Tests & Reviews
Herzschlag messen am Ende der Welt: Vivofit im Test
Am 7. September 2014 starteten wir unsere 2-jährige Tour mit fünf Ural-Gespannen auf dem Landweg nach New York. Aktuell beziehen wir unser Winterlager in Georgien. Stolz blicken wir zurück auf über 5000 Kilometer, die wir auf den Schwingsatteln unserer Ural-Motorräder bewältigt haben. Die Zeit, die uns dieser erste Zwischenstopp auf unserem Weg nach New York verschafft, bietet uns die Möglichkeit, geschehene Dinge aufzuarbeiten, Texte zu schreiben und Daten auszuwerten. Ausgestattet mit allerlei technischem Gerät konnten wir die erste Etappe nicht nur ausgiebig filmisch dokumentieren; dank des leichten kompakten Vivofit Fitnessarmbandes aus dem Hause Garmin können wir nun auch Rückschluss über unsere körperliche Kondition ziehen.
Test-Ort: Die Schwarzmeerküste der Türkei
Zu Beginn der Reise gestaltete es sich schwierig, die technischen Vorzüge unseres Equipments in den Tagesablauf einzubetten. So haben wir uns nicht auf einen stetigen Begleiter eingelassen, sondern das Vivofit-Armband in gezielten Momenten umgeschnallt und zum Einsatz gebracht. Auf einer Reise wie der unseren ist der elektronische Ladevorgang von technischem Gerät keine banale Angelegenheit. Unsere Lademöglichkeiten waren bisher begrenzt und so kam uns das Vivofit-Band, das eine Batterielaufzeit von einem Jahr verspricht, sehr entgegen. Eine Situation, in der wir das Garmin-Produkt gezielt testen wollten, ergab sich an der Schwarzmeerküste der Türkei:
„Die Motorräder stecken im Matsch am Fuße eines Hügels. Vor uns liegt ein steiler Hang, den es zu bewältigen gilt. Gemischte Gefühle machen sich in uns breit. Die Erwartungen schwanken zwischen Respekt vor dem holprigen ‚Aufstieg‘ und der Lust daran, Mensch und Maschinen auf ihre Strapazierfähigkeit zu testen – der perfekte Moment, um das Vivofit-Fitnessband auszuprobieren.“
Das kann das Fitness-Armband
Das Garmin-Produkt selbst misst Schritte, die zurückgelegte Distanz, schlägt uns individuelle Tagesziele vor, zeigt verbrauchte Kalorien und Zeit an und fordert uns bei längerer Inaktivität mittels einer roten Skala im oberen Teil des Displays auf, uns wieder zu bewegen. Zusätzlich überwacht es den Schlafrhythmus und sammelt Informationen über Schlafdauer und Bewegungen während der nächtlichen Ruhe. Gekoppelt mit einem Brustgurt und dem integrierten Herzfrequenz-Sensor gibt es Auskunft über den Pulsschlag. Hier setzen wir an – diese Funktion interessiert uns.
„Wir schnallen uns den Gurt, der sich mittels Knopfdruck mit dem Vivofit-Fitnessband synchronisiert, um unsere Brustkörbe. Wir treten die Maschinen an – Motoren röhren und Räder graben sich tief in den Schlamm. Der untere Abschnitt der holprigen Piste stellt sich als ‚Anfänger‘-Hügel heraus, dessen Bewältigung machbar scheint. Das Absolvieren dieses Abschnitts verläuft auch tatsächlich beinahe reibungslos. Der integrierte Pulsmesser bestätigt uns durch die Anzeige einer niedrigen ‚Drehzahl‘ diesen Eindruck.
Besteht Vivofit den Härtetest?
Der Blick nach vorn verrät nun jedoch, dass die schwierigste Etappe des Aufstiegs noch vor uns lauert! Mit guter Fahrt versuchen wir, den Steilhang zu überlisten, doch die Räder drehen erneut durch, die Maschinen rollen zurück – ein Weiterkommen ohne Hilfe scheint unmöglich. Zwei von uns schieben. Der Puls steigt rasant – sowohl bei der schiebenden Fraktion als auch beim Fahrer der Maschine. Der Schrittzähler scheint bei derart viel Action zu erstarren und weigert sich, so kurzfristig Auskunft zu geben. Der Schlamm spritzt hoch und die schiebende Fraktion bekommt ganz schön was ab. An den Schutz des Vivofit-Armbandes verschwenden wir jedoch keinen Gedanken, da dieses laut Hersteller bis 50 m unter der Wasseroberfläche wasserdicht und seinem Material nach leicht zu reinigen ist. Die Überwindung des Steilhanges verlangt Mensch und Maschine so einiges ab. Oben angekommen rasen unsere Herzen. Keuchend genießen wir den Adrenalin-Schub. Diesen Härtetest hat das Vivofit-Fitnessarmband erfolgreich bestanden!“
(Şile/ Türkei, 09.10.2014)
Die Vor- und Nachteile
Vivofit als Begleiter auf unserer Reise bietet Vor- und Nachteile. Einige Funktionen wie Pulsmesser oder Aktivitätsmodus finden wir persönlich interessant. Das Synchronisieren des Geräts mit Smartphone oder Computer erwies sich hingegen in unserem Falle als schwierig, da das Herunterladen der benötigten App in verschiedenen Ländern nicht möglich ist. Beim Synchronisieren mit dem Rechner via myGarmin wurden uns somit lediglich die Daten des jeweils vergangenen Tages angezeigt, obwohl das Vivofit-Armband in der Lage ist, über Wochen Daten zu speichern. Auf einer Reise, bei der sich der Zugang zum Internet auf das Nötigste beschränkt, ist das Synchronisieren der Daten demnach gegebenenfalls lückenhaft. Wer allerdings zu Hause von einem stabilen Internet umgeben ist, kann problemlos das Erlebte und den gesamten Körpereinsatz anhand der aufgezeichneten Statistiken auswerten. So können wir beispielsweise mittels unserer Tagebücher in Kombination mit Garmin Vivofit nachvollziehen, in welchen Momenten und an welchen Orten unser Körper am meisten belastet wurde.
Funktionen wie Datum und Uhrzeit sind praktische Begleiter im Alltag und lassen das Fitnessarmband als dezente Uhr funktionieren. Bei täglichem Gebrauch macht die Funktion des Inaktivitätsmessers Laune, sich mehr zu bewegen – einhergehend mit dem intelligenten Tagesschrittziel-Modus. Dieser schlägt individuelle kleine Ziele vor, die für jedermann machbar sind.
Bei mehrfachem Gebrauch dieses Garmin-Produktes – vor allem in extremen Situationen – ist uns der Verschluss des Armbandes als Manko aufgefallen. Dieser hat sich mehrmals von allein geöffnet. Dadurch kann man das Gerät schnell verlieren.
Das Fazit
Alles in allem ist Vivofit für uns ein Dokumentationsmittel in bevorzugt aktionsreichen Situationen – in unserem Fall einem Mensch-gegen-Maschine-Contest. Zu sehen, wie rasant sich je nach Anstrengung hierbei die Messwerte verändern, ist nicht nur interessant, sondern auch unterhaltsam.