Digital Life
Soziales Engagement und persönliche Weiterentwicklung mit 50+
Im Laufe ihres Lebens verspüren viele Menschen das Bedürfnis, etwas ändern zu wollen. Ob ehrenamtliche Tätigkeit, soziale Projekte oder Weiterbildungen – eine mehrmonatige Auszeit vom Berufsleben ist nach wie vor zwar eher unter Abiturienten und Studenten verbreitet, doch auch immer mehr ältere Menschen streben danach. Wir zeigen dir verschiedene Möglichkeiten, wie du dein Leben bereichern oder diesem sogar eine neue Richtung geben kannst.
Sabbatical: Finde dich selbst
Viele Menschen träumen jahre- oder gar jahrzehntelang von einer mehrmonatigen Auszeit. Sie möchten reisen, mehr Zeit mit der Familie verbringen, ein eigenes oder ein soziales Projekt realisieren. Doch wenn es um die Verwirklichung solcher Träume geht, kommen Zweifel: Kann ich meine Kollegen so lange im Stich lassen? Setze ich damit meine Beziehung aufs Spiel? Kann ich meine Mutter / meinen Vater so lange allein lassen? Doch wer sich traut, seine Zweifel über Bord zu werfen und sein eigenes Glück in den Mittelpunkt zu stellen, wird im Nachhinein staunen, wie einfach alles funktioniert hat.
Vor allem die Generation vor 1970 wurde von ihren Eltern auf Leistungserbringung getrimmt. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Doch allzu oft bleibt vor lauter Arbeit keine Zeit mehr für Vergnügen. Deshalb musst du dir diese Zeit einfach mal nehmen. Und je mehr Zeit man sich nimmt, desto wohler fühlt man sich oft.
Den perfekten Zeitpunkt dafür gibt es allerdings nicht. Wer abwartet, verpasst jedoch vielleicht seine letzte Chance, seinem Leben eine neue Wendung zu geben. Denn das ist es, was während eines Sabbatjahres häufig passiert. Zum einen, weil „Aussteiger“ oft ihr bisheriges Leben reflektieren. Zum anderen, weil man sich während dieser Zeit Situationen stellen muss, die die eigene Sichtweise verändern. So kann ein Sabbatical nicht nur deine Einstellung zur Arbeit ändern, sondern dir auch die Augen dafür öffnen, was für dich im Leben wirklich wichtig ist.
Auf alle Fälle bedeutet ein Sabbatjahr eines: Freiheit. Nämlich die Freiheit, mehrere Monate lang etwas abseits deines „normalen“ Lebens zu tun. Die Freiheit, etwas zu tun, das dich erfüllt.
Skilled Volunteering: Tue Gutes
Volunteering bedeutet, eine freiwillige Arbeit zu leisten. Dabei kann es sich beispielsweise um Sprachunterricht in ärmeren Ländern handeln. Aber auch Natur- und Tierschutz stehen hoch im Kurs. Soziale Organisationen freuen sich über jeden Einzelnen, der seinen Beitrag leisten möchte. Doch noch mehr freuen sie sich über Freiwillige, die über Lebens- und Berufserfahrung verfügen. Deshalb spricht man beim Volunteering über 50-Jähriger auch vom Skilled oder Skills-Based Volunteering.
Einschlägige Berufserfahrung kann dazu führen, dass du ein anspruchsvolleres Tätigkeitsgebiet übernehmen kannst. Manche Freiwilligen-Projekte sind sogar nur für besonders qualifizierte Personen zugänglich. Aber auch wenn du während deines Volunteerings etwas machen möchtest, was du noch nie getan hast, hast du hierzu die Möglichkeit.
Wo du deine Freiwilligenarbeit verrichtest, ob im In- oder Ausland, ist deine Entscheidung. Überall auf der Welt gibt es Organisationen, die händeringend nach Freiwilligen suchen. Wenn du als Volunteer ins Ausland gehen möchtest, solltest du dich darauf vorbereiten, was dich dort erwartet. Denn der Lebensstandard, vor allem in Entwicklungsländern, ist deutlich niedriger als bei uns. Eine falsche Erwartungshaltung an die Versorgung und Unterbringung kann die eigene Hilfsbereitschaft durchaus auf eine harte Probe stellen. Häufig wird jedoch vor allem Entwicklungsarbeit als besonders erfüllend empfunden.
Freiwilligen-Projekte werden in geregelte und flexible Freiwilligenarbeit unterteilt. Geregelte Freiwilligendienste haben eine Altersbegrenzung, flexible Freiwilligenarbeit nicht. Viele Organisationen vermitteln zwischen Freiwilligen und Hilfsprojekten weltweit. Der Wegweiser Freiwilligenarbeit gibt wertvolle Informationen über die Freiwilligenarbeit für ältere Menschen. Auch Rainbow Garden Village und Volunteerworld vermitteln Freiwilligenarbeit für Personen „ü50“.
Doch nicht nur im Ausland gibt es Bedarf an Freiwilligen. Auch im Inland steigt die Nachfrage nach freiwilligen Helfern. Vor allem in der Pflege. Die Dankbarkeit in den Augen älterer Menschen, die dank helfender Hände nicht in ein Heim müssen, ist wohl der größte Lohn einer solch freiwilligen Tätigkeit. Doch auch der Austausch mit Menschen, die schon mehr und anderes erlebt haben als man selbst, ist bereichernd.
Auch Vorlesen kann eine freiwillige Aktivität sein: vor Senioren oder Kindern. Ebenso wie das gemeinsame Basteln oder ein Spaziergang. Es müssen nicht immer große Taten sein. Es sind die vielen kleinen Dinge, die helfen und die du aufgrund deiner Lebenserfahrung mit links erledigen kannst. Ansprechpartner für solche Freiwilligendienste sind beispielsweise die Arbeiterwohlfahrt, der Caritasverband oder das Diakonische Werk. Weitere Wohlfahrtsverbände findest du beim Deutschen Bildungsserver.
Granny Au-pair: Ersetze die Oma bzw. den Opa
Stolperst du bei Wikipedia über die Definition eines Au-pairs, stellst du wieder einmal fest: Das ist etwas für junge Menschen. Aber warum eigentlich? Denn vor allem Großmütter, aber auch so mancher Großvater, haben Erfahrung in der Kinderbetreuung, kennen die Bedürfnisse von Kindern, haben Erfahrung im Führen eines Haushalts und besitzen Verantwortungsbewusstsein.
Wie gut, dass es inzwischen auch Plattformen gibt, über die auch ältere Menschen eine Au-pair-Familie finden können, die helfende Hände braucht. Ein solches Portal ist Granny Aupair, über das auch Anastasia in der neuen Folge von Einfach Digital berichtet.
Beim Granny Au-pair fungierst du sozusagen als Ersatz-Oma bzw. -Opa. Du unterstützt eine Familie dabei, ihren Alltag besser zu meistern. Du bist dazu da, das Leben der Familie einfacher zu machen. Auch als Granny Au-pair kannst du deinen Einsatzort selbst wählen: ob weltweit oder in deiner Nachbarschaft. Bedarf gibt es überall und jederzeit. Auch die Dauer deines Einsatzes bestimmst du selbst.
Im Gegensatz zum Volunteering, wo du die Kosten für deinen freiwilligen Einsatz selbst tragen musst, erhältst du als Granny Au-pair in der Regel Unterkunft und Verpflegung von deiner Gastfamilie. Manchmal gibt es sogar noch ein Taschengeld obendrauf. Die Kosten für deinen Einsatz als Granny Au-pair im Ausland sind dementsprechend deutlich geringer als für eine Freiwilligenarbeit.
Sprachreise: Reise und lerne
Anderen zu helfen, ist zwar sehr löblich, aber vielleicht möchtest du dich während deiner Auszeit einmal nur um dich selbst kümmern. Möchtest du beispielsweise gerne eine neue Sprache lernen, kannst du deine neu gewonnene Freizeit wunderbar hierfür nutzen.
Dazu stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Es gibt Apps, die dich zumeist auf spielerische Art und Weise mit der neuen Sprache vertraut machen. Dazu gehören beispielsweise Babbel und Jicki. Oder du suchst dir ein Sprach-Tandem, also einen Muttersprachler in deiner Zielsprache, und ihr unterrichtet euch gegenseitig in eurer Muttersprache. Du kannst auch einen Sprachkurs besuchen. Zum Beispiel an einer Volkshochschule oder bei einem privaten Bildungsanbieter wie Berlitz. Oder du engagierst einen Privatlehrer. All das könntest du, rein theoretisch, aber auch in deiner Freizeit neben dem Beruf machen.
Für viele, die sich eine Auszeit gönnen, um eine Sprache zu lernen, liegt der Reiz darin, nicht nur eine neue Sprache, sondern auch ein neues Land und eine neue Kultur kennenzulernen – und vielleicht sogar neue Freunde zu finden. Diese Menschen entscheiden sich daher für eine Sprachreise. In einem Land, in dem deine Zielsprache auf Schildern, in Gesprächen und in der Musik einfach allgegenwärtig ist, lernst du die Sprache definitiv am leichtesten.
Wie schön, dass es inzwischen Sprachreisen für Personen über 50 Jahren gibt. Viele renommierte Anbieter von Sprachreisen, wie GLS und LAL, haben ihr Angebot speziell für diese Zielgruppe erweitert. In Kursen für Leute ab 50 Jahren fühlst du dich als älterer Teilnehmer nicht als Außenseiter, sondern bist mit gleichaltrigen Schülern in einer Gruppe. Neben dem Sprachkurs bieten die Sprachschulen in der Regel auch ein umfangreiches Freizeitprogramm an, welches auf die Interessen ihrer älteren Sprachschüler abgestimmt ist.
Studium: Alle Türen stehen dir offen
Du bist aufgeschlossen, neugierig und Weiterbildung ist ein echtes Thema für dich? Dann solltest du ein Studium während deiner Auszeit in Betracht ziehen. Beispielsweise kannst du als Gasthörer einzelne Vorlesungen besuchen, ein Seniorenstudium oder ein Zertifikatsstudium absolvieren.
In Deutschland kann sich aber auch jeder, der eine Hochschulzugangsberechtigung hat, für ein reguläres Studium einschreiben. Und das ganz unabhängig vom Alter. Wenn du also gerne den Titel Bachelor, Master oder Doktor tragen möchtest, kannst du deinen Titel während deiner Auszeit vom Beruf erwerben.
Berücksichtigen solltest du bei deiner Entscheidung, dass die meisten deiner Kommilitonen deutlich jünger sein werden als du. Das ist jedoch kein Nachteil. Im Gegenteil: Der Kontakt mit Jüngeren hält dich selbst jung, du bekommst eine neue Sichtweise auf verschiedene Dinge und profitierst von den Kenntnissen deiner jüngeren Mitstudenten.
Ein Studium im fortgeschrittenen Alter macht natürlich vor allem dann Sinn, wenn du das erworbene Wissen anschließend in deinem Beruf einsetzen möchtest. Es kann dir auch dazu dienen, deiner Karriere eine neue Richtung zu geben. Denn für einen Neuanfang, auch beruflicher Natur, ist es nie zu spät. Dem lebenslangen Lernen kommt in unserer schnelllebigen Zeit ohnehin eine ganz neue Bedeutung zu, wie auch die neue Folge von Einfach Digital mit Anastasia zeigt.
Als regulär eingeschriebener Student kannst du, wie jeder andere Student auch, ein Semester im Ausland studieren. Wenn dir ein solch kurzer Abstecher ins Ausland aber nicht reicht, kannst du auch dein ganzes Studium im Ausland absolvieren. Denn als deutscher Staatsbürger kannst du dich auch an einer europäischen Universität einschreiben. Bei der Wahl deiner Uni solltest du jedoch die Unterrichtssprache und eventuelle Studiengebühren berücksichtigen.
Soziales Engagement und persönliche Weiterentwicklung: Verändere dein Leben
Jeder Mensch entscheidet sich aus einem anderen Grund für eine längere berufliche Pause. Dementsprechend unterschiedlich ist die Ausgestaltung dieser Auszeit. Manche Menschen möchten sich sozial engagieren. Sei es in ihrer Nachbarschaft oder im Ausland. Andere nutzen ein Sabbatical, um sich voll und ganz auf sich selbst zu konzentrieren: einfach beim Reisen oder beim Studieren einer neuen Fachrichtung oder einer fremden Sprache.
Der Vorteil eines Sabbatjahres im Alter von über 50 Jahren liegt auf der Hand: Du verfügst über eine Lebenserfahrung und ein Fachwissen, von der junge Leute nur träumen können. Deshalb bist du viel zielstrebiger und ein verlässlicher Partner bei sozialen Projekten. Die Frage ist nur: Wann beginnst du dein neues Leben?