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Eine Frau wirft eine Flasche in den smarten Mülleimer Trashbot
Das Cockpit eines Teslas

Sprachbarrieren überwinden mit KI-Übersetzern

Ob Vor­lesun­gen oder Par­la­mentssitzun­gen, automa­tisierte Simul­tanüber­set­zer sind auf dem Vor­marsch. Wir zeigen Dir anhand von prak­tis­chen Beispie­len, wie aus­gereift kün­stliche Intel­li­genz heute schon ist und wie Du Dich trotz Fremd­sprachen unter­hältst oder ein­fach nur entspan­nt zuhörst.

Schon ein Aus­landsse­mes­ter gemacht? Dann kennst Du die Her­aus­forderung, in der fremd­sprachi­gen Vor­lesung nicht nur alles zu ver­ste­hen, son­dern zeit­gle­ich auch noch mitschreiben zu müssen. Stu­den­ten am Karl­sruher Insti­tut für Tech­nolo­gie (KIT) haben es leichter: Wie c’t in einem Beitrag berichtet, ist am Cam­pus dort bere­its Real­ität, wovon viele Stu­den­ten träu­men.

Der Lecture Translator im Einsatz am KIT

Automa­tisiert wer­den die Vor­lesun­gen der Pro­fes­soren zunächst mit­pro­tokol­liert und dann mit lediglich zehn bis 15 Sekun­den Verzögerung ins Englis­che über­set­zt. Die Stu­den­ten im Hör­saal kön­nen das alles, ähn­lich wie bei Unter­titeln in Fil­men, in Echtzeit online auf ihrem Lap­top mitver­fol­gen. Doch wie genau funk­tion­iert dieser automa­tisierte Simul­tanüber­set­zer?

Im Hin­ter­grund des Ganzen arbeit­et der Lec­ture Trans­la­tor (LT), unter dem Du Dir eine spezielle IT-Infra­struk­tur vorstellen musst, die der maschinellen Spracherken­nung und Über­set­zung dient. Der Lec­ture Trans­la­tor beste­ht aus drei Mod­ulen. Im ersten Schritt erken­nt die Spracherken­nung dank KI, was der Dozent sagt. Danach struk­turi­ert das Tool den Text, ermit­telt zusam­men­hän­gende Sätze und fügt Satzze­ichen ein. Schlussendlich erfol­gt dann noch die eigentliche Über­set­zung.

Der Lec­ture Trans­la­tor wurde schon im Jahr 2012 von Infor­matik-Pro­fes­sor Alexan­der Waibel am KIT einge­führt und mit den Jahren stetig weit­er­en­twick­elt. Seit etwa zwei Jahren han­delt es sich um ein mul­ti­lin­guales Sys­tem. Vor­lesun­gen auf Deutsch oder Englisch kön­nen über­set­zt wer­den, und zwar ins Franzö­sis­che, Spanis­che oder Englis­che. Weit­ere Sprachen sind in Pla­nung.

Möglich wird die Über­set­zung, indem die KI trainiert wird. Mit einem math­e­ma­tis­chen Ver­fahren wird für jeden Satz die wahrschein­lich­ste Bedeu­tung ermit­telt. Die Dat­en wer­den dann in die Ziel­sprache der Über­set­zung über­tra­gen. Das Sys­tem funk­tion­iert ins­ge­samt bere­its erstaunlich zuver­läs­sig.

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Live-Untertitelung im Plenarsaal des Sächsischen Landtags

Nicht nur in Karl­sruhe, son­dern auch im Säch­sis­chen Land­tag wird auf KI geset­zt. So wer­den die Reden dort seit 2019 in Echtzeit von ein­er KI unter­titelt. Dazu wird der IAIS-Spracherken­ner des Fraun­hofer-Insti­tuts ver­wen­det, welchen der WDR schon seit Jahren nutzt, um Beiträge zu pro­tokol­lieren.

Für den Ein­satz im Säch­sis­chen Land­tag wurde das Sys­tem extra trainiert. Ehe die Livestreams starteten, haben die Entwick­ler der KI nicht nur Namen der Poli­tik­er beige­bracht, son­dern auch Fach­be­griffe aus Recht und Poli­tik. Der Zugriff auf den Spracherken­ner erfol­gt bequem über eine Cloud. Mit­tler­weile liegt die Fehler­rate des Sys­tems nur noch bei acht bis neun Prozent. Auch die IAIS-Spracherken­nung funk­tion­iert ähn­lich wie der Lec­ture Trans­la­tor, was dabei half, die Fehler­rate um bis zu 30 Prozent zu senken.

Ambassador: Dein persönlicher Simultanübersetzer

Du bist wed­er Stu­dent, noch inter­essierst Du Dich für Debat­ten im Säch­sis­chen Land­tag? Dann haben wir jet­zt trotz­dem noch etwas für Dich. Bei Indiegogo läuft zur Zeit eine Crowd­fund­ing-Kam­pagne für ein automa­tisiertes Über­set­zungstool namens Ambas­sador. Das arbeit­et mit einem speziellen Mikro­fon, welch­es das gesproch­ene Wort in ein­er beson­ders guten Qual­ität „ein­fan­gen“ soll. In kom­prim­iert­er Form wer­den die Sprachsig­nale an ein Cloud-basiertes neu­ronales Net­zw­erk gesendet, wo Spracherken­nung und Über­set­zung erfol­gen.

Um Ambas­sador nutzen zu kön­nen, musst Du das Tool zunächst mit Deinem Smart­phone verbinden, auf das Du die dazuge­hörige Android- beziehungsweise iOS-App vor­ab herun­terge­laden hast. Nun ste­hen Dir drei Nutzungsvari­anten zur Ver­fü­gung. Zum einen kannst Du es als Simul­tanüber­set­zer ver­wen­den, der Dir direkt ins Ohr über­set­zt, was Per­so­n­en in Dein­er Nähe sagen.

Wenn Du selb­st Vorträge hältst, kannst Du diese mit Ambas­sador simul­tan für Deine Zuhör­er über­set­zen und über Deine Smart­phone-Laut­sprech­er strea­men lassen. Ver­fügt Dein fremd­sprachiger Gesprächspart­ner eben­falls über das gle­iche Gerät, dann kön­nt ihr mith­il­fe des Tools eine Unter­hal­tung führen, obwohl jed­er in sein­er Sprache spricht. Bis zu vier Ambas­sadors kön­nen gle­ichzeit­ig mit einem Smart­phone ver­bun­den wer­den. Das Sys­tem funk­tion­iert laut den Entwick­lern bere­its für „Dutzende“ Sprachen und Dialek­te.

Würdest Du einem automa­tisierten Simul­tanüber­set­zer ver­trauen und solch ein Tool nutzen? Ver­rate uns Deine Mei­n­ung gerne über das Kom­men­tar­feld!

Titel­bild: KIT

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