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Kleine, geile Firmen – Musiklabel STIL VOR TALENT
Musiklabel, Modelabel, Booking-Agentur. STIL VOR TALENT, das Unternehmen von Oliver Koletzki, verdient ohne Zweifel das Prädikat “Kleine, geile Firma“. Wir haben das Team in ihrem Büro in Berlin-Kreuzberg besucht und uns mit Slawjana, die von Anfang an dabei ist, über ihre Arbeit unterhalten.
Eine „kleine, geile Firma“ ist ein Start-up oder bereits länger bestehendes Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, das es sich kennenzulernen lohnt. Dieses Interview entstand in Kooperation mit dem Berliner Online-Stadtmagazin Mit Vergnügen.
Was macht STIL VOR TALENT ganz genau?
Musik, Event, Mode. Vor 10 Jahren und 150 Releases wurde das Plattenlabel auf einer Couch in Friedrichshain geboren. Seitdem veröffentlichen wir monatlich, was uns gefällt: vor allem House, Techno und Electronica.
Was macht STIL VOR TALENT ganz genau nicht?
Unternehmensberatung.
Wieso habt Ihr das Unternehmen gegründet?
Olli und ich (Slawjana) kannten uns noch aus Braunschweig. Ich habe in den Clubs gefeiert, in denen er aufgelegt hat. Wir sind dann zeitgleich nach Berlin gezogen. Als Oliver seinen Erfolg mit dem Track “Mückenschwarm” hatte, stand er als DJ irgendwann vor der Entscheidung: Suche ich mir jetzt ein Label, das an meiner Musik verdient – oder gründe ich einfach selbst eins? Dafür brauchte er aber noch jemanden, der Plattencover designen und das Label mitorganisieren konnte. So kam ich ins Spiel.
Was sind Eure Aufgaben als Musiklabel?
Wir kümmern uns im Prinzip darum, dass Musik verteilt wird. Wenn also ein Künstler zu uns kommt, und gerne möchte, dass wir die Streuung seiner Musik handhaben, dann hören sich Olli oder Friedrich die Tracks des Künstlers an. Dann entscheiden sie, ob die Titel zu unserem Label passen oder nicht. Wenn sich alles gut anhört, sehen wir zu, dass die Musik auf den entsprechenden Plattformen wie iTunes oder Beatport landet und sich gut verkauft.
Welche Tools sind dabei besonders wichtig für Euch?
Wichtig sind da natürlich Social Media Plattformen wie Youtube oder Soundcloud, aber auch unsere eigenen Veranstaltungen. So zum Beispiel die „Stil vor Talent“-Festivals, auf denen wir Künstler, die bei uns unter Vertrag sind, vorstellen.
Die Musikindustrie hat sich in den letzten Jahren stark digitalisiert. Was bedeutet das für Euch?
Das bedeutet in erster Linie, dass wir nicht mehr so viele CDs oder Vinyl-Platten herstellen lassen, wie noch vor ein paar Jahren. Auch wenn die Schallplatte eine kleine Renaissance erlebt, legen wir unser Augenmerk doch mit mehr Nachdruck auf die digitalen Medien. Auch dort hat sich in den letzten Jahren einiges verändert – besonders durch das Aufkommen von Streaming-Anbietern. Natürlich hat jedes Medium seine Vor- und Nachteile. Wir versuchen uns vor allem auf die Vorteile zu fokussieren und den bestmöglichen Markt für unsere Musiker zu erschließen.
Oliver Koletzkis Platte „I’M OK“.
Unternehmen wie Shazam können immer genauer vorhersagen, welche Musiker erfolgreich werden, weil sie sehen, wie oft wo nach einem Song gesucht wird. Wie entscheidet Ihr, wen Ihr unter Vertrag nehmt?
Olli hat einfach ein gutes Händchen dafür, neue Künstler auszusuchen. Dadurch, dass er selbst Teil der Elektroszene ist und ein hohes musikalisches Verständnis hat, kennt er sich einfach gut aus und bekommt früh mit, wenn ein Künstler Potenzial haben könnte.
Ihr seid als Musiklabel gestartet. Mittlerweile macht Ihr aber noch viel mehr.
Ja, wir sind nicht nur ein Musiklabel, sondern auch Booking-Agentur und Modelabel. Das alles geht aber natürlich auch nur, weil wir über die Jahre langsam und organisch gewachsen sind. Lange waren wir nur zu zweit, seit vier Jahren sind Friedrich, der sich mit ums Musiklabel kümmert, und Chris, der fürs Booking zuständig ist, dabei. Außerdem haben wir noch eine Auszubildende und zwei Praktikanten.
Das Büro von STIL VOR TALENT ist gleichzeitig ihr Laden.
Als Label auch das Booking für Musiker zu übernehmen klingt logisch. Wie kam es aber dazu, dass Ihr jetzt ausgerechnet auch Mode macht?
Das war irgendwie eine natürliche Entwicklung. Mit dem Label kamen auch die Merchandise-Produkte dazu. Der Name STIL VOR TALENT ist sehr speziell und macht erstmal stutzig. Damals war gerade die Zeit, als viele diese „Wasted German Youth”- oder „The Aim of Design is to Define Space”-T-Shirt-Sprüche auf der Brust trugen. Wir dachten dann: STIL VOR TALENT. Unabhängig von den Merchandise-Produkten haben wir unsere Mode aber immer weiter vorangetrieben und jetzt zum Beispiel auch mit der Designerin Theresa Bender eine Kollektion für Frauen entworfen.
Olli ist gerade in Barcelona, nächste Woche schon wieder woanders. Wie führt man ein Unternehmen, wenn man so viel unterwegs ist?
Olli ist beinahe 24/7 am Handy oder online erreichbar. Und da wir uns mittlerweile alle so gut kennen, wissen wir ziemlich genau, worauf es ankommt.
Wie sieht Euer Mitarbeiter des Monats aus?
Unsere Azubine Anh.
Was ist Euer wichtigstes Arbeitsutensil?
Kaffee.
Ohne Kaffee geht nichts.
Welche wichtige Lektion habt Ihr letzten Monat gelernt?
What goes up, must come down.
Und was ist denn nun wichtiger? Stil oder Talent?
Unser Name sagt Stil. Aber das ist nur unser Name.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit „Mit Vergnügen“ entstanden. Hier erfahrt Ihr, was die wichtigste Einnahmequelle für STIL VOR TALENT ist und was sie erst noch über Mitarbeitermanagement lernen mussten.