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Bild aus Son of Sam: Selbstporträt eines Mörders
Auf dem Bild zu Germany's next Topmodel 2026 ist Heidi Klum zu sehen, die vor einem violetten Hintergrund steht. Sie trägt ein beigefarbenes Outfit mit geknoteter Bluse und posiert mit einem selbstbewussten Lächeln. Ihr langes blondes Haar fällt locker über die Schultern, während sie die Hände in die Hüften stützt.

Die Känguru-Chroniken in der featured-Filmkritik: Irgendwas mit Schnapspralinen und Kommunismus

Mul­ti­tal­ent Marc-Uwe Kling bedi­ent viele Kun­st­for­men. Den Durch­bruch als Autor feierte er mit den Eska­paden eines kom­mu­nis­tis­chen Beuteltiers. Ob die Über­trag auf die Lein­wand funk­tion­iert und vor allem für wen, erfährst Du in der fea­tured-Filmkri­tik zu „Die Känguru-Chroniken“.

2009 veröf­fentliche Kling den Roman „Die Kän­gu­ru-Chroniken – Ansicht­en eines vor­laut­en Beuteltiers“. Allerd­ings erschienen die meis­ten Episo­den des Buch­es bere­its vorher als Radio-Com­e­dy-Serie „Neues vom Kän­gu­ru“ beim Berlin­er Sender Fritz. Elf Jahre, vier Romane und zahlre­ich­es Mer­chan­dise später, gilt es eine bre­ite Fan­base zu bedi­enen. Iro­nis­cher­weise wird ger­ade die ver­mut­lich den Tief­gang der Vor­la­gen ver­mis­sen und sich an verän­derte Charak­tere gewöh­nen müssen.

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Die Marc-Uwe-Chroniken: Der Künstler und sein Känguru

Der lethar­gis­che Kleinkün­stler, der nicht als solch­er tit­uliert wer­den will, Marc-Uwe (Dim­itrij Schaad) gibt dem Sur­ren sein­er Woh­nungsklin­gel nach, öffnet die Tür und wird von einem Kän­gu­ru (Stimme: Marc-Uwe Kling) zunächst nach Zutat­en für Eierkuchen gefragt, bevor es dreist bei Marc-Uwe einzieht.

Ein Jahr später geben die zwei eine kuriose aber zumin­d­est teil­funk­tion­ierende Wohnge­mein­schaft ab. Größeres Prob­lem ist allerd­ings der ultra­p­a­tri­o­tis­che Immo­bilien-Mogul Jörg Dwigs (Hen­ry Hübchen), der den infa­men Gör­l­itzer Park abreißen und neu bebauen will. Das Kän­gu­ru ruft zum Wider­stand auf, zur Not mit Gewalt – zumin­d­est, wenn es nicht selb­st im Weg ste­ht. Dazwis­chen besucht Marc-Uwe seinen eigen­willi­gen Ther­a­peuten und wirbt um die Gun­st sein­er Nach­barin Maria (Ros­alie Thomass).

GigaTV Film-Highlights

Die Charakter-Chroniken: Ansichten eines Stereotypenmuffels

„Das Buch war bess­er“, ist eine scheußliche For­mulierung für ein Faz­it ein­er Buchadap­tion. Schon Buch und Hör­buch sind grund­ver­schieden. Der Sprung vom Buch zum Film ist gigan­tisch. Und so funk­tion­ieren die Charak­ter­skizzen solch­er Neben­fig­uren wie der türkischstäm­mi­gen Kioskbe­sitzer mit Berlin­er Schnau­ze, Otto-von (Tim Sey­fi) und Friedrich Wil­helm (Adnan Mar­al), wom­öglich in den kurzweili­gen Eska­paden der Büch­er gut. Auf der Lein­wand wer­den sie dazu ver­don­nert, südländis­chen Akzent zu behaupten, um zum Beispiel Antag­o­nist Dwigs Angriffs­fläche für Eth­no-Gags zu bieten. Das alles, um vorzuführen, wie böse ein recht­spop­ulis­tis­ch­er Immo­bilien­hai ist – im Film eine Kul­mi­na­tion schlimm­ster Moralver­w­er­fun­gen; ein Mix aus Trump, Gauland und mehr.

An dessen Seite ste­ht übri­gens seine schwan­gere Frau Jeanette (Bet­ti­na Lam­precht), bei der sich rück­blick­end nicht ein­mal ein Selb­stzweck erah­nen lässt, außer dass sie eben schwanger ist. Schaus­pielerin Bet­ti­na Lam­precht („Pastewka“) spielt das gewohnt überzeu­gend. Vielle­icht ist die Frage nach Sinn und Unsinn der Fig­ur deshalb so quälend, weil schlichtweg der Ein­druck bleibt, dass hier Schnap­spra­li­nen vor die Säue gewor­fen wurden.

Gar keine Chroniken: Probleme des episodischen Erzählens

Ein direk­ter Ver­gle­ich zwis­chen Buch-Vor­lage und Kino-Adap­tion erübrigt sich, siehe oben. Aber schon das Konzept der „Kän­gu­ru-Chroniken“ sieht ja ein episodis­ches Erzählen vor, ob als wöchentliche Radio-Serie oder eben als Kurzgeschicht­en­samm­lung mit dem irreführen­den Wort Chroniken im Titel. Das For­mat Langspielfilm wider­spricht diesem Konzept total. Und das merkt man. Zwis­chen High­light-Pas­sagen mit viel Kän­gu­ru-Action wird viel in die Gegend ges­tar­rt und aufge­set­zt trock­en auf irgend­was Kurios­es reagiert. Das Kän­gu­ru tritt medi­en­wirk­sam im TV auf: nor­mal. Der Patient erzählt vom Kän­gu­ru und wird vom Ther­a­peuten direkt für mis­chugge erk­lärt. Vielle­icht hätte eine TV-Serie dem Stoff bess­er getan.

Die Visual-Effects-Chroniken: Ein authentisches Känguru

Nein, die Schwächen des Films sind nicht bei den Visu­al Effects zu find­en. Das Kän­gu­ru sieht sauber ani­miert aus, hüpft hier und da und zün­gelt neck­isch über die Lip­pen. Tech­nisch gese­he, kann sich das Beutelti­er dur­chaus mit anderen europäis­chen Fil­men messen.

Die Känguru-Chroniken: Eine deutsche Komödie

Ob das Buch nun bess­er gefällt oder nicht, muss am Ende jed­er selb­st entschei­den. Wer eine Karte für „Die Kän­gu­ru-Chroniken“ zieht, darf zumin­d­est nicht den Roman als Bebilderung erwarten. Vielmehr ist es eine typ­isch deutsche Komödie mit Kneipenat­mo­sphäre, überze­ich­neten Fig­uren und hin und wieder einem Handge­menge zwis­chen­durch. Das unter­hält pass­abel für einen Filmabend – eine Kän­gu­ru-Offen­barung ist es jedoch nicht.

Ein fea­tured-Filmtipp für alle die, die die Büch­er nicht gele­sen haben.

 

Die Kän­gu­ru-Chroniken

Genre:                    Komödie

Bun­desstart:          5. März 2020

Laufzeit:                 92 Minuten

FSK:                        Ab 0 Jahren

Regie:                      Dani Levy

Drehbuch:              Marc-Uwe Kling

Welche Episode des Kän­gu­rus möcht­est Du gerne auf der großen Lein­wand erleben? Wir freuen uns auf Deine Ideen in den Kommentaren.

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