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“A Rainy Day in New York“ in der featured-Filmkritik: Der vielleicht schlechteste Film von Woody Allen
Woody Allen, dieser Name bedeutet Filme im Jahrestakt, verschrobene Figuren und einprägsame Dialoge. In seinem neusten Film übersteigert das Hollywood-Urgestein diese Elemente ins Unerträgliche. Notorische Unsympathen wechseln sich mit klischeehaften Frauenfiguren ab. Warum diesen Film eigentlich niemand braucht, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu A Rainy Day in New York.
Woody Allen ist Autor, Regisseur und Hollywood-Urgestein, das mit Filmen wie Eine Sommernachts-Sexkomödie, die Themen „Beziehung“ und „Sexualität“ herrlich entkrampft hat. In A Rainy Day in New York behauptet er langweilige Figuren, die durch nahezu pointenlose Szenen grimassieren und chargieren müssen. Autoren sind depressive Stelzböcke und Regisseure verkappte Philosophen. Und Nostalgie wird erst welche, wenn man über „alte Filme“ redet. Nein, da macht der Trailer womöglich Lust, auf eine spritzig zweideutige RomCom, die A Rainy Day in New York so an keiner Stelle ist.
A Rainy Day in New York: Big Apple, Big Problems
Gatsby (Timothée Chalamet) lädt seine große Liebe Ashleigh (Elle Fanning) auf einen Trip nach New York ein. Schickes Hotel, Stadtrundfahrt – das volle Programm. Anlass ist ein Interview, mit dem bekannten Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber), das Ellen für die Studentenzeitung führen soll.
Aber, ach weh, das Erlebnis gestaltet sich so ganz anders als gedacht. Denn Ashleigh verfällt zunächst besagtem Regisseur und später einem Schauspieler mit Haut und Haar. Zur gleichen Zeit trifft Gatsby über Umwege auf die Schwester seiner Jugendliebe und entwickelt romantische Gefühle für sie.
An allen Enden der Stadt wird geknutscht und geliebt. Und am Ende des Tages stellt sich nicht nur Gatsby die Frage, ob Liebe vielleicht gar nicht ewig hält.
Ein Maximum an Schauspielkraft für ein Minimum an Drehbuchleistung
Zweifelsfrei gehört Elle Fanning zu den begabtesten Darstellerinnen der neueren Kinozeit. Ihre Performance in Neon Demon war diabolisch gut, ihre Prinzessin Aurora in den Maleficent-Filmen warm und ihre Verkörperung der Autorin Mary Shelley im gleichnamigen Kinofilm hat einen ansonsten durchschnittlichen Film über das Mittelmaß gehoben. Der Charakter Ashleigh hingen beleidigt das Gemüt und strapaziert die Nerven. Zuzusehen, wie eine ambitionierte Jungjournalistin von Beginn an von Szene zu Szene zu einem Naivchen verkommt, tut in den Augen weh. Und wofür? Das ist keine rhetorische Frage. Es gibt keinen guten Grund dafür. Vielleicht, um auf sie die Verführungen der Traumfabrik zu projizieren. Aber bedarf es dafür Elle Fanning als Abziehbild einer Figur, die nach einer unnötigen Odyssee halb nackt durch die Zimmer schleicht und dem klassischen Fremdgehen entgegensteuert? Eigentlich nicht. Aber das ist das grundlegende Problem mit Woody Allens Nostalgie-Kitsch: er verbrennt Schauspieler und Schauspielerinnen. Denn obgleich alle ordentlich abliefern, kann doch kaum einer gegen den Mist anspielen, der da verzapft wird. So wie Jude Law (Fantastic Beasts: Grindelwalds Verbrechen) als Autor Ted Davidoff. Wir kaufen ihm den wilden Autor ab, der Ashleigh schöne Augen macht, während er seiner Ehefrau den Seitensprung mit einer dritten Dame erklärt, aber er wirkt dabei, wie ein Vehikel für seelenlose Dialog-Fetzen.
Viel Theater am falschen Platz
Hauptdarsteller Timothée Chalamet liefert überzeugend ab. Aber was überhaupt? Das Drehbuch behauptet einen Neurotiker mit Retrofimmel, der sich an alten Filmen und Urban-Noir-Nostalgie erfreut. Aber alles nur selbstzweckhaft. Dialoge werden so groß ausgestikuliert und dabei statisch gefilmt, dass einem alle zwei Minuten das Wort „Theater“ im Kopf aufploppen muss; so groß sind die Gesten, so gestelzt die Dialoge.
Auch, dass die einzig wirklich gute Szene im Prinzip eine einmalige Ausnahmeerscheinung ist, reicht als Einordnung eigentlich schon aus. In besagter Szene trifft Gatsby widerwillig auf seine Mutter (Cherry Jones, Whiskey Tango Foxtrott). Der sich anknüpfende Dialog über Liebe und Prostitution ist dermaßen auf den Punkt und gut gespielt und geschrieben, dass er unmöglich in diesen Film gehören kann.
Woody Allens gescheiterte Liebeserklärung an die Nostalgie
Nein, A Rainy Day in New York ist kein Film fürs Kino. Vielleicht ist er noch nicht einmal ein Film für das Medium Film. Als Theaterstück wäre der Stoff vermutlich besser aufgehoben. Frauen kommen in dem Streifen nicht gut weg. Liebe zur Nostalgie und das Golden-Age-Syndrome wurde im Woody-Allen-Film A Midnight in Paris (2011) wesentlich charmanter verpackt. Als nachmittägliche Bügelbegleitung mag der Film reichen, aber als neuer Film von Woody Allen versagt er leider auf ganzer Linie.
A Rainy Day in New York
Genre: Romantische Komödie
Bundesstart: 5. Dezember 2019
Laufzeit: 92 Minuten
FSK: Ab 0 Jahren
Regie: Woody Allen
Drehbuch: Woody Allen
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Titelbild: Filmpresskit