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Berlin, Berlin – Der Film in der featured-Filmkritik: Nicht mal was für den Serien-Fan?
Lolle, Sven und Hart aus der mittlerweile 15 Jahre alten Serie „Berlin, Berlin“ sind wieder zurück. Liebeswirrwarr natürlich inklusive. Leider nicht mehr inklusive sind der freche Humor, der optische Pepp und die erzählerische Finesse.
15 Jahre, nachdem die vierte und letzte Staffel der deutschen Serie „Berlin, Berlin“ über die Fernsehbildschirme flimmerte, kehren nun viele der bekannten Akteure zurück. Regisseurin Franziska Meyer Price, die für die meisten Folgen der Serie verantwortlich ist, hat sich an eine Spielfilmversion gewagt. Natürlich dürfen Felicitas Woll als Lolle oder Jan Sosniok als Sven und viele weitere nur allzu bekannte Serien-Gesichter nicht fehlen. Eigentlich sollte die Komödie im Kino anlaufen. Nun erscheint der Film aber aufgrund der aktuellen Lage auf Netflix. Ob er für ordentliche Popcorn-Stimmung und Retro-Gefühle sorgt, erfährst Du in unserer featured-Filmkritik.
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin
Lotte (Felicitas Woll) lebt nun schon eine Weile in Berlin und hat es sich in der Hauptstadt gemütlich gemacht. Sven (Jan Sosniok), der ihre Gefühlswelt damals ordentlich durcheinander gebracht hat, ist abgeschrieben. Und so finden wir Lotte vor dem Traualtar wieder! Dort wartet Hart (Matthias Klimsa) darauf, sie zu heiraten. Aber natürlich endet alles im Chaos. Was hauptsächlich daran liegt, dass Sven auftaucht und um ihre Hand anhält. Lotte ist überfordert, nimmt Reißaus und randaliert auf ihrer Flucht so sehr, dass sie zu Sozialstunden verdonnert wird. Die leistet sie an einer Schule ab, an der sie Dana (Janina Uhse) kennenlernt. Deren Liebesleben ist ähnlich kompliziert und die Frauen landen nach einer durchzechten Nacht voller Frust und Männergeschichten im Harz. Der ist dann Startpunkt eines folgenreichen Roadtrips zurück in die Hauptstadt.
Älter werden ist nicht leicht
Zentraler Dreh- und Angelpunkt der Serie war damals die deutsche Hauptstadt, in der Lolle als Comiczeichnerin Fuß fassen wollte. Der besondere Clou der Serie bestand darin, dass Alltagssituationen und die Gefühle der Hauptdarstellerin in kleinen Comicsequenzen in das normale Geschehen eingefügt wurden. Die Filmemacher haben versucht, solche Zeichnungen auch jetzt wieder einzubauen. Das allerdings nicht annähernd so charmant wie Anfang der 2000er. Die Grafiken wirken unnatürlich und manchmal sogar billig. Optisch ist das definitiv keine Freude, und das, obwohl heutzutage technisch deutlich mehr möglich wäre. Auch der kesse Humor, den Lolle früher an den Tag legte, trug dazu bei, dass die Serie „Berlin, Berlin“ beliebt war. War er damals frisch und frech, wirkt er heute im Film leider bieder und seltsam verschwurbelt.
Lotte in Spießerhausen
Dummerweise überrascht das dann leider nur wenig, denn auch die Story ist so geschrieben, dass nicht nur abzusehen ist, was passieren wird. Auch jeglicher Pepp, für den die Serie eigentlich bekannt war, ist verloren gegangen. In der Serie ist Lolle nicht auf den Mund gefallen und auch ihr ständiger Beziehungsstress wird immer mit einem charmanten Augenzwinkern erzählt. Jetzt machen Liebeswirrwarr, ein Roadtrip zweier Frauen in der Pre-Midlifecrisis und Lottes Abdriften ins Spießertum „Berlin, Berlin – Der Film“ nicht einmal für Serienfans sehenswert. Die gute Nachricht aber ist: Alle vier Staffeln der Serie sind ebenfalls auf Netflix abrufbar. Die schaust Du übrigens natürlich auch mit Giga-TV.
Genre: Komödie
Bundesstart: 8. Mai 2020
Laufzeit: 80 Minuten
FSK: ab 6 Jahren freigegeben
Regie: Franziska Meyer Price
Drehbuch: David Safier
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