Digital Life
Die klebenden Kunstwerke der Klebebande
Wer die Kunstwerke von Bodo Höbing, Bruno „BeezeBoe” Kolberg und Nikolaj „NKOBU” Bultmann einmal gesehen hat, wird die Klebebande so schnell nicht mehr vergessen. Das Tape Art Kollektiv schafft mit Klebeband die tollsten Installationen und verdient deshalb das Prädikat „kleine, geile Firma”. Wir haben die Jungs im neuen Berlin-Mitte-Club Sharlie Cheen getroffen, wo sie bei fetten Beats ganz entspannt eine dauerhafte Installation an die Wand getaped haben.
Eine „kleine, geile Firma“ ist ein Start-up oder bereits länger bestehendes Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, das es sich kennenzulernen lohnt. Dieses Interview entstand in Kooperation mit dem Berliner Online-Stadtmagazin Mit Vergnügen.
Ohne Tape und Cutter geht bei der Klebebande nichts.
Was macht Ihr ganz genau?
Wir machen Kunst mit Tapes. Wir arbeiten auf den verschiedensten Untergründen, gestalten Räume und Gebäude, haben das Tape Mapping entwickelt (eine Kombination aus Tape Art und Video Mapping) und führen Workshops durch.
Was macht Ihr ganz genau nicht?
Alleine arbeiten. Wir heißen nicht nur Klebebande, wir tapen einen Auftrag tatsächlich immer zu dritt.
Bruno und Bodo tapen ein permanentes Kunstwerk an die Wand in einem Club in Berlin.
Seit wann macht Ihr das und warum?
Wir haben uns 2009 als Kollektiv zusammengetan. Bruno und Bodo haben vorher schon viel Graffiti-Kunst gemacht und sind eher zufällig über das Tapen gestolpert. Die geraden Linien, die man mit dem Tape erzeugt, gab es so noch nicht unbedingt. Heutzutage passen sie aber gut zu unserer technologie-dominierten Zeit.
Bodo entfernt das überstehende Klebeband.
Wie geht Ihr an ein neues Projekt heran? Wie sehen die einzelnen Arbeitsschritte aus?
Das kommt ganz auf das Projekt an. Manche Kunden haben schon eine genaue Vorstellung davon, was wir für sie tapen sollen, dann planen wir das natürlich genau vor. Dann beamen wir die Vorlage entweder an die Wand oder tapen es einfach anhand eines ausgedruckten Entwurfs frei Hand. Manchmal machen wir auch nur ein grobes Konzept und tapen den Rest in Freestyle. Uns kann man ja auch für Live-Action-Taping buchen. Letztens hatten wir eine Mischung aus beidem. Einen Teil hatten wir schon vorab geplant, sodass es zu unserer Videoinstallation passt, der Rest kam dann spontan dazu. Jeder von uns hat da seinen ganz eigenen Stil.
Wichtigstes Arbeitsutensil?
Rolle und Cutter.
Welche App erleichtert Euch Eure Arbeit?
Wunderlist, um Aufgaben zu notieren und um miteinander zu kommunizieren. Das ist sehr praktisch.
Nikolaj am Werk.
Was ist Tape Mapping?
So heißt die Mischung aus Tape Art und Video Mapping, also aus geklebten Bildern und darauf projizierten Videos. So entstehen optische Täuschungen, die das Tape Bild wie eine LED-Wand erscheinen lassen.
Wie funktioniert das genau?
Wir arbeiten dafür mit einer Videokünstlerin zusammen, die mit uns gemeinsam Videosequenzen erstellt, die genau an unsere Bilder angepasst sind. Mit einem Beamer projizieren wir das Video schon beim Tapen auf die Wand, um exakt zu kleben. Später hebt das Video dann einzelne Teile des Bildes hervor und reduziert andere. Das sieht letztlich aus wie ein 3D-Bild, das sich ständig verändert. Das Tape Mapping eignet sich deshalb auch super für Events und Veranstaltungen im Clubbereich.
Bodo Höbing, Bruno „BeezeBoe” Kolberg und Nikolaj „NKOBU” Bultmann.
Tape eignet sich super für temporäre Kunstwerke, da es sich wieder entfernen lässt. Findet Ihr es aber nicht manchmal schade, dass Eure Kunstwerke vergänglich sind?
Es gibt von uns auch Kunstwerke, die dauerhaft an der Wand bleiben. Trotzdem werden unsere Werke auch als Kunst wahrgenommen. Teilweise tapen wir extra auf größeren Platten, damit das Gebilde auch danach noch weiter existiert und an einem Ort der Wahl aufgehängt werden kann.
Und auf Eurer Website haltet Ihr Eure Arbeit auch fest, oder?
Klar. Wir fotografieren alle unsere Werke. Man guckt sich das ja dann gerne nochmal an. Aber auf unserer Website findet man nur einen Bruchteil davon, auf Facebook ist alles etwas aktueller.
Vielen Dank Euch Dreien.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit „Mit Vergnügen“ entstanden. Hier erfährst Du auch, was Jelena neben dem Yoga noch alles macht und warum es in Berlin wohl nie zu viele Yogalehrer geben wird.