Digital Life
Faszination Netzwelt: Social-Media-Einmaleins für Eltern
Was treibt Dein Kind eigentlich den ganzen Tag im Internet? Chatten, posten, twittern, stupsen … Dir ist das vielleicht suspekt, für Dein Kind aber total normal. Du fragst Dich, was daran „sozial“ ist, stundenlang im Netz „rumzuhängen“? Was Deinen Nachwuchs an dieser virtuellen Welt fasziniert? Finde es heraus. Wir stellen die fünf meistgenutzten Kanäle vor und geben Dir einen Einblick, wie Facebook und Co. funktionieren.
Facebook: Das Mitmachweb der Generation 2.0 – auch was für mich?
Der Grundgedanke sozialer Netzwerke lässt sich am besten an der Mutter aller Social-Media-Kanäle erklären: Facebook ist mit rund 1,4 Milliarden Nutzern noch immer die weltweit meist-genutzte Plattform. Die Mitglieder des Online-Dienstes erstellen die Inhalte quasi selbst, indem sie Texte, Bilder, Videos oder Musik posten und sich darüber austauschen. Kommuniziert und diskutiert wird über Chats und Gruppenforen. Die Nutzer bewerten, kommentieren und teilen Inhalte – eine soziale Interaktion im virtuellen Raum. Großer Bonus dieser Online-Plattformen: Hier sind Menschen aus aller Welt miteinander vernetzt und können über die Suchfunktion wiedergefunden werden. Wer es in den letzten Jahren nie zum Klassentreffen geschafft hat, könnte es tatsächlich einmal bei Facebook versuchen. Vermutlich findet sich hier der ein oder andere Schulkamerad wieder. Denn gerade Facebook ist längst nicht mehr nur der Generation 2.0 vorbehalten. Für die Webjugend haben sich derweil andere Plattformen herauskristallisiert, über die sie sich austauschen – wobei sich die Art und Inhalte der Kommunikation geändert haben.
#WillkommenbeiTwitter: Zwitschern auf #Hashtag
„Dank des #vodafone_de Magazins #featured bin ich auch endlich bei #Twitter. Freu mich auf viele Follower. @hilfe wie ändere ich das Profilbild“
Wenn Texte überwiegend aus Hashtags bestehen, Kommata und Satzbauregeln gerne mal vernachlässigt werden, dann bist Du eindeutig bei Twitter gelandet. In maximal 140 Zeichen kann hier jeder sein Statement frei von der Leber „wegzwitschern“. Da der Umfang eines „Tweets“ begrenzt ist, wird vor allem bei Twitter (mittlerweile aber auch auf anderen Social-Media-Kanälen) die Hashtag-Kultur gepflegt. Das Raute-Symbol kennzeichnet ein bestimmtes Stichwort, das automatisch in einer Schlagwortsuche verlinkt und so mit anderen Tweets vernetzt wird. Wie viele und welche Tweets man erhält, hängt davon ab, wem Du folgst. Auf Twitter präsentieren sich auch viele Promis, Unternehmen, Medien und Service-Dienstleister wie Restaurants. McDonalds twittert beispielsweise ein neues Menü, die Bahn neue Ticketangebote, dpa und Tagesschau aktuelle Schlagzeilen. Jeder Nutzer kann den Tweets eines anderen Nutzers folgen und ist dann ein sogenannter „Follower“. Das „Wie Du mir, so ich Dir“-Prinzip gilt bei Twitter aber nicht. Wenn ich Udo Lindenberg auf Twitter folge, tut er das umgekehrt wahrscheinlich nur, wenn ich Jan Delay oder Nena heiße – oder Hersteller einer Eierlikör-Marke bin. Generell haben Personen des öffentlichen Lebens natürlich viel mehr Follower als der „normale“ Durchschnittsnutzer. Soziale Netzwerke sind der einfachste Weg, so nah wie möglich an seinen Star heranzukommen und dessen Leben mitzuverfolgen.
Instagram: Ohne Worte, aber gefiltert
Für zeige- statt redefreudige Menschen, sind Instagram und Snapchat die Mittel der Wahl. Kürzer kann Kommunikation nicht sein. Bei diesen Instant-Messaging-Diensten für mobile Geräte wie Smartphone oder Tablet steht nicht das Wort, sondern das Bild im Fokus. Hier wird das gesamte Leben in möglichst schönen Aufnahmen festgehalten und geteilt. Damit das Ganze besonders abgefahren, schick oder romantisch aussieht, liefert Instagram auch gleich eine ganze Palette an Effektfiltern – Software, die nicht ganz so makellose Bilder auf Hochglanz poliert und rettet, was das Motiv eigentlich nicht hergibt: Fotos im Retro-Look, Polaroid-Optik, mit Schärfenverlagerung oder gänzlich künstlerischer Entfremdung. Tatsächlich sind Instagram-Pics schon fast ein eigenes Kunstgenre. Inspiration holt sich der Nutzer bei anderen Instagramern, denen er folgt. Das können Freunde und Bekannte sein, aber auch völlig Fremde, deren Bilder man schön findet und „liked“. Auch bei Snapchat können „Snap“-Schüsse an Freunde verschickt werden. Hier sind die Bilder aber nur für einige Sekunden sichtbar und löschen sich dann wie von Geisterhand. Zumindest fast, denn mit relativ einfachen Mitteln sind die Bilder auf dem Gerät wiederzufinden.
Karriererampe und Recherchequelle: Auf Youtube wird die Welt erklärt
Ebenfalls ein Phänomen sozialer Netzwerke: Sie bringen eine völlig neue Starkultur hervor. Die Helden unserer Kinder haben keine Superkräfte oder erleben waghalsige Abenteuer – sie tragen Hornbrille, Wuschelfrisur und Jogging-Hose, spielen vor der Webcam Computerspiele, geben Schmink-Tipps und erzählen von ihren Alltagssorgen. Youtube ist ein wahres Biotop für kameraaffine Newcomer, die teilweise mehr Abonnenten haben als die großen deutschen Tageszeitungen. Youtube-Stars vermitteln Werte, Meinungen – und Produkte, denn damit verdienen sie ihr Geld. Dennoch oder gerade deswegen sind sie in den letzten Jahren sehr professionell geworden und produzieren mit immer mehr Aufwand ganze Sendungen und Shows. Die gute Nachricht für Eltern: Damit lässt sich im Ausnahmefall tatsächlich Geld verdienen und sogar Preise gewinnen. Rocketbeans TV zählt zum Beispiel zu den Gewinnern des diesjährigen Webvideopreises – groß und bekannt geworden durch Youtube. Wer jetzt neugierig ist, kann gerne reinschauen. Youtube-Videos sind für alle öffentlich zugänglich. Aber erst mit der Registrierung können Nutzer auch selbst Videos hochladen, kommentieren, favorisieren, Channel abonnieren oder Probleme melden. Von Tutorials, die die großen Fragen der Welt oder auch ganz banalen Schwachsinn erklären, über Musikvideos und Making-Of-Produktionen bis zu ausrangierten Mediathek-Beiträgen und Comedy-Shows findet sich bei Youtube nahezu alles, was mit Bewegtbild möglich ist.
Anmeldung kinderleicht gemacht
Um Mitglied eines sozialen Netzwerks zu werden, muss man sich registrieren, also ein Benutzerkonto (einen „Account“) erstellen. Alles, was Du dazu brauchst, ist eine E-Mail-Adresse. Social-Apps wie Instagram und Snapchat lassen sich kostenlos für iOS und Android-Systeme auf das Mobilgerät herunterladen und installieren. Bei Youtube kann die Anmeldung auch über ein bereits bestehendes Google-Konto erfolgen. Neben dem von Dir festgelegten Passwort werden bei der Registrierung auch Daten wie Telefonnummer, Geburtsdatum und Name abgefragt. Facebook begründet die Frage nach dem Geburtstag nicht mit einer Alterskontrolle, sondern damit, dass die Angabe dabei helfe, „Dir die für Dein Alter entsprechende Facebook-Erfahrung zu bieten […]“ Wo diese Daten landen können, steht in den AGBs und Datenrichtlinien – dazu aber später mehr. Da davon auszugehen ist, dass Eltern das Mindestalter sozialer Plattformen erreicht haben (Facebook, Instagram und Snapchat ab 13 Jahren, Youtube ab 18 Jahren) soll an dieser Stelle nicht weiter darauf herumgeritten werden, dass bei der Erstanmeldung auf keinem der Kanäle ein Hinweis zur Altersfreigabe erscheint. Davon würden sich die meisten Zwölfjährigen ja eh nicht abschrecken lassen. Also weiter im Text.
Irrlichter: Zeig mir Dein Profil und ich sag Dir, wer Du bist (?)
Innerhalb sozialer Netzwerke treten Mitglieder unter einem Nutzernamen oder Nickname auf. Das kann der richtige Vor- und Nachname sein oder aber ein „lustiges“ Pseudonym wie „Hannes Haut Ab“ oder „Mia Mara“. Der Nutzer erstellt ein persönliches Profil, das später ergänzt und geändert werden kann. Je nachdem, wie viel er preisgeben möchte, können persönliche Daten wie Wohnort und Beruf angegeben werden – oder aber auch sehr persönliche Infos wie Lebensmotto und Lieblingsessen. Auch ein Foto gehört in den sozialen Netzwerken zu einem vollständigen Profil, ist aber kein Muss. Die Mitglieder präsentieren sich so, wie sie wahrgenommen werden wollen. Das muss mit der Realität nicht viel zu tun haben. All die Infos dienen in erster Linie der Selbstdarstellung – und dem Anbieter. Denn die Mitgliedschaft ist bei den meisten Netzwerken zwar kostenlos, hat aber trotzdem ihren Preis.
Das Kleingedruckte
Ein zentraler Bestandteil sozialer Netzwerke sind Datenbanken, die neben Unmengen von Bildern und Videos auch persönliche Informationen über die Mitglieder sammeln. Vielleicht begegnet Dir Dein Urlaubsbild, das Du auf einer Plattform gepostet hast, irgendwann als großformatiges Plakat, weil es an eine Werbeagentur verkauft wurde. Jeder, der sich bei Facebook, Twitter und Co. anmeldet, akzeptiert die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Damit erteilst Du dem Betreiber die Lizenz für Deine Inhalte. Die Anbieter können also Deine Bilder, Posts, Videos oder persönliche Daten verwenden und sogar an Dritte weiterverkaufen. Das gilt für Facebook ebenso wie für Youtube. Auch hier räumen Nutzer mit der Anmeldung eine „weltweite, nicht-exklusive und gebührenfreie Lizenz“ aller hochgeladenen und geposteten Inhalte ein – mit dem Recht auf Unterlizenzierung bezüglich der Nutzung, Reproduktion und Vertrieb. Bei Twitter drückt man sich freundlicher aus, meint aber dasselbe: „Die Tweets gehören dem Verfasser, Twitter hat aber das Recht, Inhalte jederzeit „benutzen, kopieren, verarbeiten, übernehmen, verändern, veröffentlichen, übermitteln und vertreiben“ zu können. Auch Snapchat verweist darauf, dass Nutzungsdaten, Log- und Geräte-Informationen gesammelt und gespeichert werden. Beim mittlerweile von Facebook aufgekauften Dienst Instagram verhält es sich ähnlich.
Mit dem Datenschutz auf Social-Media-Plattformen ist es tatsächlich eine knifflige Angelegenheit. Dennoch ist es keine Lösung, Deinen Kindern die Nutzung sozialer Netzwerke zu verbieten. Wenn Du Dich mit der Materie auseinandersetzt und besser Bescheid weißt als der Nachwuchs, kannst Du ihn auf die Gefahren aufmerksam machen und im Medienumgang begleiten. Dabei geht es nicht um Kontrolle. Versuch lieber erst gar nicht, Dich auf Facebook mit Deinem Sohn anzufreunden – da hört das „Soziale“ bei den meisten Kids auf.