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Film-Review: „Sicario 2“ - Ohne Kompromisse, ohne Hoffnung
In Sicario 2 liefert das Dreamteam Brolin / Del Toro erneut packende Action. Wo der Milieu-Thriller seine Stärken hat, welche Schwächen er aufweist und warum sich ein Gang trotzdem lohnt, erfährst Du im featured-Review.
Autoren und Regisseure begeben sich in diesen Tagen mit Filmen wie Sicario 2 auf dünnes Eis. Themengebiete wie Ein- und Auswanderung, Radikalisierung und kriminelle Milieus politisieren automatisch. Auch das Sicario-Sequel ist diesbezüglich mit Vorsicht zu genießen.
Der Kampf gegen Drogenkartelle geht in die nächste Runde
Ein Bombenanschlag in einem Kaufhaus in Kansas. Kartelle verdienen ihr Geld mit dem Schmuggeln von Menschen, darunter Extremisten. Die USA erklären Drogenkartelle zu terroristischen Organisationen. Unter diesen Voraussetzungen bekommt CIA-Agent Matt Graver (Josh Brolin) unbeschränkte Vollmacht für den Feldzug gegen die mexikanischen Drogenkartelle.
Um die Kartelle gegeneinander aufzustacheln, rekrutiert Graver den, aus dem ersten Teil bekannten, Söldner Alejandro Gillick (Benicio Del Toro). Kern der verdeckten Aktionen ist die Entführung Isabelas (Isabela Moner), Tochter eines Kartell-Oberhauptes. Die Regierung bekommt kalte Füße. Als sich Gillick weigert, alle Spuren, inklusive dem Mädchen, zu beseitigen, gerät er ins Visier der eigenen Auftraggeber – und der Kartelle.
Bekannter Inhalt in ansprechender Verpackung
„Leon – Der Profi“, „Logan“, „Sin City“ - das Motiv des schweigsamen Helden, der das junge Mädchen beschützt und sich dabei Schicht für Schicht seiner harten Schale entledigt, ist ein beliebtes. Und so fungiert auch Isabela genau genommen nur als Mittel zum cineastischen Zweck. Durch sie gewinnen wir Einblicke in das Innere, des ansonsten kaltblütig anmutenden Alejandro Gillick. Benicio Del Toro kann mit seiner Darstellung das Rad nicht neu erfinden, beziehungsweise das Klischee des schweigsamen Antihelden nicht vermeiden. Dank (schweiß)glänzender Performance ist uns das Schicksal seiner Figur aber zumindest nicht egal. Pluspunkt.
Irgendwo in Mexiko: Schwäche in der Nebenhandlung
Eine Nebenhandlung, der sogenannte B- oder Subplot, hat viele Vorteile. Beispielsweise kann sie dem Zuschauer neue Seiten und Hintergrundinfos zur Hauptfigur offenbaren. Im Falle von Sicario 2 ist die Nebenhandlung nett, aber nüchtern betrachtet Beiwerk und allenfalls unnötig pathetischer Stichwortgeber. Der Jugendliche Miguel lässt sich vom mexikanischen Kartell als Coyote anheuern, ein Handlanger, der Menschen über die Grenze schmuggelt. Das ist ein real existierendes Problem. Und das wäre per se spannend – aber nicht so beiläufig, wie Sicario 2 dieses Thema hier behandelt. So entsteht der Eindruck, Drehbuchautor Taylor Sheridan (Sicario, Wind River) hätte um die wichtigen Plot Points herum etwas zu viel konstruiert. Aber abgesehen davon würde die Thematik als Spin-off-Material mehr als taugen.
Gesellschaftliche Schwarzweißmalerei in unterhaltsamen Bildern
Regisseur Stefano Sollima ist für seine raubeinigen Kriminalfilme bekannt – gesellschaftliche Schwarzweißmalereien. Diese Attitüde überträgt Sollima auch auf Sicario 2. Dabei kommt ihm das Drehbuch, das seine Figuren aus den emotionalen Grauzonen des Vorgängers herausholt und ganz klar als good oder bad verifiziert, zweifelsfrei entgegen.
Sicario 2 ist in seinen Wurzeln ein Kriminalfilm auf hohem Niveau. Josh Brolin und Benicio Del Toro liefern ab. Catherine Keener (Get Out) wird in ihrer Nebenrolle als Regierungsmarionette jedoch unterfordert.
Insgesamt ein spannendes Kapitel im Sicario-Franchise. Anders als der erste Film. Nicht schlechter. Vielleicht die spannendste Hoffnungslosigkeit dieses Kinosommers.
Sicario 2
OT: Sicario: Day of the Soldado
Genre: Thriller / Drogen / Action
Bundesstart: 17.05.2018
Laufzeit: 123 Minuten
FSK: Ab 18 Jahren
Regie: Stefano Sollima
Drehbuch: Taylor Sheridan
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