Digital Life
Off Road Kids – Per Web den ersten Schritt zurück in die Gesellschaft
Mindestens 20.000 junge Menschen leben in Deutschland in verdeckter Obdachlosigkeit. Gemeinsam mit der Vodafone Stiftung hat die Off Road Kids Stiftung jetzt die Studie „Disconnected Youth – Entkoppelt vom System“ beim Deutschen Jugendinstitut (DJI) initiiert, um auf die Situation der sogenannten „Sofahopper“ aufmerksam zu machen. Darüber hinaus startet für diese stark wachsende Zielgruppe ein Online-Hilfeangebot mit anonymem Beratungs-Chat und Rückrufmöglichkeit.
Nach Auskunft der Bundesregierung gibt es momentan rund 335.000 Menschen ohne festen Wohnsitz in Deutschland. Tendenz stark steigend, so die Antwort auf eine Anfrage der Partei Die Linke. Neben diesen offiziellen Zahlen gibt es aber noch eine Gruppe von vor allen Dingen jungen Leuten, die meist nicht in den Statistiken auftauchen – die sogenannten „Sofahopper“.
Sofahopper – Hat das etwas mit Couchsurfing zu tun?
Während Couchsurfer freiwillig bei Reisen bei Privatleuten unterkommen, um Geld zu sparen, sieht das bei Sofahoppern ganz anders aus. Im Grunde handelt es sich beim Sofahopping um verdeckte Obdachlosigkeit. Verlässliche Daten über die Zahl der Sofahopper gibt es nicht. Die von der Vodafone Stiftung initiierte Studie Disconnected Youth – Entkoppelt vom System geht von derzeit rund 20.000 jungen Menschen aus, die sich bei mehr oder weniger guten Bekannten als Sofahopper durchschlagen und keinen festen Wohnsitz haben. Diese Jugendlichen und jungen Volljährigen haben meist weder Kontakt zu ihren Eltern, noch zu Einrichtungen wie Jugendamt, Schule oder Jobcenter. Viele von ihnen sind ehemalige Heimkinder, die zu früh in ein selbstständiges Leben entlassen wurden und denen oftmals der völlige soziale Absturz droht. In der Fachwelt gelten diese jungen Menschen als kaum erreichbar.
Betroffene dort erreichen, wo sie sich aufhalten
Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, hat die Hilfsorganisation Off Road Kids jetzt zusätzlich zu ihren realen Streetwork-Stationen auf den Straßen in Berlin, Dortmund, Hamburg und Köln die erste virtuelle Streetwork-Station in Deutschland eröffnet. Betroffene finden Hilfe unter der Webadresse „sofahopper.de“. „Unser Ziel ist es, dass sich die Jugendlichen ohne Angst an uns wenden können. Bei uns gibt es keine Sanktionen und bürokratische Hürden, sondern Gespräche, die den Jugendlichen eine Perspektive eröffnen sollen“, erklärt Markus Seidel, Vorstandssprecher der Off Road Kids Stiftung.
Auf der Website kommen Sofahopper per Online-Chat oder Rückruffunktion direkt mit Streetworkern in Kontakt – anonym und ohne Hürden. „Wichtig ist es im ersten Schritt, dass wir einen Draht zu den Betroffenen aufbauen, dass Vertrauen entsteht und wir dann gemeinsam schauen, wie wir helfen können.“, sagt Ines Fornaҫon, die Leiterin der Off Road Kids-Streetwork-Station in Berlin. Die nächsten Schritte richten sich dann ganz nach der jeweiligen Lebenssituation. Die Sozialarbeiter suchen mit den Jugendlichen, die zum großen Teil keine Ausbildung haben, Schritt für Schritt den Weg zurück in die Gesellschaft. Ziel ist hierbei immer, eine dauerhaft tragfähige Zukunftsperspektive zu finden. Bundesweit haben die Streetworker von Off Road Kids seit 1993 bereits über 4000 Jugendliche von der Straße geholt.
Das Internet bietet den Sofahoppern eine ideale Gelegenheit, sich auf anonymem Wege Hilfe zu suchen. Welche sozialen Einsatzgebiete fallen Dir für solche Plattformen ein? Welchen Zielgruppen könnte online noch geholfen werden?