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Notes on Blindness: Ein Audiotagebuch vom Weg ins Dunkel

Was passiert mit mir, wenn ich erblinde? Der Autor John M. Hull set­zte sich auf kör­per­lich­er und emo­tionaler Ebene mit dieser Frage auseinan­der. Sein Audio­tage­buch „Notes on Blind­ness“ ist das Log­buch ein­er Reise in die Dunkel­heit.  Eine VR-App lässt Dich an dieser Reise teil­haben.

Das Pro­jekt „Notes on Blind­ness“ ist mul­ti­me­di­al. Im Mit­telpunkt ste­ht der Autor und Reli­gion­swis­senschaftler John M. Hull und sein Audio­tage­buch. Daraus ent­standen sind diverse Kurz­filme, der daraus weit­er­en­twick­elte Lang-Doku­men­tarfilm und die darauf basierende VR-App.

John M. Hull: „Wer hat das Recht, mich dem Anblick meiner Kinder zu berauben?“

Ein­er bre­it­en Öffentlichkeit wurde John M. Hull sicher­lich durch „Notes on Blind­ness“ beziehungsweise sein­er Biogra­phie „Touch­ing the Rock: A Expe­ri­ence of Blind­ness“ (deutsch „Im Dunkeln sehen“; 1992) bekan­nt. Der Reli­gion­swis­senschaftler hat­te zu diesem Zeit­punkt jedoch bere­its eine bewegte Vita vorzuweisen.

1935 in Aus­tralien geboren, arbeit­ete er nach seinem ersten Studi­um zunächst drei Jahre als Lehrer, bevor er sich dazu entschloss, nach Eng­land zu ziehen. Hull studierte The­olo­gie an der renom­mierten Uni­ver­sität von Cam­bridge. In den Fol­ge­jahren bildete er Reli­gion­slehrer aus, machte seinen Dok­tor in The­olo­gie und wurde Redak­teur beim „British Jour­nal of Reli­gious Edu­ca­tion“. Er schrieb zahlre­iche Büch­er, in denen er sich mit dem christlichen Glauben in ver­schiede­nen Bere­ichen des Lebens auseinan­der­set­zte.

Als Hull seine Sehkraft 1983 endgültig ver­lor, war er bere­its 48 und zum zweit­en Mal Ehe­mann und Vater. In den „Notes on Blind­ness“ beschreibt Hull zum einen den Ver­lust des Sehens, aber auch den Weg zur soge­nan­nten Deep Blind­ness, dem Punkt, an dem auch das visuelle Gedächt­nis langsam ver­schwindet. Mitreißend wird das Werk allerd­ings erst durch den Mix von Sach­lichkeit und Emo­tion­al­ität. „Wer hat das Recht, mich dem Anblick mein­er Kinder zu berauben?“, fragt er an ein­er Stelle. Ein Gänse­haut­mo­ment.

2001 inter­pretierte Hull die Bibel als Reli­gion der Sehen­den. Sein Buch „In the Begin­ning there was Dark­ness: A Blind Person’s Con­ver­sa­tions with the Bible“ attestierte dem Chris­ten­tum eine neg­a­tive Ein­stel­lung gegenüber Blind­en beziehungsweise dem Blind­sein.

Notes on Blindness VR: Eine Reise in eine Welt jenseits des Sichtbaren

Beein­druck­ender Teil von Notes on Blind­ness ist die VR-Erfahrung „Notes on Blind­ness: Into Dark­ness“ für die Sam­sung Gear VR. Der Trail­er wurde von Pub­lish­er ARTE zwar über­set­zt, die eigentliche App nutzt (glück­licher­weise) jedoch die Orig­i­nalauf­nah­men von John M. Hull. Einge­bet­tet in Echtzeit-Ani­ma­tio­nen und faszinieren­der Klangkulisse, beschert Dir Notes on Blind­ness VR eine Idee davon, wie John M. Hull seine Umwelt wahrgenom­men hat. Ein Besuch im Stadt­park ist danach nicht mehr das­selbe, ver­sprochen.

Das Konzept ging auf und wurde belohnt. Bish­er wurde die VR-Erfahrung mit dem Sto­ryscapes Award beim Tribeca Fes­ti­val aus­geze­ich­net, dazu mit dem Alter­na­tive Real­i­ties VR Award beim britis­chen Sheffield Doc/Fest und ganz aktuell mit dem Grimme Online Award 2017.

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Video: ARTE Creative

P.S.: Noch keine Sam­sung Gear VR? Im Voda­fone-Shop find­est Du die Brille für Notes on Blind­ness und viele weit­ere aufre­gende VR-Erfahrun­gen.

Notes on Blindness: Der Dokumentarfilm

Der Begriff „Doku­men­tarfilm“ kön­nte Dich zunächst ver­wirren, wenn Du den Trail­er siehst. Und hier ist er auch schon.

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Die Regis­seure Peter Mid­dle­ton und James Spin­ney adap­tierten bere­its 2013 und 2014 Auszüge aus dem Audio­tage­buch von John Hull, gewan­nen mit den Kurz­fil­men bere­its Preise und entschlossen sich anschließend zu einem Lang­film. Das Konzept ist weitest­ge­hend einzi­gar­tig. Sie nutzen Hulls Orig­i­nalauf­nah­men und haben Schaus­piel­er syn­chron darauf spie­len lassen.

Bei der Insze­nierung nehmen sie sich visuelle Frei­heit­en die anderen Doku­men­tar-Filmern ver­sagt bleiben. So glänzt Notes on Blind­ness mit spielfilmhaftem Charak­ter, trans­portiert aber einen doku­men­tarischen Mehrw­ert, der einen tiefen Ein­druck beim Zuschauer hin­ter­lässt. Auch der Lang­film gewann Preise, darunter drei BAFTAS, unter anderem für den besten Doku­men­tarfilm.

Die gesam­melten Kurz­filme stellt die New York Times kosten­frei zur Ver­fü­gung. Wenn Du Dich verza­ubern lassen willst: Notes on Blind­ness Shorts auf Vimeo.

Notes on Blindness: Radio H.

Die Regis­seur Mid­dle­ton und Spin­ney zeigen mit Notes on Blind­ness ein­drucksvoll, wie mul­ti­me­di­ales Erzählen funk­tion­iert. Und vor allem unter­stre­ichen sie, welch wun­der­bare Form Kurz­filme eigentlich sind. Neben den Shorts, dem VR-Pro­jekt und dem Langspielfilm, die alle­samt auf den Aufze­ich­nun­gen von John M. Hull basieren, dreht­en sie auch einen Kurz­film mit dem Titel „Radio H.“

Während ihr Vater seine Erfahrun­gen auf Kas­sette fes­thielt, schnappte sich die kleine Imo­gen eben­falls einen Reko­rder und pro­duzierte die fik­tive Radiosendung Radio H. - kom­plett mit Wet­ter­bericht, Inter­views und New­stime. Auch dieses Mate­r­i­al blieb von den Filmemach­ern nicht ‚unge­hört’. Dort, wo uns John Hulls Auf­nah­men durch ihren präzisen Sprach­stil emo­tion­al aufladen, treibt einem die schi­er kindliche Naiv­ität Imo­gens die Trä­nen in die Augen.

Notes on Blind­ness ist eine offene und ehrliche Auseinan­der­set­zung mit dem The­ma Blind­heit. Eine kör­per­liche und emo­tionale Achter­bah­n­fahrt, die sich am besten bewälti­gen lässt, wenn man die Hoff­nung nicht ver­liert.

Zum Abschluss kannst Du Dir nun den Kurz­film „Radio H.“ anschauen. Viel Spaß.

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Lang­film, Kurz­film, VR-Erfahrung: Kan­ntest Du Notes on Blind­ness schon vorher? Und wie find­est Du das mul­ti­me­di­ale Pro­jekt? Wir freuen uns auf Deine Mei­n­ung in den Kom­mentaren.

Fotos: NOTES ON BLINDNESS

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