Auf dem Bild, das symbolisch für Dokus über Frauen zum Weltfrauentag verwendet wird, ist Marilyn Monroe in einer eleganten Pose zu sehen. Sie trägt ein schwarzes, schulterfreies Kleid mit Spitzenverzierung und Schleifen. Ihr blondes Haar fällt in sanften Wellen, und sie strahlt mit einem freundlichen Lächeln. Der Hintergrund ist unscharf und zeigt Pflanzen, was das Bild natürlich wirken lässt.
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Loben und loben lassen

Wir machen einen guten Job, aber wenn uns das jemand sagt, kön­nen wir oft nicht gut damit umge­hen und neigen dazu, das Lob zu rel­a­tivieren. Und umgekehrt: Wie gut sind wir eigentlich selb­st im aufrichti­gen Loben? 

„Dass zu wenig gelobt wird, sagen alle Mitar­beit­er durch die Bank weg. Sei es vom Chef, von Kol­le­gen oder Kun­den. Lob und selb­st ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ wer­den lei­der viel zu sel­ten ver­wen­det im Umgang miteinan­der“, sagt Busi­ness­coach und Kar­ri­ere­ex­perte Jochen Mai. Während junge Unternehmen mit vie­len „Good­ies“, Unternehmens­beteili­gun­gen und Bonuszahlun­gen um Mitar­bei­t­ende wer­ben und regelmäßige Feed­back­ge­spräche eine Selb­stver­ständlichkeit sind, gilt in kon­ser­v­a­tiv­eren Struk­turen oft noch das Mot­to: Keine Kri­tik ist Lob genug. Dabei ist klug for­mulierte Anerken­nung ein mächtiges zwis­chen­men­schlich­es Motivationsinstrument.

Manipulation in bester Absicht

Aufrichtiges Lob nutzt sich auch nicht ab, ist Jochen Mai überzeugt: „Das merkt man ja auch in der Part­ner­schaft. Auch wenn der Part­ner oder die Part­ner­in einen täglich lobt, hört man das ja trotz­dem gerne. Es darf eben nicht rit­u­al­isiert rüberkom­men. Das gilt auch im Job: Lob muss ehrlich bleiben. Dann bringt es auch was, auch täglich.“ Und natür­lich ist Anerken­nung der Leis­tung keine Top-down-Ein­bahn­straße. Auch der Chef hört natür­lich gerne, wenn er etwas gut gemacht hat. Anstatt zu kri­tisieren, was vie­len Chefs immer noch ein Dorn im Auge ist, kön­nen Mitar­bei­t­ende erwün­scht­es Ver­hal­ten so – mehr oder weniger sub­til – ver­stärken, weiß Jochen Mai aus Erfahrung: „Klar muss man auf­passen, dass man nicht zum Schleimer wird. Aber wenn man es ehrlich for­muliert, dann kann ich meinen Chef ja so auch pos­i­tiv kon­di­tion­ieren. Das nen­nt man ‚führen von unten‘, und Lob ist ein zen­trales Mit­tel dafür.“

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Dos and Don’ts unterscheiden Lob von Anbiederei

Drei Fak­toren spie­len bei sin­nvollem Lob eine wichtige Rolle: ehrlich, konkret und zeit­nah. Das heißt, Lob sollte per­sön­lich for­muliert sein und darf gerne emo­tion­al wer­den. Es sollte immer um eine konkrete Sache gehen und zwar so zeit­nah wie möglich, nach­dem eine Leis­tung pos­i­tiv aufge­fall­en ist, fasst Jochen Mai die Grun­dregeln zusam­men: „Ein­fach nur zu sagen ‚Sie machen einen guten Job‘ kommt eher ein biss­chen bil­lig rüber. Bess­er ist natür­lich so was wie: ‚Als Sie kür­zlich im Meet­ing die Präsen­ta­tion gehal­ten und dann Fol­gen­des gesagt haben … DAS hat mir richtig gut gefallen.‘“

„Alles top … ABER …“ Autsch!

Kaum jemand gibt gerne kri­tis­ches Feed­back. Deswe­gen neigen viele Chefs dazu, soge­nan­nte Sand­wich-Kri­tik zu üben. Und das geht meist nach hin­ten los, so Jochen Mai: „Da ist das Lob nur Mit­tel zum Zweck, weil ich eigentlich kri­tisieren will, das aber zwis­chen zweimal Lob packe. Zum Beispiel: ‚Ich fand Ihre Präsen­ta­tion sehr gut, ABER Sie soll­ten in Zukun­ft mehr Ver­gle­ich­szahlen nen­nen.‘ Da hört man dann nur noch die Kri­tik und nimmt das Lob gar nicht mehr wahr.“

#MeToo: Der schmale Pfad zwischen Lob und Kompliment

Die meis­ten Men­schen reagieren verun­sichert oder beschämt auf ein Kom­pli­ment. Dass Frauen sich generell schw­er­er damit tun, Lob anzunehmen, kann Jochen Mai aber nicht bestäti­gen. Lei­der bekom­men Frauen im Job nur deut­lich öfter als Män­ner Dinge zu hören, die mit der Anerken­nung ihrer Arbeit nichts zu tun haben: „Das Prob­lem ist, dass Män­ner dazu neigen, Kom­pli­mente zu machen und von der Sachebene in die per­sön­liche Ebene zu gehen. Und dann sind wir im Graubere­ich, der auch in Rich­tung sex­uelle Beläs­ti­gung gehen kann. Damit kön­nen Frauen natür­lich und mit Recht nicht gut umge­hen.“ Wenn wir also ange­blich „im Meet­ing eine gute Fig­ur gemacht“ haben, stellen sich uns völ­lig zu Recht die Nack­en­haare auf.

Jochen Mai

Jochen Mai — Bild: Jochen Mai

An dieser Stelle noch ein Hin­weis an alle, die trotz­dem das Gefühl haben, auch ein aufrichtiges Lob nur schw­er auszuhal­ten und schnell zu rel­a­tivieren: Stre­icht sofort alle Sätze wie „Ach, ich hab nur meinen Job gemacht!“ oder „Ohne die Kol­legin­nen Müller und Meier hätte ich das gar nicht geschafft“ aus Eurem Reper­toire. Lieber Kinn hoch und sich ein­fach mal drüber freuen. Son­st wird es auf Dauer vielle­icht gar kein Lob mehr geben. Denn verun­sich­ern will man mit gut gemein­tem Schul­terk­lopfen ja auch niemanden.

Und jetzt mit gutem Beispiel voran: „Das hab ich echt gut gemacht!“

Psy­cholo­gen der Stan­ford-Uni­ver­sität haben näm­lich bere­its nachgewiesen: Lob motiviert, und gelobte Mitar­bei­t­ende fühlen sich verpflichteter, ein Lob nährt den Enthu­si­as­mus für den Job. UND spornt sog­ar mehr an als Geld (Nation­al Insti­tute for Psy­cho­log­i­cal Sci­ence). Eigentlich mehr als genug Gründe, um den Chef nach dem näch­sten Meet­ing mal zu ein biss­chen Lob zu motivieren, oder? Wie wäre es, statt gle­ich den Kon­feren­zraum aufzuräu­men, mal mit: „Vie­len Dank für Eure Aufmerk­samkeit. Es hat Spaß gemacht heute, denn ich habe gemerkt, dass Ihr alle gut zuge­hört habt. Ich habe mich über die inter­essierten Zwis­chen­fra­gen gefreut. Das scheine ich ja alles richtig gut auf den Punkt gebracht zu haben.“ ☺

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