Polizist schaut auf Bildschirm
Ein Smartphone in der Hand steuert Geräte im Smart Home an
Ein Display eines Android-Handys, das einen geöffneten Ordner zeigt

Wie Künstliche Intelligenz die Polizei unterstützen kann – und wie nicht

Richter:innen besichti­gen virtuelle Tatorte, Chat­bots helfen bei der Bewe­is­führung, Algo­rith­men sortieren beschlagnahmtes Bild­ma­te­r­i­al: Kün­stliche Intel­li­genz (KI) ist mit­tler­weile auch bei der Polizei im Dienst. Wir wer­fen einen Blick auf mögliche Anwen­dun­gen und die rechtlichen Gren­zen für den Ein­satz von KI bei Polizeiar­beit­en.

Cyberkrim­i­nal­ität, Fake News und Unmen­gen an Dat­en: Das dig­i­tale Zeital­ter stellt die Polizei vor neue Her­aus­forderun­gen, aber auch vor neue Möglichkeit­en. Denn mod­erne Tech­nolo­gien wie KI kön­nen eine große Hil­fe sein – vor allem bei der Strafver­fol­gung im Inter­net. Wir zeigen Dir die Chan­cen und Gren­zen von KI bei der Polizei.

Algorithmen gegen Hatespeech

In den ver­gan­genen Jahren hat die Polizei mit immer mehr Straftat­en in der dig­i­tal­en Welt zu kämpfen. Dazu gehören Has­skom­mentare, Belei­di­gun­gen, Bedro­hun­gen oder diskred­i­tierende Falschmel­dun­gen. Beim Auf­spüren kri­tis­ch­er Inhalte kann KI die Polizei unter­stützen. Ein Team der Hochschule Darm­stadt arbeit­et an einem Sys­tem, das dig­i­tale Medi­en wie Blogs, Foren und soziale Net­zw­erke auf verdächtige Post­ings unter­sucht. Das Forschung­spro­jekt DeTox („Detek­tion von Tox­iz­ität und Aggres­sio­nen in Post­ings und Kom­mentaren im Netz“) soll ein KI-Mod­ell her­vor­brin­gen, das Hate Speech und Fake News automa­tisch erken­nt, klas­si­fiziert und gegebe­nen­falls löscht. Von einem solchen Mod­ell kön­nte kün­ftig auch die Polizei prof­i­tieren.

Bis­lang kannst Du Hate­speech online an zen­trale Meldestellen über­mit­teln. Wenn die schiere Anzahl dieser Mel­dun­gen die Kapaz­itäten der Sachbearbeiter:innen über­steigt, kön­nte ein KI-Sys­tem die automa­tisierte Erst­prü­fung der gemelde­ten Fälle übernehmen, diese kat­e­gorisieren und an die zuständi­ge Fach­stelle weit­er­leit­en. Die schlussendliche Ein­schätzung würde weit­er­hin beim Polizeiper­son­al liegen.

Virtuelle Assistenten in den Leitstellen und bei der digitalen Beweisführung

Der IT-Dien­stleis­ters CGI hat weit­ere Ideen, wie KI die Polizei unter­stützen kann. Christof Kramey­er, Vice Pres­i­dent Con­sult­ing Experte, sieht zum Beispiel bei Polizeileit­stellen ein Ein­satzszenario. Wenn in Aus­nahme­si­t­u­a­tio­nen wie Umweltkatas­tro­phen inner­halb kürzester Zeit über­mäßig viele Notrufe einge­hen, kön­nten nicht immer alle Anrufe sofort bear­beit­et wer­den. Damit Hil­fe­suchende keine wertvolle Zeit in Warteschleifen ver­lieren, kön­nten Sprach­bots Erstin­for­ma­tio­nen aufnehmen und Sachver­halte einord­nen. Durch eine Speech-to-Text-Kom­po­nente ließen sich die wichtig­sten Infor­ma­tio­nen in einem Ein­satz­for­mu­lar erfassen und struk­turi­ert an eine:n Disponent:in weit­er­leit­en.

Poten­zial von virtuellen Assis­ten­ten sieht Kramey­er auch in der Bewe­is­führung bei Cyberkrim­i­nal­ität. Chat­bots kön­nten Beamt:innen Schritt für Schritt anleit­en, wie sie zum Beispiel Hate­speech-Inhalte auf der jew­eili­gen Plat­tform für eine gerichts­feste Doku­men­ta­tion sich­ern. Zu ähn­lichen Zweck­en nutzt die Polizei in Nieder­sach­sen bere­its den dig­i­tal­en Assis­ten­ten Mr. Know.

Tatort Internet: Mit KI auf den Spuren von Cyberkriminalität

Per­sonal­man­gel ist an vie­len Stellen der Polizeiar­beit ein Prob­lem – etwa, wenn es darum geht, große Men­gen sichergestell­ter Dat­en zu sicht­en und auszuw­erten. Sehr viel Engage­ment brin­gen Ermittler:innen unter anderem dafür auf, die Ver­bre­itung von Kinder­pornografie zu bekämpfen. Das LKA in Nieder­sach­sen hat speziell für diesen Bere­ich ein Bilderken­nung­spro­gramm entwick­elt: KI-Algo­rith­men scan­nen beschlagnahmte Fotos und sortieren verdächtiges Bild­ma­te­r­i­al aus, um Beamt:innen ein biss­chen Arbeit abzunehmen.

Cyber­crime hat noch viele andere Gesichter: Neben Has­skom­mentaren, Iden­titäts- und Datendieb­stahl oder Betrug nehmen auch Hack­eran­griffe zu. Um diesen Bedro­hun­gen Herr zu wer­den, hat die Polizei Nor­drhein-West­falen die Inter­ven­tion­steams Dig­i­tale Tatorte aufge­baut. Diese ermit­teln gemein­sam mit KI-Expert:innen bei Angrif­f­en auf IT-Sys­teme von Kranken­häusern, Behör­den und großen Unternehmen.

Polizeiwagen und Datenmengen

Tatorte ver­schieben sich immer mehr auf dig­i­tale Land­schaften.

Mit Virtual Reality vom Gerichtssaal an den Tatort

Auch bei der Strafver­fol­gung außer­halb des Inter­nets pro­biert die Polizei neue Wege aus. KI-gestützte Analy­se­tools kön­nen zum Beispiel bei der Rekon­struk­tion von Tatorten behil­flich sein. Bei einem Prozess am Landgericht Kaiser­slautern im ver­gan­genen Jahr nutzte der vor­sitzende Richter erst­mals eine VR-Brille im Gerichtssaal, mit der er den Tatort virtuell bege­hen kon­nte. Zwar ist nicht neu, dass Tatorte am Com­put­er in 3D nachgestellt wer­den, um Abläufe und Dis­tanzen nachvol­lziehbar zu machen. Sehr viel detail­liert­er und bess­er war das Ergeb­nis jedoch, weil Fotos, Video­ma­te­r­i­al und Drohne­nauf­nah­men von einem KI-Pro­gramm ver­ar­beit­et und zusam­menge­fügt wur­den.

KI bei der Polizei: Ein Spagat zwischen Strafverfolgung und Datenschutz

In vie­len Fällen hin­ter­lassen Men­schen auch bei Dro­gen­de­lik­ten, Raubüber­fällen oder Gewalt­tat­en dig­i­tale Spuren. Chat­nachricht­en, Fotos und Videos von sichergestell­ten Fest­plat­ten, Lap­tops und Handys kön­nen wertvolle Beweise liefern. Auch bei diesen Ermit­tlun­gen kön­nen große Daten­men­gen anfall­en, die mit KI schneller analysiert wer­den kön­nen. Um wichtige und wom­öglich ver­steck­te Hin­weise her­auszu­fil­tern, arbeit­et die Polizei in Rhein­land-Pfalz seit 2020 mit dem Deutschen Forschungszen­trum für Kün­stliche Intel­li­genz (DFKI) zusam­men. Achim Füs­sel, Vizepräsi­dent des LKA Rhein­land-Pfalz, räumt in einem Bericht des SWR ein, dass KI den Arbeit­sall­t­ag von Kriminalist:innen erle­ichtern könne. Ihr Ein­satz sei aber auch „ein Spa­gat zwis­chen per­sön­lichem Daten­schutz und Aufk­lärung von Straftat­en“.

Schutz von Grundrechten: Automatische Datenanalyse hat rechtliche Grenzen

Der Ein­satz von Kün­stlich­er Intel­li­genz zur Fah­n­dung und Abwehr von Gefahren wird von Datenschützer:innen schon länger kri­tisiert, ins­beson­dere wenn es um die Erken­nung per­so­n­en­be­zo­gen­er Merk­male und die automa­tis­che Auswer­tung von Polizei­dat­en geht. Für dieses Vorge­hen hat das Bun­desver­fas­sungs­gericht jedoch Mitte Feb­ru­ar 2023 strenge Kri­te­rien for­muliert. Denn wenn Ermit­tel­nde mith­il­fe lern­fähiger Sys­teme Krim­inelle ver­fol­gen, könne das tat­säch­lich Grun­drechte ver­let­zen und sei damit ver­fas­sungswidrig, so die Karl­sruher Richter. Das Urteil sei kein Veto gegen die Tech­nolo­gie an sich. Der Ein­satz müsse aber rechtsstaatlich geprüft sein, fasst die Süd­deutsche Zeitung zusam­men.

Auch in anderen Behör­den wird Kün­stliche Intel­li­genz bere­its einge­set­zt. Wie KI in der öffentlichen Ver­wal­tung bürokratis­che Angele­gen­heit­en vere­in­fachen kann, liest Du in diesem Artikel.

Was denkst Du über den Ein­satz von KI bei der Polizei? Teile Deine Mei­n­ung in den Kom­mentaren!

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