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Tribes of Europa – Interview mit Emilio Sakraya: „Man kriegt selten die Chance, Projekte dieser Größenordnung in Deutschland zu drehen“
Die neue deutsche Netflix-Serie Tribes of Europa spielt 50 Jahre in der Zukunft unserer Welt. Das Europa, wie wir es kennen, hat nach einer mysteriösen globalen Katastrophe in Tribes aufgespalten. Ab dem 19. Februar ist das dystopische Drama auf Netflix verfügbar. Emilio Sakraya spielt eine der Hauptrollen und wir haben mit ihm über den Dreh und die Serie gesprochen.
Europa 2074: Nach dem sogenannten Schwarzen Sonntag, ein nicht näher erklärtes schreckliches Ereignis, ist Europa als Kontinent zerrüttet. Es gibt keine Länder mehr, sondern untereinander verfeindete Stämme, die aus den Trümmern Europas hervorgegangen sind. Die neue Netflix-Serie Tribes of Europa erzählt die Geschichte der Geschwister Kiano (Emilio Sakraya), Liv (Henriette Confurius) und Elja (David Ali Rashed), die nach einem tyrannischen Angriff voneinander getrennt werden.
Emilio Sakraya ist den meisten wahrscheinlich bekannt als junger Bushido aus dem Kinofilm „Zeiten ändern dich“ und aus der deutschen Erfolgsserie 4 Blocks. Der 24-jährige Schauspieler und Sänger stand darüber hinaus schon bei einigen weiteren Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera: unter anderem der Kinokomödie Kalte Füße, der Bibi und Tina-Filmreihe sowie der Netflix-Serie Warrior Nun. Im letzten Jahr erschien sein erstes Album „Roter Sand“. Was er über Tribes of Europa zu berichten hat, liest Du jetzt im featured-Interview.
Das Setting von Tribes of Europa erinnert an Filme wie Die Tribute von Panem oder Die Bestimmung – Divergent. Denn nach einem mysteriösen Ereignis existiert die alte Welt nicht mehr so, wie wir sie heute kennen und es gibt ganz neue Regeln. Was unterscheidet das Leben in 2074 von 2021?
Im Jahr 2074 gibt es kein Internet. Das ist wohl der größte Unterschied. Es funktioniert auch fast kein elektronisches Gerät mehr. Außerdem gab es ein Massensterben, von dem man nicht weiß, was der Auslöser war, und deswegen leben nur noch zwei Millionen Menschen in ganz Europa. Diese haben sich in kleineren Tribes (engl. Stämme) zusammengefunden und kämpfen entweder um die Vorherrschaft oder versuchen sich aus den Konflikten rauszuhalten, wie zum Beispiel der Stamm der Origines.
Der Stamm der Origines steht im Fokus von Tribes of Europa. Du spielst Kiano, den ältesten Sohn des Anführers der Origines. Was sind die Besonderheiten dieses Tribes?
Die Origines sind gefühlt sowas wie die Hippies unter den Tribes, die sich aus jeglichen Kriegen oder Schlachten heraushalten und eins mit der Natur sind. Sie respektieren jedes Leben und sind demnach ein friedlicher Tribe.
Kiano wird von dem tyrannischen Stamm der Crows als Sklave verschleppt. Ihr Hauptsitz, die Festung Brahtok, ist das frühere Berlin. Kannst Du einmal die Szenerie beschreiben?
Wir haben in Tschechien und Kroatien gedreht. Was die Festung Brahtok angeht: Da hat unser Szenenbildner Julian R. Wagner einen fantastischen Job gemacht. Er hat Sachen zusammengebaut und Welten erschaffen. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal im Produktionsbüro war und was da für riesige Mindmaps hingen. Jedes einzelne Detail, das man in der Serie sieht, ist extra hergestellt worden - sei es das kleinste Messer oder sogar die kleinste Schraube. Das sind alles von Julian entwickelte und designte Dinge, die je nach Tribe oder Welt, wie Brahtok, extra geschaffen wurden. Es war wirklich ein großer Aufriss.
Wie hast Du die Arbeit am Set während der Pandemie erlebt?
Wir sind tatsächlich noch glimpflich davongekommen, denn alles ist vorher schon abgedreht gewesen. Der Dreh begann im August 2019 und ging dann bis Januar 2020. Als Corona dann im März 2020 richtig anfing, da waren wir schon lange fertig.
Dass Tribes of Europa jetzt erst auf Netflix startet, heißt dann ja, dass die Postproduktion richtig lange gedauert hat, oder?
Genau, es gab super viele Special Effects: Jeder einzelne Pfeil, der in der Serie abgeschossen wird, war gar kein echter Pfeil, jeder einzelne Schuss wurde nachbearbeitet. Teilweise wurden mitten in der Wallachei riesige Greenscreens aufgehangen, vor denen wir dann gedreht haben, denn auch die Städte oder das ehemalige Berlin wurden komplett digital nachgebaut. Daher war in der Postproduktion noch einiges zu machen.
Du bist deutscher Karatemeister, hat Dir das beim Dreh während der actionreichen Szenen einen Vorteil verschafft?
Mit meinen Martial-Arts-Erfahrungen hatte ich große Vorteile bei den Stunts. In Vorbereitung auf den Dreh hatten wir ein richtiges Boot Camp, in dem jeder Tribe seinen eigenen Kampfstil erlernt und geübt hat. Da hat es mir natürlich sehr geholfen, dass ich einfach schon sehr fit war zu dem Zeitpunkt.
Wie sah die Vorbereitung in diesem Boot Camp aus?
Unser Stunt Coordinator Michael Bornhütter hat mit uns verschiedene Übungen gemacht. Die Origines halten sich eher aus Kämpfen raus und haben daher keinen richtigen, eigenen Kampfstil. Da sie im Wald leben, haben wir gelernt, wie man schleicht und sich ergonomisch fortbewegt. Außerdem wurde uns beigebracht, wie man sich im Wald verhält, wie man herausfindet, wo Norden ist und die Himmelsrichtungen ohne Kompass bestimmt, wie man sich ein Nest zum Schlafen baut und mit einfachsten Hilfsmitteln Tiere fängt.
Hattest Du einen Lieblingsmoment am Set?
Das war der allererste Drehtag. Dieser war natürlich beeindruckend, weil ich zum ersten Mal am Set stand und dann in diese Welt eingetaucht bin, auf die ich mich sich so lange vorbereitet hatte.
Hast Du die finalen Folgen schon angesehen oder wartest Du auf die Netflix-Premiere?
Ich habe mir natürlich die ganze Serie angeschaut. Das ist in der Regel durch die Pressearbeit unvermeidbar. Daher sehe ich mir alles sorgfältig an. Ich stecke einfach sehr viel Herz in meinen Job und speziell natürlich auch in dieses Projekt. Man kriegt so selten die Chance, Projekte dieser Größenordnung in Deutschland zu drehen. Ich bin jetzt mit der Arbeit sehr zufrieden, weil ich mich dran erinnern kann, wie hart und anstrengend dieser Dreh war und ich vom Ergebnis sehr positiv überrascht wurde. Daher fühlt es sich sehr gut an.
Sehr schön! Was sind die nächsten Projekte, die nun anstehen?
Ich habe 2020 einen Kinofilm abgedreht, den ich zusammen mit Til Schweiger gedreht habe. Da geht es um einen bipolaren Jungen und wie seine Familie damit umgeht. Der Film heißt „Die Rettung der uns bekannten Welt“. Gerade arbeite ich an meinem zweiten Album und im Sommer drehe ich wieder, wozu ich aber leider noch nicht mehr verraten darf.
Du sprichst gerade von Deinem zweiten Album. Welcher Leidenschaft konntest Du 2020 mehr Aufmerksamkeit schenken, Schauspiel oder Gesang?
Tatsächlich der Schauspielerei, denn mein Debüt-Album ist erst vergangenes Jahr herausgekommen, daher habe ich 2020 relativ wenig Musik gemacht, außer bei mir zuhause. Deswegen war das eher das Film-Jahr.
Klasse, lieben Dank für das Interview, Emilio!
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