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Kleine, geile Firmen: Accidental Concrete
In seiner kleinen Werkstatt in Berlin fertigt Jonas Lampenfassungen und Möbel aus Beton, die er online verkauft oder auf Wunsch anfertigt. Letztes Jahr hat er sich mit seiner Firma ACCIDENTAL CONCRETE selbstständig gemacht. Uns gefällt so viel Liebe zur Kreativität ausgesprochen gut, weshalb wir Jonas’ Unternehmen offiziell zu einer „kleinen, geilen Firma” küren.
Eine „kleine, geile Firma“ ist ein Start-up oder bereits länger bestehendes Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, das es sich kennenzulernen lohnt. Dieses Interview entstand in Kooperation mit dem Berliner Online-Stadtmagazin Mit Vergnügen.
Was macht ACCIDENTAL CONCRETE ganz genau?
Ich mache individuelle (Licht-)Objekte und Möbel, vorwiegend aus Beton und Holz. Ich entwerfe und plane aber auch architektonische und räumliche Konzepte.
Was macht ACCIDENTAL CONCRETE ganz genau nicht?
Trends folgen.
Was hast Du davor gemacht?
Bevor ich mich meinem eigenen Projekt gewidmet habe, habe ich als Architekt in einigen großen Büros in Amsterdam und Rotterdam gearbeitet.
Was hat Dich schließlich dazu gebracht, Dich selbstständig zu machen?
Als Architekt sitzt Du viele Stunden am Tag nur hinter Deinem Monitor. Ich bin handwerklich aktiv aufgewachsen und auch das Studium hat mir viele Möglichkeiten gegeben, mich auszuleben. Nach einigen Jahren im Büro hat es mich einfach wieder in den Fingern gejuckt.
Verständlich, aber Beton ist doch eher eine ungewöhnliche Wahl. Wie kam’s dazu, dass Du jetzt ausgerechnet mit diesem Material arbeitest?
Geboren wurde die Idee noch während meines Architekturstudiums an der UdK, wo wir die Möglichkeit hatten, uns im Modellbau auszuleben. Mich fasziniert, ein Objekt von zwei Seiten zu betrachten. Die Schalung, das Negativ und in der Folge das Objekt, das Positiv. Beton reagiert sehr sensibel auf Oberflächen und formt einen genauen Abdruck dessen, was ihn in Form zwingt. Man hat somit einen präzisen Einfluss auf Haptik und Aussehen. Häufig entstehen dabei unvorhersehbare Besonderheiten. Jedes Objekt ist somit individuell.
Wo hast Du gelernt, wie man mit Beton arbeitet?
Learning by doing. Ich habe viel rumprobiert und viele Fehler gemacht, aus denen ich lerne. Jedes neue Projekt hat wieder neue Herausforderungen.
Wie sieht Dein wichtigstes Arbeitsutensil aus?
Ich arbeite viel mit Holz. Mein Akkuschrauber ist, glaube ich, das Werkzeug, das ich am Tag am häufigsten in die Hand nehme.
Erinnerst Du Dich noch, was das erste Teil war, dass Du aus Beton gebaut hast?
Eine Lampe, die ich auf meinem Balkon gegossen habe.
Und was hast Du zuletzt entworfen?
Mich fasziniert es, Objekte zu entwerfen, für die man Beton als Werkstoff nicht unbedingt erwarten würde. Für ein Restaurant in Neukölln habe ich einen Beton-Kronleuchter mit einem handgefertigten Neonring gebaut. Die Kombination ist unkonventionell und sieht fantastisch aus.
Wie lange arbeitest Du an einem Produkt, beispielsweise an einer Lampe?
Das Wichtigste im Entstehungsprozess eines Betonobjektes ist die Schalung. Sie bestimmt, wie das Endprodukt ausschaut. Für individuelle Objekte bedarf es häufig einer aufwendigen Schalung. Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch macht es einen Unterschied, ob die Schalung wiederverwendbar sein soll oder einmalig nutzbar. Das Gießen ist letztlich der kleinere Aufwand. Ein Objekt sollte aber bis zu vier Tage trocknen.
Vier Tage? Macht Dich dieses Warten nicht manchmal fertig?
Anfangs war ich sehr ungeduldig. Mittlerweile gibt es mir den Raum, an mehreren Sachen gleichzeitig zu arbeiten und mich auf unterschiedliche Dinge zu konzentrieren.
Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag bei Dir?
Sport am Morgen. Meetings und Termine möglichst vormittags und dann ins Studio. Ich mag es, den Abend frei zu haben, um uneingeschränkt lange arbeiten zu können. Viele Sachen dauern häufig länger, als man denkt und Zeitdruck ist nicht mein Freund.
Wie viel kosten Deine fertigen Arbeiten eigentlich im Schnitt?
Das ist abhängig von Größe und Aufwand.
Aber wie entscheidet man – gerade wenn man erst vor Kurzem sein Business gestartet hat –, wie viel Geld man für seine Arbeiten nimmt?
Ich stelle mir selbst die Frage: Was wäre mein persönliches Limit? Aber irgendwie wollen ja auch Grundkosten für Material, Miete und Werkzeug gedeckt werden.
Du hast keinen eigenen Laden, sondern verkaufst Deine Produkte online. Warum?
Ein kleiner Werkladen wäre mein Traum. Dort könnte ich arbeiten, meine Produkte ausstellen und immer mal die Tür zur Straße offen stehen haben. Finanziell ist das allerdings zur Zeit nicht tragbar.
Dafür ist ACCIDENTAL CONCRETE bei Facebook und auch bei Instagram vertreten. Wie wichtig sind solche Kanäle für Dich und Deine Firma?
PR und Socializing ist nicht meine starke Seite, von daher hilft es mir sehr, auf diese Art auf meine Arbeiten aufmerksam zu machen.
Kommen darüber auch Aufträge rein?
Ja. Prinzipiell wird aber mehr geliked als gekauft. Man erreicht auf diesem Weg trotzdem viele Menschen und ich bekomme ein gutes Feedback. Das freut mich.
Welche Seiten im Netz inspirieren Dich selbst bei Deiner Arbeit?
Mein Newsfeed ist lang. Ich führe selbst einen Blog mit guten Freunden aus Rotterdam, den wir als visuelles Archiv sehen. Insofern bin immer auf der Suche nach kleinen, interessanten Künstlern und spannenden Materialien, die mich inspirieren.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit „Mit Vergnügen“ entstanden. Auf mitvergnuegen.com erfährst Du, ob Jonas schon von seiner Firma leben kann und wie wichtig der Standort Berlin für ihn ist.