Digital Life
Zum Hochstapeln: Acers modularer Mini-PC
In Zeiten, in denen Du selbst Dein Müsli nach Wunsch konfigurierst, verwundert es, dass sich bis jetzt noch kein PC-Modulsystem durchgesetzt hat. Branchenriese Acer drängt im Oktober mit dem Do-it-yourself-PC „Revo Build“ auf den Markt – frei nach dem Motto „style over substance“.
Ach, was war die Kindheit schön. Mit Lego auf dem Boden sitzen und mit voller Absicht das Unterseeboot mit irgendwelchen Fremdteilen ausrüsten, die im Bauplan nicht vorgesehen waren. Warum? Weil ich es konnte. Das revolutionäre Klötzchenprinzip ist bis heute der kleinste gemeinsame Nenner des Begriffes „Individualität“. Feuerwehrautos mit Drachenflügeln? Kein Problem. Und auch im Erwachsenenalter möchtest Du selbst entscheiden, was zum Beispiel in Deinem PC steckt. Bei Anbietern wie Dell kannst Du Deinen PC online vorkonfigurieren. Das nächste Level erreicht Acer im Oktober und präsentiert mit Revo Build ein modulares Computer-System zum Zusammenstecken.
Turmbau zu Acer
Acers Revo Build System hat bürofreundliche Maße. 12,5 x 12,5 Zentimeter messen Basiseinheit und die Zusatzmodule. Herkömmliche PC-Tower fristen oft ein einsames Dasein unter dem Schreibtisch. Revo Build hingegen will gesehen werden. Dafür sprechen auch mögliche Module wie Beamer und/oder eine kabellose Ladestation für Dein Smartphone (via Induktionsladung). Damit qualifiziert sich Revo Build dafür, auf den Schreibtischen der unzähligen hippen Büros diverser Berliner Start-ups zu stehen.
Es ist so leicht, wie es sich anhört: Die einzelnen Module werden ineinander gesteckt, Magnete halten die Elemente zusammen. So kannst Du Deinen Wunschrechner z. B. um Grafik- oder Audioelemente bereichern, ohne vorher eine Ausbildung zum IT-Kaufmann gemacht zu haben.
Klein aber … so lala
PC-Profis schmunzeln verschämt, wenn sie das Wort „Celeron-Prozessor“ lesen. Denn auch wenn das Konzept des Revo Build trendy ist, bleibt ein Celeron-Prozessor der Motorroller im digitalen Straßenverkehr: kostengünstig, aber langsam. Via Modul könnten Gamer, Grafiker usw. mehr Grafikleistung implantieren. Aber bringt es wirklich etwas, einen Trabant mit Alu-Felgen auszurüsten?
Ansonsten ist die Basis fit für den Alltag. Neben mehreren USB-Ports gibt es Anschlüsse für HDMI, Bildschirme und Netzwerkkabel. Der SD-Karten-Slot ist ebenfalls vorhanden. Echtes Highlight ist die Wireless Power Bank, die das System via Induktion auch ohne Steckdose am Laufen hält.
Einfach zusammenstecken: Christine & Ara
Acer hat die Idee der frei konfigurierbaren Hardware vielleicht verkaufsfähig gemacht, aber es gab schon früher Bestrebungen in diese Richtung.
Die Idee hinter modulbasierter Hardware ist zum einen mehr Individualität für den Nutzer. Du sollst selbst bestimmen können, was Du wie anschaffst. Auf der anderen Seite versetzt es Dich in die Lage, Komponenten wie Grafikkarte etc. zu wechseln, auch wenn Du kein Hardware-Geek bist.
Letztes Jahr stellte der Gaming-Hardware-Hersteller Razer das Projekt Christine vor. Auch hier ließen sich Komponenten beliebig zusammenstecken – sogar während des Betriebs. Bei Christine waren außerdem sogenannte Leermodule vorgesehen, die Bastlern Platz für eigene Hardwareideen geben sollten.
Das 2013 von Motorola initiierte Project Ara ist mittlerweile Entwicklungs- und Forschungsgegenstand bei Google. Stell Dir vor, Du könntest Dein Smartphone nach Deinen persönlichen Vorlieben zusammenstecken. Erster Vorteil, der mir sofort einfällt, ist der austauschbare Akku. Mittlerweile verbauen die meisten Smartphonehersteller die Akkus fest im Gehäuse. Ein Hoffnungsschimmer.
Was hältst Du von modulierbarer Hardware? Zukunftsweisend oder unnötige Spielerei? Steck‘ Deine Kommentare ganz unkompliziert in das Kommentarfeld.
Fotos: Acer / The Verge