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Der richtige Riecher: Diese KI arbeitet wie unser Geruchssystem
Ob zu einem warmen Sommerregen, frischem Popcorn oder einem Strauß Rosen: Dein Gehirn lernt Gerüche schnell und erkennt sie auch zuverlässig wieder. Nach diesem Prinzip haben Forscher der Cornell University in den USA jetzt einen Computer-Algorithmus programmiert.
Schon lange haben Wissenschaftler nach Erklärungen gesucht, wie Säugetiere Gerüche lernen und identifizieren können. Doch wie funktioniert Dein Geruchssystem eigentlich genau und weshalb soll ein Computer-Algorithmus auf einmal riechen können? Immer der Nase nach.
So funktioniert Dein Geruchssystem
Thomas Cleland, Professor für Psychologie an der Cornell University, hat das Geruchssystem von Säugetieren über ein Jahrzehnt lang erforscht. Seiner Ansicht nach identifiziert das Gehirn Gerüche gar nicht ausschließlich anhand ihres tatsächlichen Geruchs. Stattdessen filtere das Wahrnehmungssystem zuerst dominante, eingeatmete Gerüche aus einer großen Masse heraus. Anschließend gleiche es diese dominanten Düfte mit allen Gerüchen ab, die es bereits kennt und die es in der aktuellen Situation auch erwartet.
Anschließend passiere das, was bislang keine Maschine konnte: Es folgen nämlich weitere Riech-Schleifen, um die jeweilige Vermutung zu bestätigen. Und zwar so lange, bis das Gehirn sich sicher ist, um welchen Geruch es sich handelt. So könnten Säugetiere einerseits auch kleinste Feinheiten an Gerüchen unterscheiden, die sich sehr ähnlich sind und andererseits Gerüche auch dann noch zuverlässig identifizieren, wenn sich der eingeatmete Duft von dem bereits gelernten Geruch deutlich unterscheidet. Riechst Du also eine Orange, deren Geruch Du womöglich auch mit Kosmetik oder Durftkerzen assoziierst, ist Dein Gehirn dennoch in der Lage, zu erkennen, dass Du tatsächlich die Orange selbst riechst.
KI mit dem richtigen Riecher ausstatten
Es geht bei Clelands Forschungsprojekt also um die Erkennung von (Geruchs-)Mustern im Rahmen des maschinellen Lernens. Cleland und Intel-Mitarbeiter Nabil Imam haben den neuen Algorithmus auf einen speziellen Forschungs-Chip namens Loihi angewendet, der neuromorph, also in ähnlicher Weise wie Dein Gehirn und die Kommunikationswege Deiner Neuronen, aufgebaut ist. Dadurch soll er Muster tausendmal schneller erkennen als etwa ein normaler Prozessor in einem Computer und soll dabei auch noch weniger Energie verbrauchen.
Selbst wenn sich der gesuchte Geruch zu 80 Prozent vom bereits gelernten Duft unterscheidet, kann der Algorithmus ihn noch korrekt identifizieren. Darüber ist Thomas Cleland natürlich begeistert: „Dies ist das Ergebnis aus über einem Jahrzehnt Forschungsarbeit an Riechkolben-Verbindungen von Nagetieren, um grundsätzlich herauszufinden, wie sie funktionieren. Mit Blick auf die Dinge, die Tiere zwar können, aber Maschinen nicht.“
Wenn Du noch mehr Details über dieses Forschungsprojekt wissen möchtest, kannst Du die komplette Studie namens „Rapid Learning and Robust Recall in a Neuromorphic Olfactory Circuit“ vom Nature Machine Intelligence Journal beziehen.
Hättest Du gedacht, dass unser Geruchssystem einerseits so stark auf Erwartung beruht und andererseits so zuverlässig funktioniert? Hinterlasse uns einen Kommentar.