Bild aus Son of Sam: Selbstporträt eines Mörders
Auf dem Bild zu Germany's next Topmodel 2026 ist Heidi Klum zu sehen, die vor einem violetten Hintergrund steht. Sie trägt ein beigefarbenes Outfit mit geknoteter Bluse und posiert mit einem selbstbewussten Lächeln. Ihr langes blondes Haar fällt locker über die Schultern, während sie die Hände in die Hüften stützt.

“Joker (2019)“ in der featured-Filmkritik: Der Mann, der zu viel lachte

Der Jok­er, DCs wahrschein­lich bekan­ntester Schurke, bekommt einen Soloauftritt auf der großen Lein­wand. Weit abseits des übri­gen DC-Kino-Uni­ver­sums bril­liert Joaquin Phoenix in ein­er Charak­ter­studie über den Clown­prinzen des Ver­brechens. Warum der Film eine Per­le ist, die Du trotz­dem hin­ter­fra­gen soll­test, erfährst Du in der fea­tured-Filmkri­tik zu Jok­er. Und wenn Du dann direkt Lust hast, Dir selb­st ein Urteil zu bilden, schau doch mal in der Voda­fone Videothek vor­bei. Da kannst Du Dir den Streifen anschauen.

Jok­er gehört nicht zum DC Extend­ed Uni­verse, der Film ste­ht also für sich allein. Und obwohl Joaquin Phoenix‘ Fig­ur tech­nisch gese­hen auf der gle­ich­nami­gen Fig­ur, näm­lich dem Erzfeind Bat­mans, basiert, haben wir es beim neuen Kinofilm Jok­er eher mit ein­er Hom­mage auf die Filme der Regie-Leg­ende Mar­tin Scors­ese zu tun.

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Ein Fleck in der Landschaft

Gotham City, 1981. Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) ver­sucht über die Run­den zu kom­men. Er pflegt seine kör­per­lich und psy­chisch insta­bile Mut­ter Pen­ny Fleck (Frances Con­roy) und kämpft selb­st mit diversen psy­chis­chen Lei­den. Eines davon löst unkon­trol­lierte Lachan­fälle aus. Beson­ders in unpassenden Sit­u­a­tio­nen. Während­dessen träumt Arthur davon, Stand-Up-Come­di­an zu wer­den. Größer ist nur der Traum, in der Late-Night-Show seines Idols Mur­ray Franklin (Robert De Niro) aufzutreten. Aktuell ist er aber bloß Par­ty­clown. Mit jedem neuen Rückschlag, jedem Fet­tnäpfchen, jed­er neuen Panne, reift in Arthur der Gedanke, dass die Welt vielle­icht nur eine Sprache ver­ste­ht: Gewalt.

Der Joker in Phoenix

Zweifels­frei wird Joaquin Phoenix, der für seine Verkör­pe­rung des Jok­ers laut E-Online knapp 25 Kilo Gewicht ver­lor, zahlre­iche Preise für seine Darstel­lung abräu­men. Wenn sich seine Knochen schein­bar aus dem abgemagerten Leib drück­en, während er unter Kraftanstren­gung seine Clownss­chuhe weit­et, dann ist das gruselig und erin­nert ein­dringlich an einige Szenen in Der Mas­chin­ist (2004) mit einem radikal abgemagerten Chris­t­ian Bale (Bat­man Begins) in der Haup­trol­le. Und wenn er das erste Mal einen Unsym­pa­then mit seinem Revolver durch die U-Bahn-Sta­tion ver­fol­gt, dann ruft das die eine oder andere Erin­nerung an die Selb­stjus­tiz in Ein Mann sieht rot (Death Wish, 1974) wach.

An Heath Ledgers Punk-Jok­er aus Christo­pher Nolans The Dark Knight (2008) erin­nert er dabei genau so wenig, wie an den car­toon­haften Pro­to-Jok­er aus der TV-Serie Gotham. Joaquin Phoenix spielt den kün­fti­gen (Super-)Schurken meilen­weit ent­fer­nt von den meis­ten bekan­nten Darstel­lun­gen des Jok­ers. Sein krankhaftes Lachen, seine impul­siv­en Gewal­taus­brüche, sein Hun­de­blick, wenn er die Welt um sich herum nicht ver­ste­ht – mit all diesen Ele­menten in sein­er Darstel­lung, hievt Joaquin Phoenix die Fig­ur Arthur Fleck in eine Art Opfer­rolle, die unter Umstän­den ein gewiss­es Mit­ge­fühl für diesen Ver­brech­er weck­en kön­nte. Oder kurz: Phoenix‘ Per­for­mance ist ein­dringlich, erschreck­end authen­tisch und erin­nert in bestem Sinne an seinen vere­in­samten Auf­tragskiller Joe, aus der the­ma­tisch ähn­lich gelagerten Charak­ter­studie A Beau­ti­ful Day (2018).

Joker: Anti-Held oder Held?

Regis­seur und Drehbuchau­tor Todd Phillips ist zumeist ganz nah dran an Arthur, inhaltlich und mit der Kam­era. Wir sehen ihn lei­den, straucheln, sehen wie er gedemütigt wird – und wir sehen, wie er eine qua­si-poli­tis­che Bewe­gung „gegen die Reichen“ lostritt.

Was der Zuschauer in Jok­er vornehm­lich serviert bekom­men, ist die Geschichte eines Mannes mit psy­chis­chen Prob­le­men, der sich wehrt – und dabei die Mit­tel der Rechtsstaatlichkeit umge­ht. Er erscheint damit in eini­gen Sequen­zen wie das über­steigerte Pen­dant zu Batman.

Taxi Driver: The King of Comedy – mit einer Prise Batman

Als das Pro­jekt Jok­er ger­ade zu einem solchen wurde, war Mar­tin Scors­ese (Depart­ed, The Irish­man) laut Hol­ly­woodrepot­er noch als Pro­duzent und möglich­er Regis­seur im Gespräch. So richtig Gestalt nahm das Ganze allerd­ings erst an, als Hang­over-Regis­seur Todd Phillips seine Ideen für eine Com­ic-Adap­tion vorstellte, die los­gelöst von DCs aktuellem Lein­wan­duni­ver­sum funk­tion­ieren. Und obgle­ich Scors­ese später die Pro­duk­tion des Films abgab, zog Drehbuchau­tor Todd Phillips seine Inspi­ra­tion zu großen Teilen aus gefeierten Scors­ese-Fil­men, die nicht zulet­zt oft auch ein­dringliche Charak­ter­stu­di­en sind. So spiegelt die Prämisse, um Arthurs Stand-Up-Traum und den Per­so­n­enkult um den Mod­er­a­tor Mur­ray Franklin eins zu eins die Sto­ry von The King of Com­e­dy (1982) wider. Und auch andere Kri­tik­er bemerken die Ähn­lichkeit zwis­chen dem Jok­er Arthur Fleck und dem Taxi Dri­ver Travis Bick­le (Robert De Niro, 1976) – bei­des soziale Außen­seit­er, deren Prob­lem­be­wäl­ti­gung in Blut­tat­en enden. Ein Pub­likum, das die entsprechen­den Filme nicht ken­nt, wird dieser Umstand zweifels­frei wed­er auf­fall­en, geschweige denn stören. In jedem anderen Fall kön­nte sich der Zuschauer schon fra­gen, ob Jok­er noch Hom­mage ist, oder schon Abklatsch. Und wenn er sich schon, mit pubertär­er Star­rköp­figkeit von seinem Über­vater Bat­man abn­abeln will, warum klam­mert der Film sich im let­zten Drit­tel dann immer fes­ter an dessen etablierten Erzäh­lkos­mos? Fra­gen, so rät­sel­haft wie der Jok­er selb­st einst war.

Joker: Hommage mit kontroverser Perspektive

Jok­er als Thriller ist dreck­ig, blutig und trau­rig. Man möchte diesem Jok­er fast unter­stellen, sich von der Neme­sis Bat­man inhaltlich emanzip­iert zu haben. Aber bei genauer­er Betra­ch­tung gibt es auch nichts mehr, dass Sto­ry oder Fig­ur im DC-Kos­mos ver­ankert. Jok­er hat ver­mut­lich einen ähn­lich großen Ein­druck auf die Betra­ch­tung des Jok­ers, wie Ledgers Inter­pre­ta­tion sein­erzeit. Aber vielle­icht kommt man im Zuge der Betra­ch­tung dann zum gle­ichen Schluss wie wir: Jok­er ist als Psy­chogramm des bekan­nten Bat­man-Schurken ein stim­miger Thriller mit ein­er enorm guten Schaus­pielleis­tung von Joaquin Phoenix. Die Fig­ur des Arthur Fleck hinge­gen, ist ein wenig ele­gant ver­mis­chter Mix aus bekan­nten Fig­uren­mo­tiv­en Mar­tin Score­ses’ und bekan­nten One-Shot-Comics wie The Killing Joke (1988) oder Jok­er (2009).

Ein fea­tured-Filmtipp – unter Vorbehalt.

Jok­er

Genre:                    Dra­ma / Thriller / Comicadaption

Bun­desstart:           10.10.2019

Laufzeit:                 122 Minuten

FSK:                       Ab 16 Jahren

Regie:                    Todd Phillips

Drehbuch:               Todd Phillips

 

Welch­er Charak­ter hätte einen düsteren Soloauftritt ver­di­ent? Wir freuen uns auf Deine Ideen in den Kommentaren.

Foto: Warn­er Bros.

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