Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Die neuen Helden der Lüfte

Wer sie sieht, denkt zunächst meist an Hol­ly­wood-Block­buster. Dabei machen sich unbe­man­nte Luft­fahrzeuge immer häu­figer fürs Gemein­wohl nüt­zlich und eröff­nen ganz neue Per­spek­tiv­en - in den unter­schiedlich­sten Bere­ichen des Alltags.

Nach einem ras­an­ten Abstech­er durch ein mar­o­des Trep­pen­haus het­zt Daniel Craig auf sein­er Hon­da hoch über den Däch­ern Istan­buls einem Ter­ror­is­ten hin­ter­her — unter sich den Großen Basar, vor sich die Blaue Moschee. Die spek­takuläre Ver­fol­gungs­jagd in James Bond 007 - Sky­fall erlaubt den Kinobe­such­ern einen atem­ber­auben­den Blick aus der Vogelper­spek­tive auf die bevölkerungsre­ich­ste Stadt der Türkei. Plöt­zlich scheint alles möglich: Die Drohnen­per­spek­tive poten­ziert näm­lich nicht nur den Unter­hal­tungswert von waghal­siger Action. Sie erle­ichtert auch die Inspek­tion schw­er zugänglich­er Bauw­erke und hil­ft bei der Erforschung von Flo­ra und Fau­na oder in der Katastrophenprävention.

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„Beson­ders beein­druck­end war die Geschwindigkeit, die die Motor­räder so müh­e­los erre­icht­en“, erin­nert sich Kam­era­mann Emmanuel Prév­inaire fünf Jahre nach dem Dreh der Luftauf­nah­men für Sky­fall. „Die größte Her­aus­forderung war ihre enorme Wendigkeit. Unsere Kam­era musste deshalb in weni­gen Sekun­den auf 120 km/h beschle­u­ni­gen, was eine per­fek­te Zusam­me­nar­beit zwis­chen dem Piloten der Fly­ing-Cam SARAH und dem Kam­era-Mann erforderte.“ So beschreibt der Video-Spezial­ist den Ein­satz eines mit ein­er ‚5K RED Epic’-Kamera und Zeiss-Optik bestück­ten, fer­nges­teuerten Helikopters. Wir nen­nen so etwas heute schlichtweg ‚Drohne’.

Die erste Pro­duk­tions­fir­ma, die unbe­man­nte Luft­fahrzeuge im Enter­tain­ment ein­set­zte, grün­dete Prév­inaire 1988. „Drohnen faszinieren mich, weil sie eine Erweiterung unseres Kör­pers darstellen - sie ver­lei­hen unseren Augen Flügel.“ Für seine tech­nis­chen Leis­tun­gen wurde der Pio­nier bere­its mit zwei Acad­e­my Awards aufgeze­ich­net. „Ich erin­nere mich an ein­drucksvolle Flüge ent­lang der belebten Champs-Elysées oder über die Inkas­tadt Machu Pic­chu. Mit Drohnen kön­nen wir Dinge real­isieren, die für größere Flu­gob­jek­te unmöglich sind. Deshalb wer­den sie zum fes­ten Bestandteil jed­er Pro­duk­tion.“ Seit nun­mehr zehn Jahren ver­sucht Prév­inaires Unternehmen, mit Fly­ing-Cams weit­ere Märk­te für indus­trielle, behördliche oder akademis­che Zwecke zu erschließen.

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Aus selten wird selbstverständlich

Auch in Deutsch­land sind unbe­man­nte Luft­fahrzeuge am Set längst keine Sel­tenheit mehr. „Drohnen kom­binieren Steady­cam, Dol­ly, Kran und Hub­schrauber und stellen damit vor allem klas­sis­che bodenge­bun­dene Sys­teme in den Schat­ten. Vor zwei Jahren hat das Bild noch sehr gewack­elt, doch dank der neuen Kam­era-Sta­bil­isierungsys­teme arbeit­en wir heute mit echt­en ‚Game-Chang­ern’“, weiß das Team der Berlin­er PHX Pic­tures GmbH. Copter-Pilot Ben Tewaag und sein Kol­lege David Schlange sehen einen beson­ders großen Vorteil in ihrer Flex­i­bil­ität. „Ein einge­spieltes Team ist in 15 Minuten drehfer­tig. Ob dann in zehn Zen­time­tern Höhe mit drei km/h geflo­gen oder in 100 Metern mit 75 km/h ein Gelän­dewa­gen ver­fol­gt wird, ist vor Ort nur noch eine Entschei­dung des Regis­seurs.“ Beson­ders fasziniert die bei­den Bilder zu pro­duzieren, die son­st nur am Com­put­er pro­gram­mier­bar wären. „Beim Drone Film Fes­ti­val in New York sind wir mit ein­er sehr lan­gen Sequenz ohne Schnitt, die vor fünf Jahren tech­nisch unmöglich gewe­sen wäre, für einen Spezial-Kam­era-Preis nominiert“, erzählt Tewaag stolz.

Die Tech­nolo­gie entwick­elt sich ras­ant und schafft immer häu­figer gesellschaftlichen Mehrw­ert. „Drohnen kön­nen unter­hal­ten, aber auch helfen. Die Chan­cen sind enorm, sei es beim Organtrans­port in Großstädten, bei der Lageein­schätzung gefährlich­er Sit­u­a­tio­nen oder bei der Suche von Ver­mis­sten“, so Tewaag über den Ein­satz von Drohnen außer­halb der Unter­hal­tungs­branche. Erste ein­schlägige Pro­jek­te befind­en sich bere­its im Test­sta­di­um: Die fer­nges­teuerte Ret­tungs­drohne des nieder­ländis­chen Inge­nieurs Alec Momont ist mit einem einge­bautem Defib­ril­la­tor aus­ges­tat­tet. Im Not­fall erre­icht sie ein Infarkt-Opfer im Umkreis von zwölf Quadratk­ilo­me­tern inner­halb von ein­er Minute und kön­nte damit eine Über­leben­srate von 80 Prozent sich­ern. In Öster­re­ich wird zudem eine, an der Fer­di­nand-Porsche-Fern-FH pro­duzierte, App für Smart­phones zu einem neuen Drohnen­sys­tem weit­er­en­twick­elt, die Ein­sätze der Such­hun­destaffeln des Roten Kreuzes unter­stützen soll.

Die neue Vermessung der Welt

Drohnengestützt kön­nte das Rote Kreuz Niederöster­re­ich zukün­ftig Lagen präzis­er ein­schätzen und die Ein­teilung von Such­sek­toren opti­mieren. Mit meter­ge­nauen Ver­mes­sungsjobs mit­tels GPS-Fotodoku­men­ta­tion beschäftigt sich videodrohne.tv. Neben Aufträ­gen für Film und Fernse­hen set­zt das Essen­er Unternehmen seine Okto­copter zur Schadens­doku­men­ta­tion von schw­er zugänglichen Bere­ichen ein. „Wir fliegen raster­ar­tig ein zehn Hek­tar großes Wald­stück ab, schießen dabei tausende Fotos und set­zen diese dann zu einem Plakat zusam­men. Weil jedes Foto mit Koor­di­nat­en verse­hen ist, kann genau bes­timmt wer­den, welche Schä­den in welchem Bere­ich auftreten“, erk­lärt Ver­trieb­sleit­er Rolf Schmitz und ergänzt eine weit­ere Möglichkeit der Bil­dauswer­tung: „Als wir nach einem Sturm die Wälder abge­flo­gen sind, haben wir nicht nur umge­fal­l­ene, son­dern auch ver­färbte Bäume geortet, die gefällt wer­den mussten, um größeren Schaden zu vermeiden.“

Auch René Kiefer, Grün­der der öster­re­ichis­chen Pro­duk­tions­fir­ma Air­WorX, ist vom vielfälti­gen Ein­satzspek­trum der Drohnen überzeugt. „Luftauf­nah­men gehören zu jedem guten Film, ganz gle­ich ob es sich um eine Doku oder um einen Image-Spot han­delt. Sie stellen einen Überblick über die Gesamt­si­t­u­a­tion her und ver­mit­teln dem Zuse­her dabei ein run­deres Gefühl.“ Kiefers Team drehte am Möll­taler Gletsch­er für die Hol­ly­wood-Pro­duk­tion Point Break mit ein­er eigens entwick­el­ten Drohne viele zusam­men­hän­gende Panora­men. Die wur­den dann bei Action-Szenen für den Auf­bau des Hin­ter­grun­des ver­wen­det. „Es gab wahnsin­nig viele unzugängliche Stellen, wo sich der Copter bewe­gen musste. Wir flo­gen einen Meter an eine Berg­wand her­an, ver­har­rten dort oder begleit­eten zwei Meter über dem abfal­l­en­den Hang einen Con­voy auf der Bergstraße - heute ist das alles möglich.“

Von der Leinwand in die Realität

Die Flex­i­bil­ität der Drohnen und die wach­sende Nach­frage von Seit­en der Forschung weck­ten im franzö­sis­chen Ökolo­gen David Grémil­let das Bedürf­nis nach Richtlin­ien beim Zusam­men­tr­e­f­fen von Tech­nik und Tieren. Für diese Flugempfehlun­gen erforschte Grémil­let unter anderem die Wirkun­gen von Farbe, Geschwindigkeit und Flug­winkel der unbe­man­nten Luft­fahrzeuge auf das Ver­hal­ten von Vögeln. Über­raschen­der­weise kon­nte sich sein Team an teils sehr sen­si­ble Arten her­an­tas­ten, ohne sie zu stören. Außer zu Forschungszweck­en wer­den Drohnen deshalb auch im Tier­schutz einge­set­zt. „Wenn ich durch frisch gemähte Wiesen gehe, finde ich dort von Mäh­dresch­ern ver­let­zte oder getötete Rehk­itze, Feld­hasen und boden­brü­tende Vögel“, berichtet Frank Demke vom Vere­in Wildtier­hil­fe MV. Von März bis Juni beherber­gen die Wiesen zahlre­iche Wildtier­arten, weshalb die erste Heuernte zu ver­heeren­den Ver­lus­ten führt. „Es wird geschätzt, dass so allein in Deutsch­land jedes Jahr rund eine halbe Mil­lion Tiere ster­ben.“ Um dem ein Ende zu set­zen, hat Demke lange nach ein­er Lösung gesucht und fand sie in einem GPS-ges­teuerten Flug­gerät. Mit Unter­stützung von Mod­ell­bauprofis schickt der Tier­schützer jet­zt einen Hexa­copter mit Video- und hochempfind­lich­er Infrarot-Kam­era über die Felder. „Die Drohne fliegt selb­st­ständig einen vorgegebe­nen Bere­ich nach GPS-Dat­en ab. Wir kön­nen während der Live-Über­tra­gung genau sehen, wo sich Tiere im hohen Gras verstecken.“

Ein beflügelnder Blick in die Zukunft

Die pos­i­tiv­en Anwen­dungsmöglichkeit­en von pro­fes­sionell einge­set­zten Drohnen sind zahlre­ich und rück­en immer mehr in den Vorder­grund. Der deutsche Dig­i­taljour­nal­ist Mar­cus Bösch lobt neben Drohnen, die Pakete aus­liefern oder zum Schutz der Besuch­er über Ver­anstal­tun­gen schweben, auch ihren Nutzen für die jour­nal­is­tis­che Recherche. Bösch ist sich sich­er, dass zukün­ftig beman­nte als auch unbe­man­nte Flug­geräte ganz selb­stver­ständlich zu unserem All­t­ag gehören wer­den. „Ich kann zwar mit mein­er Drohne nicht ohne Erlaub­nis den Berlin­er Reich­stag über­fliegen. Will ich aber inves­tiga­tiv her­aus­find­en, ob aus einem Schorn­stein wirk­lich nur harm­los­er Wasser­dampf auf­steigt, dann bietet sich diese Tech­nolo­gie dur­chaus an.“

Foto: © Lisa Swar­na Khan­na & ©Yan­nick van de Wijngaert

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