Tests & Reviews
Introducing DJI Phantom 2 Vision+
Auf unserer Reise mit den Motorrädern auf dem Landweg nach New York begleitet uns einiges an Dokumentationsequipment – unter anderem auch ein Phantom 2 Vision+ Quadkopter. Als fliegendes Auge ist die Drohne mit integrierter Kamera vom Hersteller DJI eine Bereicherung für die Aufzeichnung unseres Vorhabens. Zudem dient sie uns auf Entdeckungstouren als „Späher“, dank dem wir atemberaubende, aber für uns schwer zugängliche Landschaften aus der Vogelperspektive erschließen können. Abseits von Fun und Aktion gibt uns die Phantom 2 Vision+ einen ganz anderen und zuvor fremden Ausblick auf die eigene Verortung in der Umgebung.
Aircraft und Equipment
Die Phantom 2 Vision+ ist ein Quadkopter aus dem Hause DJI. Ohne die vier Rotorblätter, die praktischerweise selbstanziehend sind, hat das Gerät lediglich eine diagonale Ausdehnung von 35 cm und eine Höhe von 18 cm. Bei einem Gewicht von circa 1300 g ist sie somit immer noch eine recht handliche fliegende Kamera.
Wer die Drohne auspackt und startet, stellt schnell fest, dass sie ein unglaublich wendiges Ding ist. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 15 m/s und einem maximalen Neigungswinkel von 35° kann das Flugobjekt schon mal zum Heckentrimmer werden. Ausgestattet ist die Phantom 2 Vision+ mit einem 3,7 V Lithium-Polymer-Akku. Vom Hersteller wird bei richtiger Handhabung eine Batterielaufzeit von 25 Minuten am Stück versprochen. Unsere Spritztouren mit dem Kopter endeten allerdings regelmäßig nach 14 bis 15 Minuten, was die geplanten Takes und das damit verbundene Vergnügen erheblich verkürzte. Positiv ist, dass sich Kamera und Fluggerät aus einem Akku speisen und sich die Komplexität des Aircrafts so weniger konfus gestaltet. Jedem, der regelmäßig ausführlichere Aufnahmen machen möchte, empfehlen wir, sich einen Zweit-Akku zuzulegen.
Damit die Drohne, die über mehrere GPS-Satelliten (im Idealfall mindestens 6 Stück) navigiert wird, nicht unter dem negativen Einfluss von Störfeldern steht, muss bei jedem maßgeblichen Standortwechsel der integrierte Kompass neu kalibriert werden – was aber mit etwas Übung recht unkompliziert von der Hand geht. Einmal abgehoben ist die maximale Flughöhe und -entfernung – solange ein ausreichendes GPS-Signal und eine stabile Verbindung mit dem W-LAN-Verstärker gegeben sind – rein technisch nicht festgelegt. Als Nutzer hat man allerdings die Möglichkeit, dies über eine Konfiguration mittels der Assistant Software vorzunehmen, was insbesondere im Hinblick auf regionale Flugrichtlinien und gesperrte Flugräume ratsam ist. Wir empfehlen außerdem, stets ausreichenden Sichtkontakt zum eigenen Flugobjekt zu behalten.
Bedienung und Steuerung
Hat man den Schritt des Abhebens mit dem Quadkopter erfolgreich gemeistert, schwebt das System stabil in der Luft und lässt sich präzise navigieren. Während des Fluges stellt eine Flugradar-App auf dem entsprechenden Device die Position der Drohne dar. Der am Fernbedienungselement angebrachte Range Extender, der die W-LAN-Verbindung zum Flugobjekt herstellt, soll eine Bildübertragung bis zu einer Entfernung von 700m ermöglichen. Traut man sich über die „magische“ Grenze hinaus, wird dies umgehend übers Smartphone gemeldet und die Übertragung bricht ab. Trotzdem lässt sich die Maschine weiterhin steuern, auch wenn dies ohne Sichtkontakt zeitweise schwierig werden kann. Auch andere Warnsignale wie bei niedrigem Batteriestatus einzelner Komponenten, Kontrollverlust der Bedienung oder Eindringen in Sperrzonen sind eindeutig ausgezeichnet und einfach wahrzunehmen. Im Fall eines solchen Kontrollverlusts verfügt die Phantom 2 Vision+ über eine „Return to Home“-Funktion: Das vorrübergehend herrenlos gewordene Flugobjekt wird automatisch zum Ausgangspunkt seiner Tour zurückgelotst.
Kamera
Die in der Phantom 2 Vision+ integrierte Action-Cam liefert Bildaufnahmen in einer Auflösung von 4384×3288 px, die ebenso im DNG-RAW-Format geschrieben werden können. Somit ist eine umfangreiche Bildbearbeitung möglich. Im Videomodus kann die Kamera 1080 px bei einer Framerate von 30 Bildern zeichnen. Für alle Slow-Motion-Liebhaber ist hierbei der einzige Nachteil, dass es die Kamera nur im „Half HD“ Modus (720 px) auf eine Leistung von 60pic/s schafft – also bei einer wesentlich niedrigeren Auflösung.
Generell sind die möglichen Kameraeinstellungen recht klassisch: vom Selbstauslöser über Mehrfach-Shots zu diversen Screen-Einstellungen. Die aufgenommenen Bilder lassen sich in diversen Adobe-Software-Programmen mit der passenden Funktion unkompliziert entzerren und bearbeiten. Was sich leider nicht ausgleichen lässt, sind die Probleme beim Wechsel zwischen verschiedenen Lichtverhältnissen. Zwar kann man die Belichtungsempfindlichkeit via App unterschiedlich einstellen, doch leider schafft dies keine Abhilfe.
Ein wesentlicher Fortschritt dieser Phantom-Version im Vergleich zu seinen Vorgängern ist das Gimbal-System, ein 3-Achsen-Stabilisator, der die Kamera mit dem Flugobjekt verbindet. Dadurch bleiben die Aufnahmen weitestgehend ungestört von Flugirritationen, denn das Gimbal gleicht Bewegungen des Kopters während des Fluges aus. Außerdem ermöglicht es eine Neigung der Kamera auf -90° in der Vertikalen. Schwenkbewegungen mit der Kamera können über die Applikation auf dem Smartphone oder über das Gimbal Pitch Movement direkt durch Kippbewegungen der Fernbedienung gesteuert werden.
Da die DJI-Kamera direkt mit dem Gimbal-System verbunden und nicht austauschbar ist, kann sie nicht durch eine GoPro Hero 3+, die im Punkt 1080/60 mehr überzeugt, ersetzt werden. Und der ein oder andere wird vielleicht ein Mikrofon an der Kamera vermissen. Aus unserer Sicht ist der Verzicht darauf jedoch clever, da die Geräuschkulisse durch Propeller und Wind in der Höhe ohnehin alles Weitere übertönen würde.
DJI Vision App und Assistant Software
Am Fernsteuerelement der Phantom 2 Vision+ ist eine Smartphone-Halterung mit Klemme angebracht. Hier wird das Smart- bzw. iPhone (Android System Version 4.0 oder höher/iOS Version 6.1 oder höher) befestigt und in Kombination mit der analogen Steuerung verwendet. Über die DJI Vision App auf dem Smartphone erhält man nach der Kopplung mit dem Flieger einen direkten Videostream der Kamera und kann die aufgenommenen Bilder unmittelbar auf den Telefonspeicher herunterladen. Zusätzlich macht diese Funktion eine noch sicherere Navigation möglich, sobald die Drohne in weiter Entfernung nur noch schlecht bzw. gar nicht mehr auszumachen ist. Zudem überträgt die Verbindung zur App in Echtzeit sämtliche Flug-Parameter – Batteriestatus, GPS-Empfang, Höhe und Kameraeinstellungen. Änderungen an Kamera- und Bildeinstellungen wie Auflösung oder Winkel sind auch während des Fluges einfach vorzunehmen. Mit der inkludierten Ground Station ist es möglich, Routen anhand von Kartenmaterial zu definieren und anschließend abfliegen zu lassen.
Die Assistant Software der Phantom-Drohne wird für Mac und PC angeboten. Mit ihrer Hilfe kann man den eigenen Quadkopter individuell konfigurieren und die Firmware unkompliziert updaten. Spezielle Tutorials werden direkt über den Hersteller DJI im Internet angeboten.
Fazit
Insgesamt lässt die Phantom 2 Vision+ kaum einen Wunsch offen. Klar wären noch stärke Motoren, ein noch geringeres Gewicht und 1080 px bei 60 Frames pro Sekunde in Form eines unsichtbaren Minihelikopters im Taschenformat der absolute Hit. Und wenn es dazu noch selbstreinigende Oberflächen gäbe, sodass unsere öligen Finger keine Abdrücke mehr darauf hinterlassen würden, wär’s der absolute Oberhammer. Aber wir wollen mal realistisch bleiben – und deswegen ist unser Urteil: Diese Drohne ist ein echt tolles Ding.