Digital Life
LiteOS: Bekommen Android, iOS & Co. Konkurrenz?
Das Betriebssystem ist ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung für ein Smartphone. Neben iOS, Android und Windows kommt jetzt mit LiteOS des chinesischen Telekommunikationskonzerns Huawei ein auf Linux basiertes Betriebssystem auf den Markt. Zeit also, sich einmal anzuschauen, was welches Betriebssystem kann.
Am 20. Mai hat das chinesische Unternehmen Huawei auf einer Hausmesse sein neues Betriebssystem vorgestellt. LiteOS soll es heißen und nur 10 kB groß bzw. klein sein. Laut Hersteller soll es sogar das kleinste Betriebssystem für das Internet der Dinge sein.
Das Internet der Dinge
Der Begriff Internet der Dinge begegnet einem immer häufiger, wenn man sich mit Smartphones oder Wearables beschäftigt. Das Internet der Dinge oder kurz IoT beschreibt das Aufkommen smarter Alltagsgegenstände, die uns bei unterschiedlichsten Tätigkeiten unterstützen. Beispiele dafür sind etwa Fitnesstracker oder Smartwatches wie die Apple Watch, aber auch Raumüberwachungsgeräte oder smarte Rauchmelder.
LiteOS offen für Smart Devices-Entwickler
Huawei will selbst keine IoT-Hardware anbieten, auch wenn bereits Smartphones des Unternehmens auf dem Markt sind. Stattdessen soll das neue Betriebssystem für alle Entwickler von Smart Devices zugänglich sein. Technische Angaben zu LiteOS machten die Chinesen bislang aber noch nicht. Gegenüber der Financial Times erklärte Huawei Chief Strategy and Marketing Officer William Xu: „Wir wollen für die Anbindung sorgen, nicht die Geräte herstellen.” LiteOS soll zusammen mit den anderen beiden Komponenten Agile IoT Gateway und Agile Controller das Huawei-Konzept Agile IoT Solution bilden. Das Betriebssystem soll nicht als Konkurrenz für Android oder iOS verstanden werden, sondern ein reines Betriebssystem für das Internet der Dinge sein. Das Unternehmen geht davon aus, dass es 2025 etwa 100 Milliarden mit dem Internet verbundene Geräte geben wird.
Worin unterscheiden sich die gängigen Betriebssysteme?
Auch andere Anbieter entwickeln weiter in Richtung Internet of Things an ihren Betriebssystemen. Sowohl für Android als auch für iOS gibt es mittlerweile zahlreiche Apps, die eine Verbindung zu Geräten vom smarten Katzenklo bis hin zum kompletten Smart Home ermöglichen. So wird es wohl auch von den Android-Entwicklern bei Google mit „Brillo“ ein Betriebssystem geben, das minimalste Anforderungen an smarte Geräte hat, mit kleinster Hardware und mit 64 bzw. 32 MB Arbeitsspeicher auskommt. Wie bei LiteOS ist auch der Programmcode von Android frei verfügbar. So können Gerätehersteller ihre Devices auf das Betriebssystem anpassen. Der große Vorteil des als flexibel geltenden Betriebssystems ist die große Zahl an verfügbaren Apps im Play Store.
Bei iOS wird manchmal die systematische Geschlossenheit im Gegensatz zu Android bemängelt. Beispielsweise lässt sich der interne Speicher von iPhone, iPad und iPod Touch nicht mit Speicherkarten erweitern und der Zugriff auf den Speicher ist stark eingeschränkt. Der Datenaustausch mit dem PC funktioniert nur über das Apple-Programm iTunes. Bis iOS 4 war iTunes auch zur Aktivierung des Betriebssystems nötig. Seit iOS 5 können iPhone-Nutzer ihr neues Smartphone aber auch ganz ohne PC und iTunes verwenden – und die Geschlossenheit des Systems kann tatsächlich auch von Vorteil sein.
Der dritte große Player unter den Betriebssystemanbietern ist Microsoft mit Windows für Smartphones. Das Windows Phone bietet eine übersichtliche Benutzeroberfläche. Die Zahl von etwa 100.000 für Windows verfügbaren Apps klingt nach viel, ist aber im Vergleich zu den Millionen von Android- und iPhone-Apps recht gering. Aber auch Microsoft bereitet sich auf die weitere Entwicklung im Internet der Dinge vor. Windows 10 könnte auf PC und Smartphone als Steuerzentrale für das Smart Home dienen, die alle vernetzten Objekte im Haushalt koordiniert.
Welches Betriebssystem ist empfehlenswert?
Die Zeit der großen Unterschiede zwischen den Betriebssystemen ist eigentlich vorbei. Von vielen werden iPhone und iPad als einfacher zu bedienen wahrgenommen. Was die Leistung angeht, entwickeln die einzelnen Anbieter ihre Betriebssysteme allesamt stark weiter, insbesondere in Richtung IoT. Wie benutzerfreundlich LiteOS sein wird, bleibt noch abzuwarten. Bei den anderen Betriebssystemen iOS, Android und Windows tut sich im Grunde nicht so viel. Der Marktführer Android ermöglicht Herstellern von Smartphones und Tablets die Integration nahezu jeglicher Technik. Mit Infrarotfunktionen lässt sich das Smartphone zum Beispiel als Fernbedienung verwenden und NFC ermöglicht eine schnelle Kopplung zwischen Handy und Bluetooth-Lautsprechern. Außerdem lassen sich Daten sehr schnell vom PC übertragen.
Bei Apple überzeugt vor allen Dingen das perfekte Zusammenspiel von Hard- und Software. Apps, iPhone und iPad sind optimal auf iOS abgestimmt. Auch hier ist die Datenübertragung ein Kinderspiel, wenn man denn ausschließlich Apple-Geräte verwendet. Per Airdrop kann man Musik, Filme oder Fotos einfach austauschen.
Wer Windows vom PC her kennt – und das tun die meisten Nutzer –, sollte auch mit dem Smartphone-Betriebssystem von Microsoft keine Probleme haben. Auch auf einfachen Smartphones läuft Windows flüssig und schnell. Die Benutzeroberfläche hebt sich positiv von den anderen Betriebssystemen ab. Zwar ist die Auswahl an Apps für Windows nicht mit der für iOS oder Android zu vergleichen, die gängigen meistgenutzten Apps gibt es mittlerweile aber auch für Windows. Alles in allem könnte man Windows als Betriebssystem bezeichnen, das sich vor allem für Smartphone-Einsteiger eignet, die nicht vorhaben, allzu viele Funktionen und Apps zu nutzen.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind aber aufgrund der großen Zahl an verfügbaren Apps iOS und Android zu empfehlen. Welches allerdings von beiden das bessere ist, vermag nicht wirklich gesagt zu werden. Während iOS wie bereits erwähnt ein sehr geschlossenes System ist, bietet Android mehr Freiraum. Die Wahl zwischen den beiden Systemen wird wohl eher durch die Grundsatzfrage „Apple oder Nicht-Apple?“ entschieden.