Digital Life
Disney Research: Zukunftsweisende Technologien für die Unterhaltungsindustrie
Wenn Du Disney liest, denkst Du vermutlich zuerst an die Trick-Filme, die Deine Kindheit geprägt haben. Du hast mit Timon und Pumba „Hakuna Matata“ gesungen und bist mit Arielle durchs Meer geschwommen. Jetzt als Erwachsener lassen die Star-Wars-Filme und Marvel-Helden Dein Herz höherschlagen.
Was Disneys Kreationen so einzigartig macht, sind nicht nur diese großartigen Geschichten und Charaktere, sondern ebenso die technische Umsetzung der Computeranimationen. Damit diese immer lebensechter werden, hat Disney eigene Forschungslabore gegründet. Eines davon steht mitten in Europa: das Disney Research in Zürich.
Disney Research in Europa: Eine Kooperation mit Forschern der ETH Zürich
Viele Effekte, die Du in letzter Zeit in Disney-Filmen gesehen hast, kommen direkt aus der Schweiz. In Zürich wird in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) an der Zukunft der Unterhaltungsindustrie gebastelt. Unter der Leitung von Professor Markus Groß tüfteln Ingenieure, Studierende und Dozenten in Kooperation mit Disney in verschiedenen Arbeitsgruppen an gewinnbringenden Technologien. Schwerpunkte der Forschung in Zürich sind beispielsweise 3D-Animationsfilme mit möglichst realistischen Spezialeffekten, Robotik und Augmented Reality.
Die Ideenschmiede für die Unterhaltungsindustrie
Im Disney Research forschen die Mitarbeiter nicht nur an Animationseffekten von Filmen, sondern entwickeln Technologien für sämtliche Geschäftsbereiche des US-Medienkonzerns. Darunter fallen auch Konsumartikel wie Merchandise-Produkte, Spiele, Apps und die Technologien für Disney-Themenparks und Resorts. Auch wenn der Disney-Bezug in der angewandten Forschung immer gegeben sein muss, sind die einzelnen Arbeitsgruppen innerhalb des Labors relativ frei. Erklärtes Ziel sei es, in erster Linie wissenschaftliche und technologische Neuerungen voranzutreiben und spannende Ideen auszuarbeiten. Diese Ideen wiederum werden dann in Los Angeles, dem Hauptsitz von Disney Research präsentiert und beurteilt. Erweist sich ein Konzept als umsetzbar, übernehmen andere Einheiten innerhalb des Konzerns die Produktentwicklung.
Motion-Capture für Marvels Superschurken
In Infinity War, dem dritten Teil der Avengers-Reihe, zeigt Dir Marvel einen der mächtigsten Schurken seines Universums in neuem Format: Thanos, der Kriegsherr vom Planeten Titan wirkt nun viel realistischer. Dabei ist Thanos komplett computergeneriert. Der Schauspieler Josh Brolin verleiht ihm mit Hilfe von Motion-Capture allerdings ein sehr ausgeprägtes Minenspiel. Möglich macht dies die von Disney Research Zürich entwickelte Medusa-Performance-Capture-Technologie.
Mit Hilfe dieses Systems rekonstruieren die Entwickler eine dreidimensionale Form von Brolins Gesicht. Anschließend erstellen sie daraus ein digitales Double mit sehr hoher Auflösung. Gesteuert wird es mit einem Tool Namens Masquerade, dessen Technologie ebenfalls auf einem Forschungsprojekt von Disney Research basiert.
Die Zuschauermeinungen zur Optik des Titans waren recht gemischt. Einige Fans bemängelten die krasse optische Veränderung von Thanos innerhalb der drei Filme, wohingegen andere das Minenspiel als überaus realistisch lobten.
Technische Hintergründe und weitere Details zum Prozess kannst Du auf Fixguide nachlesen.
Stickman: Disney Research-Roboter vollführt Rückwärts-Salti
Die Forschungsgruppe für Design und Steuerung hat jüngst einen Roboter konstruiert, der jedem Luftakrobaten Konkurrenz macht: Er kann nämlich erstklassige Rückwärts-Salti schlagen. Stickman besteht aus einem Schwerkraftpendel und drei mit Scharnieren verbundenen Metall-Gliedern, die sich während des Loopings auseinanderfalten.
Spezielle Bewegungssensoren und Entfernungsmesser sorgen dafür, dass Stickman nach seinem Backflip sicher landet. Die Forschung an Stickman dient einem höhen Ziel, so soll sie Erkenntnisse darüber liefern, wie man Roboter im humanitären Einsatz besser vor Stürzen schützen kann.
Disney und Mixed Reality: Mit Animationsfiguren auf einer Bank
In der Vergangenheit hat das Forscher-Team bereits viele Ideen umgesetzt – eine davon ist die Magic Bench. Disney Research schafft mit dieser Bank ein Mixed-Reality-System der besonderen Art: Auf der Bank sitzend, kannst Du Animationsfiguren nicht nur sehen und fühlen, sondern auch mit ihnen interagieren. Und urplötzlich befindest Du Dich in einer magischen Szenerie, bei der Dir ein kleiner Elefant Gesellschaft leistet oder sich der Raum plötzlich mit Wasser füllt. Für dieses Erlebnis benötigst Du kein weiteres Equipment am Körper – die mit speziellen Tiefensensoren und Kameras ausgestatte Bank konstruiert die 3D-Welt um Dich herum. Das Ganze funktioniert mit Hilfe eines Bildschirms, auf dem Du Dich aus einer Third-Person-Perspektive betrachtest und mit den virtuellen Tieren vergnügst.
Praktische Erfindung aus dem Hause Disney: Die kontaktlose Stromübertragung
Weniger magisch, dafür umso praktischer ist die Stromübertragung über die Luft. Wie in einem WLAN-Netzwerk ermöglicht Dir diese Technik, mehrere elektrische Geräte innerhalb eines bestimmten Umkreises aufzuladen. Diese Methode nennen die Entwickler Quasistatic Cavity Resonance (QSCR), wobei mit elektromagnetischen Wellen Strom an Smartphones und andere elektrische Geräte übertragen wird. Bis 1,9 Kilowatt können so für den Menschen unbedenklich durch den Raum transportiert werden.
Disney Magie zum Anfassen: Ein Feuerwerk für Blinde
Mit Hilfe dieser Erfindung sollen blinde Menschen nun sogar Feuerwerke erfühlen können. Die in Zürich entwickelte Technik bildet Feuerwerks-Kreationen am Himmel mit einem Wasserstrahl-System nach. Dabei wird das Wasser mit leichtem Druck gegen eine Latexoberfläche gespritzt. Das haptische Ebenbild wird so dem visuellen Original nachgestellt. Auf diese Weise werden die einzelnen Lichtpunkte eines Feuerwerks als eine Art dynamische Blindenschrift umgesetzt.
Force Jacket: Mit dieser Jacke spürst Du virtuelle Treffer
Stell Dir vor, draußen sind es 30 Grad im Schatten und Du sehnst Dich nach einer Abkühlung. Darum lieferst Du Dir zu Hause mit Deinen Freunden eine virtuelle Schneeballschlacht und paff – plötzlich wirst Du wirklich eiskalt erwischt. Dein Gegner hat Dich mit einem Schneeball getroffen. Möglich macht dieses Erlebnis die sogenannte Force Jacket, eine der neueren Erfindung aus dem Disney Labor. In der Jacke stecken nämlich kleine Airbags, die via Pneumatik aufgeblasen werden können.
So spürst Du tatsächliche Berührungen, wenn Dich jemand virtuell abschießt, umarmt oder Du Dich im Würgegriff einer Schlange befindest. Die Wissenschaftler wollen dadurch ein möglichst realistisches Erlebnis für den Spieler kreieren, das durch eine ausgefeilte Hardware in der Jacke ermöglicht wird. Sensoren dienen einer präzisen Analyse und Vibratoren an unterschiedlichen Stellen der Jacke sorgen für den Extra-Kick.
Game-Entwicklung und Rendering
Das Animations-Team von Disney Research bastelt derzeit auch an neuen Videospiel-Projekten speziell für die Förderung von Kindern. Ein Ziel ist die Kreativität der Kinder mit Hilfe von Smartphones zu erhöhen. So wird plötzlich eine Kinderzeichnung dreidimensional oder fängt an zu musizieren.
Die Rendering-Gruppe hingegen tüftelt an der Verbesserung zur digitalen Darstellung von Materialien und Gegenständen. Die Wissenschaftler erforschen die Eigenschaften unterschiedlicher Materialien sogar bis auf Molekularebene, um nachfolgend Rechenmodelle zu entwickeln, mit denen sie diese Effekte am Computer erzeugen können. Die Technologien des Forscher-Teams kannst Du zum Beispiel in den Disney-Filmen „Rapunzel – Neu verföhnt“ und “Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ bestaunen.
Die Wissenschaft hinter dem Walt-Disney-Universum – was hältst Du von dieser ungewöhnlichen Kooperation? Schreib es uns in die Kommentare.