Digital Life
Die Bitforms Gallery in New York: Digitalkunst hat eigene Regeln
Kunstwerke mit Gebrauchsanleitung: In der New Yorker „bitforms gallery” von Steven Sacks ist das der Normalfall. Er hat sich auf Digital Art spezialisiert, die auch sonst ganz eigenen Regeln folgt.
Der Galerist verkauft bereits seit 2001 ausschließlich digitale Kunst. Grund für diese Spezialisierung ist sein Drang nach kreativer Freiheit. Denn die hatte er nicht immer. Ursprünglich in der Kommunikationsbranche tätig, hatte er es irgendwann satt, „dass die Kunden so großen Einfluss auf das gestalterische Schaffen hatten“, sagt Sacks. Er steigt aus, bleibt aber seiner Vorliebe für Code und Kreativität treu – nur eben im Kunstgeschäft.
Keine Ahnung, was rauskommt
Dass Computer Rechenmaschinen sind, heißt nicht unbedingt, dass digitale Kunst berechenbar ist – das verhindert unter anderem die Interaktivität vieler Werke. Als Steven Sacks zum Beispiel den Beatboxer Rahzel und eine Installation des Medienkünstlers Rafael Lozano-Hemmer zu einer gemeinsamen Performance zusammenbrachte, „hatten wir keine Ahnung, was dabei rauskommen würde“, erzählt er. „Erst mal eine unglaubliche Kakophonie, wie sich herausstellte.“
Bitform trifft Beatboxing
Rafaels Werk Voice Array übersetzte in Echtzeit Audioaufnahmen aus dem Ausstellungsraum in eine Licht-Performance und sampelte synchron die aufgenommenen Sounds neu – was in Stevens Galerie ziemlich schrecklich klang, bis Rahzel sich nach einer Weile auf Voice Array eingegroovt hatte. Trotz aller Unberechenbarkeit: Am Ende war das Publikum schwer begeistert, erinnert sich Steven.
Kunst mit Wartungsintervall
Digitale Kunst hat eine weitere Besonderheit: Sammler und Museen hängen sie nicht einfach an die Wand und fertig. „Käufer müssen das Werk warten, um es zu erhalten“, sagt Sacks. In den besagten Gebrauchsanleitungen, die bitforms gemeinsam mit den Künstlern erarbeitet, spielt dieses Thema erwartungsgemäß eine wichtige Rolle.
Kunstrestauration 2.0
Und was bleibt in der Zukunft von einem Werk, das zum Beispiel eine Website oder Streaming-Funktionen umfasst? Irgendwann ist jede Hard- und Software veraltet und das Kunstwerk in seiner ursprünglichen Form nicht mehr funktional. Neue Browser-Standards oder ein einfaches Smartphone-Update können schon genügen. Darum ist nicht nur digitale Kunst selbst, sondern auch ihre Erhaltung inzwischen ein Markt: Es gibt bereits Spezialisten, die Werke auf neuere Systeme migrieren oder komplett nachbilden.
Fotos: bitforms gallery