Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Lücke in der Katastrophenhilfe schließen – Wie die Deutsche Luftschiff Rettung helfen kann

Um die weltweite Hil­fe in Katas­tro­phenge­bi­eten zu verbessern, grün­dete Michael Krebs den Vere­in Deutsche Luftschiff Ret­tung e.V. Denn derzeit dauert es laut Krebs noch zu lange, bis Hil­f­s­güter die Bedürfti­gen in den betrof­fe­nen Gebi­eten erre­ichen. Die Idee des 46-Jähri­gen: die logis­tis­chen Prob­leme durch den Ein­satz von Luftschif­f­en zu lösen. Anfang näch­sten Jahres möchte er das erste Luftschiff kaufen. Unsere Autorin Miri­am hat­te die Gele­gen­heit, ihm einige Fra­gen zu stellen: Wie kam er zu sein­er Idee und was treibt ihn an? 

Hal­lo Herr Krebs: Sie haben den Vere­in Deutsche Luftschiff Ret­tung e. V. gegrün­det. Ihr Mot­to lautet: Wir ret­ten Men­schen­leben – mit den mod­ern­sten Luftschif­f­en der Welt. Erzählen Sie kurz: Was steckt hin­ter dem Projekt?
Katas­tro­phen­hil­fe kommt bis­lang immer da an, wo sie nicht gebraucht wird: am Flughafen. Von dort müssen die Güter umständlich weit­ergeleit­et und umge­laden wer­den. Das kostet wertvolle Zeit. Bis die Bedürfti­gen tat­säch­lich drin­gend Benötigtes in den Hän­den hal­ten, kann bis zu ein­er Woche Zeit verge­hen. Und mir bren­nt es unter den Nägeln, diese Lücke zu schließen. Durch unsere Ret­tungs-Luftschiffe wer­den wir in der Lage sein, das Zeit­fen­ster zwis­chen der Alarmierung und dem Ein­tr­e­f­fen der ersten großen Men­gen Hil­f­s­güter mas­siv zu verkürzen. Unsere Luftschiffe sind das per­fek­te Trans­port­mit­tel: effek­tiv, unab­hängig und punk­t­ge­nau. Keine Frage: Naturkatas­tro­phen wie Tsunamis, Erd­beben, Stürme oder Hochwass­er sind logis­tisch eine enorme Her­aus­forderung. Die größte Her­aus­forderung in der Katas­tro­phen­hil­fe ist, dass sehr viele Men­schen schnell, wirk­sam und zur gle­ichen Zeit ver­sorgt wer­den müssen. Mit unseren speziellen Luftschif­f­en kön­nen wir Men­schen aus Katas­tro­phenge­bi­eten ret­ten, die von jeglich­er Infra­struk­tur abgeschnit­te­nen sind und denen mit heuti­gen Hil­f­skonzepten nicht geholfen wer­den kann.
Ganz aktuell auch die Flüchtlingslage: Sobald wir Luftschiffe haben, kön­nen wir die Flüchtlinge dort ver­sor­gen, wo sie sich gegen­wär­tig aufhal­ten. Men­schen bewe­gen sich. Sie wan­dern von ein­er Gren­ze zur anderen. Ein Luftschiff kann da mithal­ten: Es lädt Lebens­mit­tel, Deck­en und Medika­mente an ein­er bes­timmten Stelle ab und auch wieder auf.

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Was war der Aus­lös­er für Ihre Idee, den Vere­in „Deutsche Luftschiff Ret­tung“ zu grün­den? Kön­nen Sie uns in weni­gen Sätzen schildern, was Sie antreibt?
Mein Engage­ment hängt mit dem Tsuna­mi vom 26.12.2004 zusam­men. Eine Frage ließ mich seit­dem nicht mehr schlafen: Mit welchen Mit­teln kann man Men­schen in völ­lig unerr­e­ich­baren Gebi­eten sich­er und unab­hängig von äußeren Ein­flüssen möglichst schnell helfen? Damals haben viele  Bewohn­er der vorge­lagerten Inseln den Tsuna­mi über­lebt, sind dann aber gestor­ben, weil sie dort nicht ver­sorgt wer­den kon­nten. Das Gle­iche ist dieses Jahr im Insel­staat Van­u­atu passiert: Der Zyk­lon Pam wütete über 83 Inseln mit 270.000 Men­schen, die mit den heuti­gen Mit­teln ein­fach nicht hät­ten ver­sorgt wer­den kön­nen, noch nicht mal mit Hub­schraubern. Mit unseren Luftschif­f­en hätte ich dort hingekonnt.
Es „parkt“ in der Luft und über einen Aufzug kön­nen mehrere Seecon­tain­er pro Insel abge­seilt wer­den. In der Zeit, in der wir so die Erstver­sorgung leis­ten, kann ein großes Schiff mit Nach­schub kom­men. Nochmals: Diese Lücke kön­nte geschlossen wer­den. Auch für unsere Hochwasserkatas­tro­phen sind diese Luftschiffe das per­fek­te Rettungs-Verkehrsmittel.

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Warum set­zen Sie sich per­sön­lich für die Idee ein? Welchen Bezug haben Sie zur Ret­tung (aus der Luft)?
Einen Bezug zur Ret­tungsar­beit an sich hat­te ich nicht. Es muss wohl am Helfer­syn­drom liegen: Mein Bedürf­nis zu helfen hat sich mit der Zeit entwick­elt. Der Tsuna­mi war für mich das Schlüs­sel­er­leb­nis. Dann fol­gte eine Katas­tro­phen­mel­dung nach der anderen. Irgend­wann war das Fass voll. Ich habe den Her­steller der Luftschiffe angerufen und gefragt, wann er das Luftschiff endlich fer­tig baut. Eigentlich habe ich nur Pläne aus dem Jahr 2002 aufge­grif­f­en. Luftschiffe waren zwar geplant, allerd­ings nicht für die Katas­tro­phen­hil­fe gedacht.
Nach lan­gen Beratun­gen stellte sich her­aus, dass es das Beste ist, einen gemein­nützi­gen Vere­in zu grün­den, der dann die Luftschiffe kauft. Um sie kaufen zu kön­nen, bedarf es ein­er entsprechen­den Menge an Spenden.

Große Katas­tro­phen passieren nicht immer in gut zugänglichen Gebi­eten. Die Logis­tik ist knif­fe­lig. Und der entschei­dende Fak­tor ist die Zeit. Warum sind Ihrer Mei­n­ung nach Luftschiffe die beste Lösung?
Unsere Ret­tungsluftschiffe ermöglichen eine punk­t­ge­naue Soforthilfe.
Die zwei Ret­tungs-Luftschiffe, die wir kaufen wer­den, waren ursprünglich zur mil­itärischen Überwachung vorge­se­hen: Sie fliegen mit Hub­schraubereigen­schaften und über 200 km/h. Sie trans­portieren Men­schen, Güter und sog­ar medi­zinis­che Ver­sorgungszen­tren – mit bis zu 500 Ton­nen Gewicht und unab­hängig von (zer­störten) Infra­struk­turen. Ein wichtiger Punkt ist auch die absolute All­wet­ter­tauglichkeit. Zum Beispiel sind Starts und Lan­dun­gen bis Wind­stärke 9  und nachts möglich. So kann eine ganze Menge an Men­schen effek­tiv ver­sorgt werden.

Der Kauf­preis der Ret­tungsluftschiffe wird zu 100 Prozent durch Spenden aufge­bracht. Über welche Kosten sprechen wir?
Wir pla­nen den Kauf von zwei Luftschif­f­en: Schon das „kleine“ wird mit 110 Metern das größte Luftschiff der Welt sein. Außer­dem wird es mit 10 Ton­nen Nut­zlast – etwa 100 Pas­sagieren – auch das Schiff mit der größten Trans­portka­paz­ität weltweit sein. Das größere Mod­el wird all diese Superla­tive aber noch toppen.
Der verbindliche zuge­sagte Kauf­preis des kleinen Luftschiffs beträgt 28,56 Mil­lion Euro, das große kostet 111,86 Mil­lio­nen Euro. Das hört sich viel an, ist es aber nicht. Zum Ver­gle­ich: Die Kauf­preise eines nor­malen Lin­ien­flugzeuges liegen zwis­chen 315 Mil­lio­nen und 415 Mil­lio­nen US-Dol­lar. Wenn uns nur 5 Prozent der deutschen Bevölkerung (etwa 4 Mil­lio­nen Men­schen) ein­ma­lig 5 Euro spenden, sind das bere­its 20 Mil­lio­nen Euro. Und damit kön­nen wir Mil­lio­nen Men­schen das Leben retten.

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Was muss jet­zt noch passieren, damit das Pro­jekt real­isiert wer­den kann?
Der Stand heute ist: Sobald wir 15 Mil­lio­nen Euro beisam­men haben, unter­schreibe ich den Kaufver­trag. Ich möchte die gesamten 28,56 Mil­lio­nen Euro für das erste Ret­tungs-Luftschiff natür­lich so schnell wie möglich zusam­men bekom­men. Durch unseren Kau­fauf­trag wird der let­zte Schritt der Entwick­lung aus­gelöst, an dessen Schluss das fer­tige Luftschiff ste­ht. Das dauert ca. 1 bis 1,5 Jahre. Bis dahin machen wir unser Pro­jekt weit­er bekan­nt: Wir sind über­all ver­net­zt, bekom­men inter­na­tionale Presse und sind Mitte Novem­ber Aussteller auf der inter­na­tionalen Fachmesse AIDEX in Brüs­sel. Das geht rasend schnell.

Wie viele Stun­den ver­brin­gen Sie in der Woche mit der Luftschiff-Ret­tung? Kön­nten Sie Hil­fe beim Pro­jekt gebrauchen?
Unbe­d­ingt. Ich arbeite derzeit zwis­chen zwölf und 15 Stun­den am Tag. Manch­mal sieben Tage die Woche. Bis Jahre­sende leiste ich das ehre­namtlich. Dann müssen wir umstrukturieren.

Lieber Herr Krebs, vie­len Dank für das auf­schlussre­iche Interview.

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