Smartphones & Tablets
Die Spider-App geht – Das selbstheilende Display kommt
Du hattest sie schon, einer Deiner Freunde hat sie immerzu – die Angst, sie sich wieder einzufangen ist furchtbar. Risse auf dem Smartphone- oder Tablet-Bildschirm, bekannt als Spider-App. Dank Forschern aus Bristol repariert sich Dein Smartphone in naher Zukunft aber vermutlich selbst.
Du sitzt am Bistrotisch, unterhältst Dich und hörst plötzlich ein dumpfes Scheppern. Schnell folgt Dein Blick dem Geräusch und ein hohes Quieken entfährt Dir, als Du Dein neues Smartphone am Boden siehst. Es ist aus der Hosentasche gerutscht und weil Schutzhüllen für Dich definitiv keine Option sind, ziehen sich nun künstlerisch wertvolle Risse über Dein Schmuckstück. Und nun stell Dir vor, diese Risse wären ein paar Stunden später, wie von Zauberhand, wieder verschwunden. Das könnte bereits in knapp fünf Jahren der Fall sein.
Von Blut inspiriert
Weißt Du eigentlich, was passiert, wenn Du Dir in den Finger geschnitten hast? Als Frau machst Du ein Pflaster drauf und gut. Als Mann werden nahestehende Verwandte angerufen und präventiv der Nachlass geregelt. Aber das meinen wir nicht. Wir meinen Deinen Körper. Displayrisse sind am ehesten mit kleinen Schnitten zu vergleichen. In Deinem Körper sorgen Blutplättchen dafür, dass die Wunde möglichst schnell verklebt, um sie vor erneuten äußeren Einflüssen zu schützen. Dadurch kann Dein Körper anfangen, die betroffene Stelle zu reparieren und neue Verbindungen herzustellen. Von diesem Prinzip ließ sich der britische Professor Duncan Wass zusammen mit seinem Team inspirieren. An der University of Bristol haben sie einen Stoff entwickelt, der geradewegs aus einem Science-Fiction-Film zu stammen scheint.
Der Stoff wird in Millionen winzigen, für das menschliche Auge unsichtbaren Bläschen in das Display eingearbeitet. Wird dieses nun beschädigt, öffnen sich die Bläschen. Das auf Kohlenstoff basierende Hightech-Liquid fließt heraus und füllt die Bruchstellen auf. Anschließend härtet der Stoff aus und ist, nach Angaben des Professors, im Anschluss genauso hart wie vor der Beschädigung. Die Dauer der Selbstreparatur hängt dabei vom Umfang des Schadens ab und von der Temperatur. Im Gegensatz zum Schnitt an Deinem Finger ist Kälte dem Heilungsprozess hier abträglich. Professor Wass gab als Beispiel an, dass die gleiche Beschädigung in der Hitze Dubais nur wenige Stunden zum ‚Heilen’ bräuchte, während es in Reykjavik vielleicht über einen Tag benötigte. Das Wissenschaftsmagazin Science Alert berichtet sogar von einer hundertprozentigen Wiederherstellung in einigen Fällen. Die Anwendungsmöglichkeiten scheinen schier unendlich und tatsächlich lag der Einsatz an Smartphone-Displays auch nicht im Fokus der Forschungen. Das Team wollte hoch hinaus – buchstäblich.
Über den Wolken, unter der Haube und noch viel weiter
Der Stoff der Zukunft wurde ursprünglich für den Flugverkehr entwickelt. Tragflächen bekommen feine Risse, z.B. wenn sie mit Vögeln kollidieren. Diese Risse sind anfangs ungefährlich. Noch ungefährlicher sind sie aber, wenn sie sich innerhalb von Stunden selbst beseitigen. Durch Beimischung eines Farbstoffes könnte das Bodenpersonal die entsprechenden Stellen unter UV-Licht sofort erkennen und vermerken. Außer der Luftfahrt hat auch die Automobilindustrie Interesse angemeldet. Der BMW i8 beispielsweise hat eine Fahrgastzelle aus kohlenstoff-verstärktem Kunststoff. Es wäre der Sicherheit nur dienlich, wenn diese potenzielle Bruchstellen selbstständig ausmerzen würde. Apropos Bruchstellen: Der Kosmetikhersteller L’Oréal ist ebenfalls an dem neuen Zaubermittel interessiert. Ein Nagellack, der Beschädigungen selbst fixt, wäre sicherlich der neue Fashion-Clou. Unabhängig davon gibt es Anwendungsmöglichkeiten in allen Bereichen, in denen mit Kohlenstoff-Fasern gearbeitet wird. Denk nur an neue Autolackierungen, nahezu unzerstörbares Sportequipment und, und, und – die Möglichkeiten scheinen grenzenlos. Noch ist nicht ganz klar, wie genau der Stoff in Verbindung mit diversen anderen Materialien reagiert. Aber eine Markteinführung wird in circa fünf Jahren angestrebt. Na dann: Hals- und Glasbruch.
Was hältst Du von der Idee? Hast Du die Spinnen-App oder vertraust Du auf eine Schutzhülle? Deine Meinung bitte in die Kommentare, denn die füllen sich nicht selbstständig auf.