostet von Mon­ty Python am Fre­itag, 17. August 2018

Dogma: Ist das Blasphemie oder einfach nur logisch?

  • Genre: Komödie
  • Darsteller: Matt Damon, Ben Affleck & Salma Hayek
  • Ist ein schwarz­er Jesus Gottes­lästerung?

„Blas­phemie” und „Dog­ma ist Sünde” schrien die Mit­glieder der Catholic League erbost als 1999 Kevin Smiths Film Dog­ma in die Kinos kam. Die erzkon­ser­v­a­tive Organ­i­sa­tion aus den USA ver­anstal­tete etliche Protestkundge­bun­gen und vere­inzelt wur­den Dro­hun­gen an den Regis­seur geschickt.

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Hap­py East­er from me & J.C.! #Kevin­Smith

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In der Komödie spie­len Matt Damon und Ben Affleck zwei aus dem Him­mel­re­ich ver­stoßene Engel, die sich mit viel List zurück nach Hause stehlen wollen. Kevin Smith greift sehr intel­li­gent Fra­gen nach Sex­is­mus, Ras­sis­mus und Kom­merzial­isierung in und von der Kirche auf.

So wird Gott beispiel­sweise von Sän­gerin Ala­nis Moris­sette gemimt und es erscheint ein far­biger Apos­tel, der behauptet, dass Jesus schwarz war. Ein Skan­dal! Wieso eigentlich?

Hier seht ihr, wie sich Regis­seur Kevin Smith heim­lich unter die christlichen Demon­stran­ten mis­chte:

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Politik

The Interview: Kim Jong-un drückt aufs rote Knöpfchen

  • Genre: Komödie
  • Darsteller: Seth Rogen, James Fran­co & Ran­dall Park
  • Hack­eran­griff und Ter­ror­dro­hun­gen noch vor der Pre­miere

Schaf­fen es Seth Rogen und James Fran­co gemein­sam, den nord­ko­re­anis­chen Dik­ta­tor Kim Jong-un um die Ecke zu brin­gen? Die sehr undiplo­ma­tis­che Komödie The Inter­view sorgte bere­its vor ihrer Veröf­fentlichung für Auf­se­hen und einen Hack­eran­griff auf Sony.

Seth Rogens zweit­er Film The Inter­view provozierte beina­he einen Ter­ro­ran­schlag | © Sony Pic­tures

Aus Angst vor einem Ter­ro­ran­schlag bei der Pre­miere wurde der Kinos­tart in den USA kom­plett abge­sagt - The Inter­view erschien sofort als DVD. Nur wenige unab­hängige Kinos zeigten die Satire trotz­dem.

Und was sagte Kim Jong-un selb­st dazu? Kurz nach dem Release veröf­fentlichte die Nationale Vertei­di­gungskom­mis­sion von Nord­ko­rea fol­gen­des State­ment:

Dieser unehrliche und reak­tionäre Film ver­schmutzt die Ehre der höch­sten Führungskreise unseres Lan­des und befür­wortet Ter­ror­is­mus. […] Präsi­dent Oba­ma ist der Haupt­täter. Er zwang Sony Pic­tures Enter­tain­ment, den Film zu veröf­fentlichen. […] Oba­ma ist in Wort und Tat rück­sicht­s­los wie ein Affe im Urwald.

Borat: Sacha Baron Cohen hält uns den Spiegel vor

  • Genre: Komödie, Mock­u­men­tary
  • Darsteller: Sacha Baron Cohen
  • Schock­er: So weit ver­bre­it­et ist Feindlichkeit gegen Frauen, Juden und jeden, der „fremd” ist

Borat – Kul­turelle Ler­nung von Ameri­ka, um Bene­fiz für glo­r­re­iche Nation von Kasach­stan zu machen: So lautet der voll­ständi­ge Titel der 2006 erschiene­nen Mock­u­men­tary. Verklei­det als Kasache Borat reiste der britis­che Komik­er Sacha Baron Cohen durch die USA und traf auf „wahre“ Leute im „wahren“ Leben.

Borats rück­ständi­ges Auftreten ruft heftige Reak­tio­nen her­vor und ent­larvt Vorurteile und Heucheleien. Die Komödie ist extrem lustig, zugle­ich erschreck­end und in Zeit­en von Don­ald Trump als Präsi­dent aktueller denn je.

Sacha Baron Cohen verkleidet als Borat

Als Borat führte Sacha Baron Cohen Kon­ser­v­a­tive in den USA vor | © 20th Cen­tu­ry Fox Home Enter­tain­ment

Obwohl Cohen vor allem den ver­meintlich weltof­fe­nen West­en vor­führt, fan­den die Regierun­gen viel­er ara­bis­ch­er und asi­atis­ch­er Län­der seinen Film gar nicht lustig. Die fik­tive Doku­men­ta­tion bekam in Rus­s­land, Kasach­stan und beina­he allen Län­dern der ara­bis­chen Welt keine Vor­führgenehmi­gung.

Beson­ders die Kasachen zeigten sich über die Darstel­lung ihres Lan­des aus­ge­sprochen empört. 2013 soll der kasachis­che Außen­min­is­ter Jer­schan Kassy­chanow jedoch öffentlich im Par­la­ment zurück­gerud­ert sein. Der Grund: In den sechs Jahren nach Borat habe sich die Zahl der Visaanträge verzehn­facht. Dabei fan­den die Drehar­beit­en nicht ein­mal in Kasach­stan, son­dern in Rumänien statt.

Sex & Liebe

Paradies: Liebe - Kann frau Liebe kaufen?

  • Genre: Dra­ma mit Laien­schaus­piel­ern
  • Teil der Paradies-Trilo­gie 
  • Erschreck­end authen­tisch

Paradies: Liebe begleit­et eine weiße, übergewichtige Frau mit­tleren Alters auf ihrem Sex­urlaub nach Kenia. Mit guten Euros will sie bei den Beach Boys Sex, Nähe und vielle­icht sog­ar wahre Liebe kaufen.

In Paradies:Liebe begleiten wir Sextouristinnen nach Kenia

Weil sie in Öster­re­ich keinen Part­ner find­en, erkaufen sich diese Frauen Zunei­gung in Kenia | © Hap­pi­ness Dis­tri­b­u­tion

San­ft und erbar­mungs­los zugle­ich zeigt das Dra­ma diese weniger bekan­nte Art der Pros­ti­tu­tion. Das Skan­dalöse an Paradies: Liebe ist die scho­nungslose Authen­tiz­ität.

Im Zen­trum der Geschichte ste­ht eine ein­same Frau, die sich nach Zunei­gung sehnt. Sie glaubt, diese in ihrer Heimat auf­grund ihres Alters und ihrer Fig­ur nicht zu find­en. Um ihre Bedürfnisse zu befriedi­gen, nutzt sie die Armut der Beach Boys aus. Als Zuschauer kön­nen wir sie verurteilen, aber so manch­er wird die Bere­itschaft, Illu­sio­nen nachzu­laufen, um sich für einen Moment weniger allein zu fühlen, auch nachempfind­en kön­nen.

Nymphomaniac - Echter Sex vor der Kamera!

  • Genre: Dra­ma
  • Regie: Lars von Tri­er
  • Darsteller: Char­lotte Gains­bourg, Stel­lan Skars­gard und Shia LaBeouf

Der dänis­che Regis­seur Lars von Tri­er gilt als der Großmeis­ter des Psy­choki­nos. Mit dem Zweit­eil­er Nympho­ma­ni­ac wagt sich Lars von Tri­er an das immer noch stark tabuisierte The­ma der weib­lichen Sex­u­al­ität und erzählt den Lei­densweg ein­er soge­nan­nten Nymphomanin.

Ein solch­er Film kommt natür­lich nicht ohne Nack­theit und Sexszenen aus. Schon vor dem Kinos­tart sorgte das 4,5-Stunden-Epos für gewalti­gen Gesprächsstoff. Auch weil der Filmemach­er echt­en Sex im Kino zeigt.

Wie die Pro­duzentin Louise Vesth bestätigte, arbeit­ete von Tri­er mit Porno-Dou­bles:

Die Schaus­piel­er tat­en nur so, als hät­ten sie Geschlechtsverkehr, während ihre Dou­bles es tat­säch­lich vor der Kam­era trieben. Schließlich haben wir die bei­den Ele­mente dig­i­tal zusam­menge­set­zt, so dass alles, was buch­stäblich unter der Gürtellinie war, durch Auf­nah­men von den Dou­bles erset­zt wurde.

Körper und Seele - Ohnmächtige Kinobesucher bei einem Liebesfilm

  • Genre: Dra­ma
  • Berli­nale-Gewin­ner 2017 aus Ungarn
  • Sinnlichkeit, Asperg­er-Syn­drom und jede Menge Blut

Die Kri­tik­er waren sich einig: Kör­p­er und Seele ist ein Meis­ter­w­erk von bezwin­gen­der Sinnlichkeit. Dabei spielt das Liebes­dra­ma zu großen Teilen in einem ungarischen Schlachthof.

Als Hirsche kommen sich Maria und Endre in ihren Träumen näher

In ihrem gemein­samen Traum kann das Liebe­spaar sein­er Wort­losigkeit ent­fliehen | © Le Pacte

Die Haupt­fig­uren, Maria und Endre, sind Arbeit­skol­le­gen in eben diesem unschö­nen Ambi­ente. Tags sprechen sie kaum miteinan­der, nachts träu­men sie allerd­ings densel­ben Traum: Als Hirsch und Hirschkuh in einem üppi­gen Wald mit glasklaren Bächen und raschel­n­dem Laub kom­men sie sich näher. Hier schaf­fen es die autis­tis­che Maria und der trau­rige Endre kör­per­liche und seel­is­che Nähe zuzu­lassen.

Wie unter anderem der Musik­ex­press berichtete, sind die Bilder aus dem Schlachthof und ins­beson­dere die Szene, in der Maria ver­sucht, sich das Leben zu nehmen, so drastisch, dass bei der Berli­nale-Vor­führung gle­ich vier Kinobe­such­er das Bewusst­sein ver­loren und notärztlich behan­delt wer­den mussten.

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