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Digitale Selbstdarstellung: Die Psychologie der sozialen Medien
Social Media hat unser Leben verändert. Aber sind die Veränderungen wirklich so krass, wie sie auf den ersten Blick aussehen? Sind wir alle selbstverliebte Poser geworden oder spielen wir einfach nur mit den technischen Möglichkeiten? Die Psychologie-Professorin Astrid Carolus hat mit uns über die Entwicklungen geredet und räumt mit Vorurteilen auf.
Selbstdarstellung
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als seien die Digital Natives vollkommen selbstverliebt und geltungsbedürftig: Zu ihren unzähligen Selfies auf Instagram kommt noch die Zurschaustellung von Reisezielen, Autos und gutem Essen hinzu. Das alles findet man zumindest unter tausenden, passenden Hashtags auf Instagram.
Prof. Carolus relativiert diesen Eindruck ein Stück weit und erinnert daran, dass wir jeden Tag vor dem Spiegel stehen, um uns schön anzuziehen und herzurichten. Menschen im 19. Jahrhundert hätte diese Selbstdarstellung irritiert. Uns fällt sie nicht mehr auf.
Perfektionismus
Aber müssen es so viele Fotos sein? Es ist ja keine Seltenheit, dass 50 Selfies geschossen werden, bis das passende dabei ist. Allerdings laden die technischen Möglichkeiten auch dazu ein, so Carolus. Man hat schon immer gemacht, was machbar ist. Früher war es aufwendig, Portraitfotos zu schießen und zu bearbeiten. Heute kann es jedes Kind. Hinzu kommt, dass es für Jugendliche normal ist, zu experimentieren und Rollen auszuprobieren. Dafür bietet sich Social Media perfekt an.
Millennials hängen bis zu 5 Stunden täglich am Smartphone.
Smartphone-Sucht
Junge Millennials hängen mittlerweile bis zu 5 Stunden täglich am Smartphone. Ist das nicht ein klares Zeichen von Sucht? Prof. Carolus betont, dass Streben nach Anerkennung sehr menschlich ist. Wir machen es auch dann, wenn wir uns nicht in sozialen Medien aufhalten. Außerdem sind auch Erwachsene den ganzen Tag online, denn mittlerweile findet alles digital statt: Shoppen, Fernsehen, Zeitunglesen, Verabreden oder nach Veranstaltungen suchen. Die Gesellschaft selbst verändert sich.
Cybermobbing
Ein beliebtes Beispiel für die Schattenseiten des Internets ist Cybermobbing. Zwar hat es Mobbing schon immer gegeben, aber Prof. Carolus gibt zu, dass das im Internet schneller und einfacher geht: Ein Post in einer WhatsApp-Gruppe kann in einer Sekunde unzählige Menschen erreichen. Außerdem hat die Anonymität im Internet hier eine enthemmende Wirkung auf uns. Es ist einfach jemanden zu beleidigen, wenn man es ihm nicht ins Gesicht sagen muss. Ein vorsichtigerer Umgang mit unserer Privatsphäre könnte hier allerdings unsere Angriffsflächen mindern.