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The King of Staten Island in der featured-Filmkritik: Aus dem Leben eines Slackers
Judd Apatow und Pete Davidson verlassen für „The King of Staten Island“ ihre Comedy-Komfortzone. Herausgekommen ist ein Drama, das Deine Geduld fordert, aber schlussendlich auch belohnt. Warum, liest Du in unserer featured-Filmkritik.
Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Judd Apatow kennst Du wahrscheinlich eher für seine Komödien wie „Jungfrau (40), männlich, sucht…“ oder „Dating Queen“. Auch Hauptdarsteller Pete Davidson trat bisher vor allem durch seine schwarzhumorigen Auftritte bei der amerikanischen TV-Show „Saturday Night Live“ in Erscheinung. Nun haben sich die beiden aber für einen Film zusammengeschlossen, der zwar durchaus humorvolle Momente bietet, den Fokus aber auf Drama und die Entwicklung eines jungen Mannes legt.
Zum Kinostart von „The King of Staten Island“ kannst Du vorab eine exklusive Szene anschauen und Dir einen ersten Eindruck von Scott und seinem Leben machen:
The King of Staten Island: Das Leben eines Slackers
Scott (Pete Davidson) und seine Kumpels Oscar (Ricky Velez), Richie (Lou Wilson) und Igor (Moises Arias) sind sogenannte Slacker. Sie verbringen den ganzen Tag mit Nichtstun, kiffen und jagen Tagträumen hinterher. Im Keller seiner alleinerziehenden Mutter Margie (Marisa Tomei) malt sich Scott seinen Traum von einem Tattoo-Restaurant aus, ohne richtige Avancen zu haben, ihn auch umzusetzen. Geplagt von Depressionen nach dem Verlust seines Vaters driftet er ziellos vor sich hin. Doch als seine Mutter einen neuen Mann kennenlernt und seine kleine Schwester Claire (Maude Apatow) aufs College geht, kommt unfreiwillig Bewegung in Scotts Leben.
Ein Film ohne Zeitgefühl
Geprägt von Ziellosigkeit ist nicht nur das Leben des Protagonisten Scott, sondern auch der Film. Regisseur und Drehbuchautor Judd Apatow gab nämlich neben Davidson, der ebenfalls am Drehbuch beteiligt war, auch der Story freie Hand. Zum großen Teil wabert sie vor sich hin, ohne klar erkennbares Ziel. In manchen Abschnitten wirkt das zwar konfus und bisweilen auch deutlich zu langatmig, aber gleichzeitig auch faszinierend. Lose Enden werden nicht verknüpft, zeitliche Abfolgen nicht eingehalten. Charaktere verblassen und verschwinden, neue tauchen auf.
Die Kunst der Langatmigkeit
Diese ziellose Geschichte kann zwar ganz schön anstrengend sein, aber gerade, wenn Du Scott und seine Lebensumstände ein bisschen näher kennengelernt hast, strahlt diese Erzählweise einen gewissen Charme aus. Spätestens zum Ende hin wirst Du dann für Deine Geduld belohnt: Langsam, aber sicher bauen sich in dem über zwei Stunden vor sich hin plätschernden Streifen Emotionen auf, die sich dann entladen und den ein oder anderen bezaubernden Moment hervorrufen. Sogar mit dem Protagnisten identifizierst Du Dich ein Stück weit. Gründe für seine Ziellosigkeit vollziehst Du nach und gehst mit Scott durch seine Höhen und Tiefen.
Im Herzen ein guter Kerl
Scott wirkt dabei zwar immer unglaublich verpeilt, gleichzeitig aber auch liebenswert und herzlich. Das zeigt sich vor allem in den Gesprächen mit dem Feuerwehrmann Papa, gespielt von Steve Buscemi, oder in Momenten, in denen Scott plötzlich Verantwortung übernehmen muss. Gerade dann wirkt „The King of Staten Island” wie ein Coming-of-Age-Film, ohne dabei aufgesetzt zu sein. Im Gegensatz zu manch erzwungen wirkender Dramatik und Komikeinlagen. Sie würzen den Film zwar etwas, wirken oft aber deplatziert.
Der grandiose Cast reißt es raus
Auch wenn Du vielleicht nicht der geduldigste Zuschauer bist, so lohnt sich der Kinogang für „The King of Staten Island“ auf jeden Fall für den brillant besetzten Cast. Neben Pete Davidson glänzen dabei vor allem Marisa Tomei als Scotts Mutter, Bill Burr als neuer Mann an ihrer Seite, sowie Steve Buscemi als Feuerwehrmann Papa. Sie tragen zur erzählerischen Dichte und Dramatik bei und schaffen es, manch loses Ende doch noch irgendwie zu verknüpfen.
„The King of Staten Island” ist Nichts für Ungeduldige. Wenn Du Dich aber auf den Film einlässt, wirst Du mit großartigen Darstellern und der Charakterentwicklung eines jungen Mannes belohnt, dessen Geschichte faszinierender ist, als es zu Anfang scheint.
The King of Staten Island
Genre: Drama
Bundesstart: 30. Juli 2020
Laufzeit: 137 Minuten
FSK: ab 12 Jahren freigegeben
Regie: Judd Apatow
Drehbuch: Judd Apatow, Dave Sirus, Pete Davidson
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