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Film-Review: „Ralph reichts 2: Chaos im Netz“ – Treffsicherer Meta-Humor für Groß und Klein
Ralf reichts aus dem Jahr 2012 gehört zweifelsfrei zu den Animationshighlights der 2010er. Sechs Jahre später brechen die Arcade-Spielfiguren aus ihrer Spielhalle aus und entdecken das Internet – Systemabsturz inklusive. Die featured-Filmkritik zu Ralph reichts 2: Chaos im Netz.
Ralph reichts 2 ist – im Gegensatz zum Vorgänger – definitiv eine Fortsetzung mit sozialer Relevanz. Denn obgleich die zahlreichen Videospiel-Referenzen im ersten Film hübsch anzuschauen sind und dazu das Retrofeeling triggern, ist Chaos im Netz der Pixel gewordene Spiegel der digitalen Gegenwart, in der das Leben eben zu weiten Teilen online stattfindet.
Bisher bei Ralph reichts…
Randale-Ralph, gebaut wie Donkey Kong und angezogen wie ein heruntergekommener Super Mario, ist mit seinem Status als ausgegrenzter Videospiel-Bösewicht unzufrieden. Deshalb sucht er in zahlreichen anderen Arcade-Spielautomaten nach Anerkennung. Auf seinen Abenteuern trifft er auf die kleine Rennfahrerin Vanellope von Schweetz, die sich ihrerseits auch für eine Außenseiterin hält, weil sie „glitcht“, also einen vermeintlichen Grafikfehler aufweist. Am Ende aber kennt Ralph seine Rolle in der Spielwelt und auch Vanellope hat ihren Glitch als Fähigkeit erkannt. Ende gut, alles gut – könnte man meinen. Bis zum zweiten Teil…
Chaos im Netz: Das Abenteuer geht weiter
Seit sechs Jahren sind Ralph und Vanellope beste Freunde und genießen das Leben in der Videospielwelt ihrer Spielhalle. Als Vanellopes Enthusiasmus zum Defekt ihres Automaten Sugar Rush führt, werden sie und andere Spielfiguren plötzlich obdachlos. Das für die Reparatur benötigte Ersatzteil gibt es zwar bei Ebay, aber zu einem astronomischen Preis. Und den will der Betreiber der Spielhalle nicht mehr bezahlen. Ralph und Vanellope entscheiden sich daraufhin, auf eigene Faust dieses mysteriöse Internet zu durchforsten, um auf einer Auktionsplattform das fehlende Teil für den Spielautomaten zu finden.
Im Internet wird das Duo von aufdringlichen Suchmaschinen genervt, hört den Vögeln beim Tweeten zu und wird damit konfrontiert, dass Ralph plötzlich zum Internetphänomen mutiert. Vanellope hingegen entdeckt eine Spielwelt, die ihr sofort das Herz öffnet. Leider liegt die fernab der heimischen Spielhallenautomaten. Und weit weg von Ralph…
Ein animierter Spiegel der Gesellschaft
In der Originalfassung leiht Sarah Silverman dem Glitch-Girl Vanellope ihre Stimme und könnte damit vermutlich Tonnen von Eiscreme in Bruchteilen von Sekunden schmelzen lassen. Für die deutsche Synchronfassung kehrt Schauspielerin Anna Fischer hinter das Mikro zurück, die mit dem leichten Kratzen in der Stimme charmant nah an die Vorlage reicht. Wer des Englischen mächtig ist, dem sei, vielleicht auch im zweiten Rutsch, die Sichtung der englischen Sprachfassung empfohlen.
Chaos im Netz bildet das Internet als Metropole ab. Pop-up-Fenster tauchen als unseriöse Straßenhändler auf und die Tourist-Information ist buchstäblich eine Suchmaschine, die vor allem mit ihrer aggressiven Autovervollständigung nervt. Diese Ebene der Comedy ist für Kinder und Jugendliche natürlich deshalb zum Brüllen komisch, weil sie mit reichlich Slapstick und dem Grimassieren der Hauptfiguren arbeitet. Was nicht heißt, dass Dir das nicht auch als Erwachsenem ein hartes Schmunzeln abringt. Wenn es dann plötzlich darum geht auf Buzzztube mit viel Blödsinn viel Geld zu verdienen, fühlen sich so manche Zuschauer unangenehm stark an ihren Lieblings-Influencer erinnert.
An dieser Stelle ist bemerkenswert, dass der Film, trotz der sonstigen Medien-Konsum-Kritik, ein einziges Schaulaufen des Disney-Konzerns ist. Von Marvel über Star Wars bis hin zu einer unverschämt konstruierten Sequenz mit einer Horde Disney-Prinzessinnen, gab es vermutlich nur in The Lego Movie aufdringlichere Produktplatzierungen. In die starke Popkultur-Referenz drängt sich sogar ein Vergleich mit Spielbergs Ready Player One auf – mit der Ausnahme, dass die Animationen in Ralph reichts 2: Chaos im Netz überzeugen können.
Fazit: Chaos im Herzen
Der neueste Disney-Animations-Streich bietet zwei gut gefüllte Stunden Action, die einem jungen Publikum sehr hübsch die Zeit vertreiben können. Einem erwachsenen Publikum wird es an zwei, drei Stellen mit großer Sicherheit die Tränen in die Augen treiben. Selbstverwirklichung, Freundschaft, Mediennutzungsverhalten – das sind große Themen, die Disney hier anspricht und, dank des fähigen Teams in der Animationsabteilung, in eine schokoladensüße Action-Comedy verwandelt. Ein Filmtipp.
Chaos im Netz
OT: Ralph Breaks the Internet
Genre: Animationsfilm / Familie / Comedy
Bundesstart: 24.01.2019
Laufzeit: 112 Minuten
FSK: (steht noch aus)
Regie: Rich Moore, Phil Johnston
Drehbuch: Phil Johnston, Pamela Ribon
Herrscht bei Dir auch Chaos im Netz oder hast Du alles im Griff? Wir freuen uns auf Deine Anekdoten in den Kommentaren.