Digital Life
Es muss nicht immer 3D sein – Wie wär’s mal mit Handsiebdruck?
Designed wird am Computer, gedruckt in Handarbeit: Stefan und Björn von HANDSIEBDRUCKEREI KREUZBERG machen professionellen Siebdruck in einem der wohl schönsten Lofts Berlins und Lust auf Kunst. Ihre Arbeit finden wir so wunderbar, dass wir die beiden glatt zu einer „kleinen, geilen Firma” küren und ihnen beim Drucken über die Schulter schauen.
Eine „kleine, geile Firma“ ist ein Start-up oder bereits länger bestehendes Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, das es sich kennenzulernen lohnt. Dieses Interview entstand in Kooperation mit dem Berliner Online-Stadtmagazin Mit Vergnügen.
Was macht die HANDSIEBDRUCKEREI KREUZBERG ganz genau?
Wir machen Siebdruck in Handarbeit.
Ein Blick in die Siebdruckerei
Was macht die HANDSIEBDRUCKEREI KREUZBERG ganz genau nicht?
Wir bedrucken keine T-Shirts.
Seit wann macht Ihr das?
Im Jahr 2000 haben wir dem Designstudio Zwölf angefangen, dort machen wir fast ausschließlich Plakatdesign. 2005 ist dann der Siebdruck dazugekommen. An unserer Uni, der Universität der Künste in Berlin, war die Druckwerkstatt eigentlich immer ungenutzt und wir konnten dort super arbeiten. Als wir dann irgendwann nicht mehr so richtig als Studenten durchgehen konnten, haben wir uns einen eigenen Siebdrucktisch zugelegt und sind jetzt seit vier Jahren in dem Loft in Kreuzberg. Den Platz brauchen wir, da der Siebdrucktisch recht groß ist, wir auch teilweise noch Bilderrahmen selber bauen und außerdem noch unser Designbüro hier haben.
In dem Loft in Berlin-Kreuzberg arbeiten Stefan und Björn seit vier Jahren
Was hat sich in der Plakatbranche seit 2000 verändert?
Es ist ganz interessant zu sehen, wie Siebdruck in den letzten Jahren wieder an Wert gewonnen hat. Früher wurden viele wichtige Werbeplakate im Siebdruck hergestellt, bis in die 1980er hinein. Andy Warhol hat dazu Siebdruck als künstlerische Drucktechnik mit seiner Popart geprägt. Zuerst mit dem Offsetdruck – ein indirektes Druckverfahren, bei dem der Druck nicht direkt von der Druckplatte auf Papier aufgetragen wird – und dann auch durch Digitaldruck verschwand Siebdruck aber immer mehr von der Bildfläche und ist mittlerweile eine Seltenheit geworden.
Siebdruck hat viel mit Handarbeit zu tun. An welcher Stelle kommt Ihr trotzdem nicht ohne die digitale Technik aus?
Unsere Arbeit ist immer noch zu einem großen Teil Computerarbeit. Die Entwürfe kommen digital bei uns an und auch sonst koordinieren wir fast alles am PC: Termine, Produktionsschritte. Wir versuchen natürlich so viel wie möglich selbst zu machen, aber manche Sachen geben wir auch raus, weil es sich für uns ansonsten aus Kosten- und Zeitgründen nicht lohnen würde. Wir lassen zum Beispiel unsere Siebe bespannen und die Filme woanders ausbelichten.
Welches PC-Programm oder welche App nutzt Ihr täglich und warum?
Als Gestalter natürlich die üblichen Adobe-Programme, die wir auch für die Druckvorstufe einsetzen.
Wie sieht Euer wichtigstes Arbeitsutensil aus?
Der Rakel
Das wichtigste Arbeitsutensil: Mit dem Gummirakel wird die Druckfarbe durch das feinmaschige Gewebe auf das Papier gedruckt.
Ihr seid deutlich teurer als andere Druckereien, die mit Druckern arbeiten. Warum kommen die Leute trotzdem zu Euch?
Klar ist es günstiger, wenn man seine Flyer bei einer großen Druckerei drucken lässt, aber Siebdruck, so wie wir ihn machen, hat natürlich eine ganz andere Qualität. Wir können Materialien bedrucken, die die herkömmlichen Maschinen nicht bedrucken können. Und Siebdruck ist letztlich auch eine Art von Kunst. In der heutigen Zeit, in der Computer eine immer größere Rolle spielen, besinnen sich die Leute ja immer mehr auf das Analoge, das Echte, das Handgemachte. Zu dieser Mentalität passt Siebdruck. Jemand, der bei uns etwas produzieren lässt, legt Wert auf Ästhetik, auf das Besondere, auf Qualität statt Quantität. Auch an unserer ehemaligen Uni haben sie mittlerweile wieder mehr Räume für Handwerkliches eingeplant.
Björn richtet alles für den nächsten Druck her
Was druckt Ihr denn alles? Wer kommt zu Euch?
Das sind sowohl Galeristen, Künstler und Bands als auch Privatpersonen. Wir drucken Editionen, Plakate, Buchcover, aber auch Hochzeitseinladungen haben wir schon gemacht. Dadurch, dass eigentlich nur Leute zu uns kommen, denen an den Drucken auch wirklich etwas liegt, hatten wir bisher auch nur schöne Aufträge.
Akkurate Arbeit ist wichtig
Ist es wichtig, dass Ihr selbst Designer seid, um Euren Job zu machen?
Auf jeden Fall, da wir ja auch die Kundenseite aus eigenen Erfahrungen kennen. Außerdem drucken wir fast nichts einfach so, sondern beraten häufig auch nochmal in Designfragen und geben Tipps, zum Beispiel was die Farbwahl angeht.
Testdrucke mit verschiedenen Farben
Wie lange dauert der Prozess, wenn ein Kunde zu Euch kommt, bis Ihr schließlich den fertigen Druck in den Händen haltet?
Das kann ganz unterschiedlich sein und hängt natürlich sehr vom Kunden und von der aktuellen Auslastung des Drucksaals ab. Ein Auftrag kann sich schon mal über ein paar Wochen hinziehen, wenn wir zusammen das Projekt entwickeln, Farben testen, Papier auswählen. Aber uns ist es wichtig, dass unsere Kunden auch hier in der Werkstatt vorbeikommen und bestenfalls beim Druckprozess dabei sind. Zum einen ist es etwas Besonderes, wenn man seine Idee plötzlich auf Papier in den Händen hält, zum anderen natürlich auch praktisch, wenn man direktes Feedback bekommen kann.
Gesammelte Werke in der Werkstatt
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Mit Vergnügen entstanden. Hier erfahrt Ihr, wie viele Siebdruckereien es in Berlin gibt und was die Jungs zuletzt gedruckt haben.