mark zimmermann (Jermias Meyer) in der greif
© Gordon A. Timpen, Amazon Studios
Mann mit Sonnenbrille in einem offenen Wagen
Indiana Jones mit der Peitsche
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Der Greif | Kritik: Wie sehr verzaubert Dich Hohlbeins Dark-Fantasy-Serie?

Der Fan­ta­sy-Roman „Der Greif“ (1989) von Wolf­gang und Heike Hohlbein befind­et sich seit Jahrzehn­ten in den Bücher­re­galen von Liebhaber:innen für Mys­tik, Geheimnisse und Magie. Im Mai startet die Serien-Adap­tion auf Ama­zon Prime Video. Wir kon­nten sie bere­its schauen und ver­rat­en Dir in unser­er Kri­tik zu Der Greif, ob die deutsche Fan­ta­sy-Kost überzeugt!

Drei typ­is­che Teenag­er aus den Neun­zigern, die sich plöt­zlich in ein­er ganz fin­steren Par­al­lel­welt wiederfind­en: Das ist das Set­ting der kom­menden Dark Fan­ta­sy-Serie. Neben dem Antag­o­nis­ten und bösem Machthaber Der Greif müssen sie sich dort gegen fin­stere Krea­turen wie Gar­goyles behaupten. Klingt nach einem wilden Ritt? Wir haben die Serie bere­its für Dich unter die Lupe genom­men und ver­rat­en Dir in unser­er Kri­tik zu der Greif, ob sich die Reise für Dich lohnt.

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Der Greif: Die Handlung der Serien-Adaption

1984, Krefelden: In ein­er Nacht-und-Nebel-Aktion schnappt sich Karl Zim­mer­mann (Golo Euler) seine bei­den Söhne Mark und Thomas und ein altes Buch und flieht. Vor irgen­det­was. Was genau, erfahren wir erst später. Seine Frau Petra (Sabine Tim­o­teo) lässt er allein zurück.

10 Jahre später: Karls Sohn Mark Zim­mer­mann (Jere­mias Mey­er) ist mit­tler­weile 16 Jahre alt. Gerüchte über seine psy­chis­chen Prob­leme brand­marken ihn als Außen­seit­er. Damit tritt er in die Fußstapfen seines großen Brud­ers Thomas (Theo Trebs), der mit­tler­weile von der Schule geflo­gen ist und den Plat­ten­laden „Orakel von LP” betreibt. Kon­takt zu seinen Mitschüler:innen hat Mark vor allem eher nur dann, wenn er Mix­tapes für fünf Euro ver­jubelt. Die neue Mitschü­lerin Becky (Lea Drin­da) hinge­gen, hat direkt einen guten Draht zu Mark und inter­essiert sich nicht für dessen schwierige Vorgeschichte – vor­erst.

Neben seinem Außen­seit­er­tum, trägt Mark bald eine weit­ere Last mit sich herum: „Die Chronik“. Jenes sel­tene Buch, das alle Jungs aus der Fam­i­lie Zim­mer­mann im Alter von 16 Jahren bekom­men und das ihm sein Brud­er Thomas plöt­zlich über­re­icht. Damit begin­nt ein ganz neues Aben­teuer für Mark und seine einzi­gen Freund:innen Becky und „Memo“ (Zoran Pin­gel). Denn die Chronik offen­bart Mark Ein­blicke in die Welt des Schwarzen Turms, ein Reich, das vom „Greif“ beherrscht und unter­jocht wird. Und wom­öglich ist Mark dazu auserko­ren, diese Welt zu befreien. Denn er ist der „Wel­tenwan­der­er“, der sich beliebig zwis­chen den Dimen­sio­nen bewe­gen kann. Ein dun­kles Fan­ta­sy-Aben­teuer begin­nt.

Die Menschenwelt: Charmante Jugendfiguren und schwierige Erwachsene

Die Jungdarsteller:innen machen hier einen ver­dammt guten Job! Jere­mias Mey­er (Mark) und Lea Drin­da (Becky) kon­nten bere­its in der Ama­zon-Stu­dios-Pro­duk­tion „Wir Kinder vom Bahn­hof Zoo“ überzeu­gen. In den ersten drei Episo­den, die wir uns anschauen kon­nten, ist ihre Chemie auf dem Bild­schirm ein dick­es Pro-Argu­ment für die Serie. Unter den Neben­fig­uren tum­meln sich hinge­gen aller­lei Stereo­type: eine ver­wöh­nte Göre, die im reichen Eltern­haus ver­nach­läs­sigt wird; die beste Freund:innen mit uner­widert­er Liebe und oben­drauf viele Kinder, die nur schw­er aus dem Schat­ten ihrer Eltern treten kön­nen. Über den Ver­lauf der gesamten Staffel, bekom­men jedoch auch die Neben­fig­uren etwas mehr Raum zur Ent­fal­tung.

Hier und da sind wir über die Dialoge gestolpert, etwa: „Alles Gute zum Geburt­stag, klein­er Brud­er“. Bei solchen und ähn­lichen Sätzen, stellen sich uns die Nack­en­haare auf. Warum? Sie erk­lären auf furcht­bar unnatür­liche Weise Beziehungskon­stel­la­tio­nen, weil man glaubt, das Pub­likum kön­nte es son­st nicht schnallen. Ist für uns aber nur ein klein­er Aufreger, weil die Dialoge anson­sten über­wiegend in Ord­nung sind und gut präsen­tiert wer­den.

Unter den Erwach­se­nen schieben sich erst mit der zweit­en Staffel­hälfte inter­es­san­tere Fig­uren ins Ram­p­en­licht. So richtig sym­pa­thisch wer­den trotz­dem die wenig­sten. Das ist bei Com­ing-of-Age-Geschicht­en allerd­ings nichts Ungewöhn­lich­es. Für uns hebt sich Sabine Tim­o­teo als Mut­ter Petra Zim­mer­mann, dank ihres inten­siv­en und aus­drucksstarken Spiels, vom Rest des Casts ab. Emo­tionale Momente wie Wutaus­brüche, Rat­losigkeit und Verzwei­flung sind auf den Punkt und haben uns begeis­tert. Wir sind ges­pan­nt, wie sich die anges­pan­nte Beziehung zu ihren Söh­nen entwick­elt. Armin Rohde ver­sprüht wie üblich genug boden­ständi­gen Charme mit, um seine Neben­rolle des Kom­mis­sars Bräk­er zumin­d­est nicht egal wirken zu lassen.

gargoyle der greif

Gar­goyles und andere mys­tis­che Wesen erwarten Dich in der Dark Fan­ta­sy-Serie Der Greif. — Bild: © Gor­don A. Tim­pen, Ama­zon Stu­dios

Der Schwarze Turm: Fantasy-Ödland mit schreienden Fischen und Gargoyles

In der Welt des Schwarzen Turms gibt es mys­tis­che Wesen mit Hörn­ern und ste­in­grauer Haut , welche stark an Gar­goyles – diese gruselig anmu­ten­den Wasser­speier, die ihren fes­ten Platz in gotis­ch­er Architek­tur haben – erin­nern . Sie sprechen eine eigene Sprache, die fre­undlicher­weise per Unter­ti­tel über­set­zt wird. Ob und wie real­is­tisch die Dialoge sind – keine Ahnung. Dazu haben wir zu wenig Ref­eren­zw­erte in punc­to Gar­goyles. Aber: Effek­te und Effekt-Make-up funk­tion­ieren gut und müssen sich hin­ter anderen Pro­duk­tio­nen nicht ver­steck­en. Diese Krea­turen dienen dem Greif, einem mächti­gen Wesen, das die Welt des Schwarzen Turms unter­jocht und mit jed­er Episode an Präsenz gewin­nt. Auch weit­ere Details tra­gen zur Fan­ta­sy-Stim­mung bei, etwa Fis­che, die an Land plöt­zlich mit men­schlichen Stim­men loss­chreien. Unan­genehm.

Wenn gigan­tis­che Mono­lithen bis in den Him­mel ragen, dann sieht die „andere Welt“ wirk­lich bösar­tig aus. Alles auf Boden­höhe erin­nert hinge­gen meist an Mis­chwald oder Mojave-Wüste. Bei weni­gen Szenen wirkt dies zu ver­traut, um als Fan­ta­sy­welt durchzuge­hen. Ger­ade in der zweit­en Staffel­hälfte punk­tet die Serie dann allerd­ings in bei­den Wel­ten mit ordentlichen Crea­ture- und Action-Spitzen.

Unser Fazit: Der Türöffner für deutsche Fantasy-Adaptionen

Das Intro wirkt etwas unin­spiri­ert und einige Dialoge sind eher weniger Oscar-verdächtig. Im Großen und Ganzen überzeugt uns Der Greif trotz­dem mit span­nen­den Fig­uren, ansehn­lichen Effek­ten, einem authen­tis­chen 90er-Feel­ing und vor allem ein­er schö­nen Fan­ta­sy-Geschichte. Gegen eine zweite Staffel hät­ten wir defin­i­tiv nichts einzuwen­den. Und wichtiger: Wom­öglich ermutigt es deutsche Pro­duk­tio­nen, den bish­er fast unange­tasteten Schatz deutsch­er Genre-Lit­er­atur endlich ins bewegte Bild zu über­tra­gen. Also liebe Stream­ing-Anbi­eter, wann bekom­men Pro­fes­sor Zamor­ra, John Sin­clair und die Gespen­ster-Krim­is grünes Licht?

Der Greif
Orig­inalti­tel: Der Greif
Genre: Fan­ta­sy, Com­ing-of-Age, Dark Fan­ta­sy
Start: 26. Mai 2023
Laufzeit: Staffel 1: 6 Episo­den je ca. 55 Minuten
Altersempfehlung: tba
Showrun­ner: Sebas­t­ian Mar­ka, Erol Yesilka­ya
Basiert auf: „Der Greif“ (1989) von Wolf­gang und Heike Hohlbein

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