Work Wives emotion
International Womens Day

Work Wife – ein Jobtrend, den wir lieben

Wie Grün­derin­nen und Kol­legin­nen ger­ade das Vorurteil zer­legen, dass Fre­undin­nen lieber nicht zusam­me­nar­beit­en soll­ten.

Frauen kön­nen in dieser Welt vieles: Müt­ter sein und gle­ichzeit­ig Chefinnen, Super­heldin­nen im Film und laut NASA wahrschein­lich sog­ar die ersten Men­schen auf dem Mars. Nur als Fre­undin­nen gemein­sam beru­flichen Erfolg haben kön­nen sie ange­blich nicht. Schuld daran sind, so heißt es, weib­liche Miss­gun­st, Intri­gen und Zick­enkrieg. Dabei ist die Real­ität eine andere – in Hol­ly­wood, wo Nicole Kid­man und Reese With­er­spoon ger­ade über eine mögliche dritte Staffel der von ihnen pro­duzierten Erfol­gsserie „Big Lit­tle Lies“ nach­denken, genau­so wie auf Twit­ter. Dort posten Grün­derin­nen Fotos, die sie mit ihren Co-Grün­derin­nen zeigen: bei­de im Pyja­ma, Dat­en auswer­tend und trotz­dem gut gelaunt, darunter der Hash­tag #work­wife.

Eine Liebeserklärung an Frauenallianzen im Job

„Büro-Ehe­frau“ würde man im Deutschen sagen. Aber eine Work Wife ist mehr, „eine Frau, mit der man die Ver­ant­wor­tung und das Priv­i­leg teilt, im Job etwas aufzubauen, mit dem Wis­sen, dass man sich per­sön­lich und pro­fes­sionell auf sie ver­lassen kann. Jemand, der Tiefs mit einem durch­ste­ht und Hochs feiert“. So beschreiben es Eri­ca Ceru­lo und Claire Mazur. 2010 grün­de­ten die New York­erin­nen „Of a Kind“ – einen Onli­neshop für lim­i­tierte Kollek­tio­nen auf­streben­der Design­er. Die Kreativ­en hin­ter den Pro­duk­ten stell­ten sie in liebevollen Porträts vor: woher sie ihre Inspi­ra­tion nah­men, wie sie lebten und arbeit­eten, auf welche Pro­duk­te die Design­er selb­st schworen. Diese Art des Sto­ry­tellings begeg­net einem heute im Netz über­all. 2010 war sie eine Inno­va­tion, erdacht von zwei ehe­ma­li­gen Col­lege-Fre­undin­nen. Die eine hat­te bis dahin als Fash­ion-Retail-Exper­tin gear­beit­et, die andere als Jour­nal­istin. Warum nicht unsere unter­schiedlichen Tal­ente zu etwas Neuem zusam­men­führen, fragten sie sich damals.

Entwed­er werde das Busi­ness auf der Strecke bleiben oder die Fre­und­schaft, warnte ihr Umfeld. Claire Mazur und Eri­ca Ceru­lo schafften das ange­blich Unmögliche. Noch immer sind die bei­den Mittdreißigerin­nen beste Fre­undin­nen, und „Of A Kind“ ken­nt in den USA heute jed­er, der sich für Mode und Lifestyle inter­essiert. „Unser größter Erfolg sind wir“, schreiben sie deshalb nicht ohne Stolz in „Work Wife. The Pow­er of Female Friend­ship to Dri­ve Suc­cess­ful Busi­ness­es“. Ihr kür­zlich erschienenes Buch ist eine Liebe­serk­lärung an Fraue­nal­lianzen im Job und ein Hand­buch, das zum richti­gen Zeit­punkt kommt. Denn die Arbeitswelt verän­dert sich. Und Frauen­bünd­nisse spie­len dabei eine wichtige Rolle.

Erst Freundinnen, dann Gründerinnen: Diesen Weg gehen in Deutschland immer mehr Frauen erfolgreich

So ist in Deutsch­land inzwis­chen fast jedes zehnte Start-up ein reines Frauen­pro­jekt, manch­mal im Allein­gang gegrün­det, oft zu zweit oder dritt. Als bekan­ntestes Duo gel­ten Nora-Vanes­sa Wohlert und Susann Hoff­mann. Ihre Online-Mag­a­zin „Edi­tion F“ inklu­sive Com­mu­ni­ty, Kon­feren­zen und Coach­ing-Ange­boten zog nach der Grün­dung im Jahr 2014 die Aufmerk­samkeit großer Ver­lage auf sich. Nicht wenige ließen sich von der Idee der bei­den Grün­derin­nen inspiri­eren. Wie Claire Mazur und Eri­ca Ceru­lo waren auch Nora-Vanes­sa Wohlert und Susann Hoff­mann erst Fre­undin­nen, wur­den dann Kol­legin­nen und macht­en sich schließlich gemein­sam selb­st­ständig. Ähn­lich war es bei „Wom­om“, ges­tartet von zwei befre­un­de­ten Müt­tern, deren Klei­dung Frauen mit Kindern genau­so gut ste­ht wie Frauen ohne. Auch die Geschichte von Kati Ernst und Kris­tine Zeller vom Peri­o­de­nun­ter­wäsche-Her­steller „ooshi“ fing so an, genau wie die von Lau­ra Castien und Anna von Hell­berg vom Keramik­la­bel „Motel a Miio“ oder die von Stephanie Dettmann und Christi­na Roth, die unter dem Namen „Und Gre­tel“ hochw­er­tige Naturkos­metik entwick­eln.

Work Wives müssen bereit für die großen Gefühle und wirklich ehrlich miteinander sein

Sich wie diese Frauen beru­flich mit ein­er Ver­traut­en zusam­men­zu­tun hat Vorteile. Das Glück, mit jeman­dem zu arbeit­en, den man mag, ist ein­er. Ein ander­er: Man ken­nt die Stärken der anderen, aber auch ihre Schwächen. Und ger­ade dort unter­stützen und ergänzen Work Wives einan­der. „Shine The­o­ry“ nen­nt das die US-amerikanis­che Jour­nal­istin Ann Fried­man, die selb­st mit ein­er guten Fre­undin arbeit­et. „I don’t shine if you don’t shine“, habe die mal zu ihr gesagt – „Wenn du nicht bril­lierst, bril­liere ich auch nicht“. So komme man gemein­sam voran. Das trifft auch auf Män­ner zu, für Frauen aber ganz beson­ders, bele­gen Stu­di­en. Ein groß angelegtes Exper­i­ment in Ital­ien belegte, dass Frauen Teams zu besseren Ergeb­nis­sen führen.

Im Team schnei­den Frauen noch bess­er ab als son­st, weil ihnen Koop­er­a­tion, gegen­seit­ige Unter­stützung und emo­tionale Intel­li­genz liegen – eine Folge der weib­lichen Sozial­i­sa­tion. In der Beruf­swelt galt das lange als Nachteil. Gefragt waren Ellen­bo­gen statt gegen­seit­iges Empow­er­ment. Seit Arbeit immer schneller und kom­plex­er wird, kann man in der Beruf­swelt allein kaum beste­hen, mit ein­er oder mehreren engen Ver­bün­de­ten schon.

Natür­lich läuft das nicht immer prob­lem­los, geste­hen die Work-Wife-Ver­fech­terin­nen Claire Mazur und Eri­ca Ceru­lo. Ohne absolute Ehrlichkeit und Offen­heit gehe es nicht. Und wenn es beru­flich hake, müsse man Wege find­en, die Fre­und­schaft zu schützen. Das sei Arbeit, genau­so wie es Arbeit ist, der anderen im Job nicht aus Sym­pa­thie alles durchge­hen zu lassen. Darin unter­schei­den sich Work Wives von Kol­legin­nen, die sich ein­fach nur gut ver­ste­hen: Ihre Beziehung gle­icht eher ein­er Ehe als ein­er Fre­und­schaft. Auf große Gefüh­le fol­gt der zehrende All­t­ag, schließlich ist man für ein gemein­sames „Baby“ ver­ant­wortlich. Und das bekommt man nur groß, wenn man in guten wie in schlecht­en Zeit­en zusam­men­hält, wenn eine gemein­same Basis existiert. Das hat Noam Wasser­man fest­gestellt. Der Har­vard-Pro­fes­sor hat mehrere Tausend Start-up-Grün­dun­gen unter­sucht. Sein Ergeb­nis: Die erfol­gre­ich­sten wur­den von befre­un­de­ten Kol­le­gen gegrün­det.

Wunsch Work Wife: Frauen wissen oft schon, mit wem sie zusammenarbeiten wollen

Jobs und Woz­ni­ak, Gates und Allen, Proc­ter und Gam­ble, Ben und Jer­ry, Page und Brin – in der Ver­gan­gen­heit haben es vor allem Män­ner zusam­men nach oben geschafft. Die Zukun­ft werde mehr weib­liche Allianzen brin­gen, sagen Arbeit­sex­perten wie die Sozi­olo­gin Chris­tiane Funken. Einige existieren schon. Andere Frauen haben vielle­icht erst mal nur jeman­den im Blick – jeman­den, der das Poten­zial hat, Ver­traute, Mitkämpferin und Part­ner in Crime zu wer­den. Für all diese Frauen haben Claire Mazur und Eri­ca Ceru­lo einen Tipp, der von der ver­stor­be­nen amerikanis­chen Schrift­stel­lerin Maya Angelou stammt: „Wenn Men­schen Dir zeigen, wer sie sind, glaube ihnen.“

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