Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Der moderne Bauernhof – ein Interview mit Jacob van den Borne

Jacob van den Borne ist der fortschrit­tlich­ste Land­wirt der Nieder­lande, vielle­icht sog­ar Europas. Mit ein­er ganzen Arma­da von Drohnen, mit Sen­soren und einem dig­i­tal­en 3D-Bauern­hof ver­sucht der Land­wirt seine Kartof­feläck­er zu opti­mieren. Wir trafen ihn auf seinem Hof.

Van den Borne sitzt in sein­er Küche, die auch als Büro seines Bauern­hofes dient, an einem großen Kon­feren­ztisch – ver­steckt hin­ter einem Seit­enein­gang in ein­er riesi­gen Sche­une, in der ein paar Ton­nen Kartof­feln lagern. An der Wand über der Spüle hängt die Fir­mengeschichte, illus­tri­ert mit Fotos des Betriebs. Auf Luftauf­nah­men staffeln sich von links nach rechts die Erweiterun­gen des Hofs und neben dem Waschbeck­en ste­ht eine schneeweiße Drohne.

“Guck mal”, sagt Jacob stolz und nippt an seinem dampfend­en Instan­tkaf­fee, “mit diesem Chip hat mein Vater schon vor 20 Jahren seine Maschi­nen pro­gram­miert. In DOS.”

Van den Borne ist ein ganz beson­der­er Bauer. Als ‚Präzi­sion­s­land­wirt’ ver­sucht er, seine Pflanzen mit aller­lei Equip­ment minu­tiös zu ver­messen, zu erforschen und zu analysieren, um einen möglichst großen Ertrag pro Hek­tar einz­u­fahren. Sein Vater hat damit schon 1994 angefangen.

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Jacob Van den Borne

Die Land­wirtschaft der Fam­i­lie befind­et sich in Reusel, einem Gren­z­dorf zwis­chen Eind­hoven und Turn­hout. Vater Van den Borne, ein gebür­tiger Bel­gi­er, zog 1972 in diesen Weil­er – immer­hin gab es damals auf der nieder­ländis­chen Seite der Gren­ze schon fließen­des Wass­er. So kon­nte er sein­er Frau ein wenig Kom­fort bieten. Die fünf gigan­tis­chen Lager­hallen, aus denen der Bauern­hof beste­ht, schmiegen sich an das let­zte Stückchen nieder­ländis­chen Bodens – 200 Meter weit­er ste­ht man schon in Belgien.

„Messen ist Wissen” (Niederländische Redensart)

2006 übernehmen Jacob und sein Brud­er den Hof von ihrem Vater. Die Parzellen, ins­ge­samt etwa 500 Hek­tar, liegen 30 Kilo­me­ter nördlich und südlich von Reusel. Weit­er in die Fläche zu wach­sen, war nicht möglich, weil schon damals die Konkur­renz um das Ack­er­land groß war. Angesicht so viel­er weit ver­streuter Ack­er­flächen musste also ein Sys­tem entwick­elt werden.

Die Devise war, so viel wie nur möglich aus dem begren­zt ver­füg­baren Boden zu holen. „Ich begann mit dem GPS-ges­teuerten hoch-präzisen ‚Ger­adeaus­fahren’ und Dop­pel­bear­beitun­gen von Ack­er­flächen vermeiden.”

Weit­er per­fek­tion­iert wurde die Boden­nutzung durch das soge­nan­nte ‚Sens­ing’ mit­tels Scan­nern und Sen­soren, das 2010 zu ein­er Koop­er­a­tion mit der Uni­ver­sität Wagenin­gen führte:

“Ich hat­te alle Sen­soren, die damals auf dem Markt waren, unter meinen Trak­tor gebaut und fing an, mich mit der Pflanzen­wis­senschaft (crop sci­ence) zu befassen. Nach einem Jahr kam ich zu der Erken­nt­nis, dass ich zwar doku­men­tieren kann, was schief geht, es dann aber zu spät ist, noch etwas daran zu ändern. Wirk­lich inter­es­sant wurde es, als wir uns dem Boden mit Feuchtemes­sun­gen, Boden­scans und so weit­er, zuge­wandt haben. Da wird einem erst mal klar, was man alles falsch macht. Man muss ver­ste­hen, welche Fehler man macht, wenn man sich weit­er­en­twick­eln will”, erzählt Van den Borne. Und die Zahl der Fehler ist beachtlich. Egal, wie erfahren man auch ist und wie gut man seine Äck­er ken­nt – die Prob­leme hat­ten sich im Matsch ver­steckt. Van den Borne misst alles: von der Frucht­barkeit der ver­schiede­nen Böden über die Beschat­tung sein­er Pflanzen bis hin zu den opti­malen Routen sein­er Maschi­nen durch die Parzellen.

“Man kommt nicht sofort darauf, aber über­all, wo der Trak­tor her­fährt, wird die Luft aus dem Boden gepresst, wodurch die Hälfte des Boden­lebens abstirbt. Wenn man aber die opti­male Fahrtroute find­et, gener­iert man damit ganz leicht sieben Prozent mehr Umsatz.” Alles, was die Kartof­fel­ernte behin­dert, wird deshalb sys­tem­a­tisch unter­sucht und angegangen.

Die Mes­sun­gen beschränken sich übri­gens nicht auf seine Kartof­feln, auch pri­vat läuft das eine oder andere Forschung­spro­jekt. Seine Frau guckt deshalb manch­mal schon komisch. “Sie hat keinen Bezug zu Com­put­ern. Für sie ist das alles Quatsch. Aber als ich dank ein­er Fit­ness-App 20 Kilo abnahm, war sie schließlich doch überzeugt.”

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Ein Blick in die Zukunft

Van den Bornes Ehrgeiz ist, aus seinem Betrieb den Bauern­hof der Zukun­ft zu machen. Dafür testet Jacob Tech­nolo­gien, die möglicher­weise schon in zehn Jahren von jedem nieder­ländis­chen Bauer einge­set­zt wer­den. Aber er empfind­et seinen Vor­sprung eher als hin­der­lich. “Im Grunde ist doch hier alles impro­visiert. Es funk­tion­iert zwar alles und meine The­o­rien scheinen zu stim­men, aber ich trage immer noch alles von Hand in Excelta­bellen ein. Damit fängt der Durch­schnitts­bauer gar nicht erst an – das muss drin­gend automa­tisiert werden.”

Inzwis­chen sind fast allen Test­phasen durch­laufen – jet­zt ist es höch­ste Zeit zu per­fek­tion­ieren. “Damit wer­den wir den größten Gewinn ver­buchen kön­nen. Aber das gelingt erst, wenn der Main­stream mitzieht, weil son­st kein­er weit­er investiert. Die Liefer­an­ten wollen ja ihr investiertes Kap­i­tal wieder einspielen.”

Irgend­wie liegt Van den Borne’s Bauern­hof schon ide­al. Nahe Eind­hoven, am Rande der ’smartesten Region der Welt’ mit dem ‚Brain­port’ und nur einen Stein­wurf ent­fer­nt von Fir­men wie zum Beispiel Philips.

Die Van den Bornes haben sich im Laufe von acht Jahren eine Vor­re­it­er­rolle gesichert. Neben der Zusam­me­nar­beit mit der Uni­ver­sität Wagenin­gen kooperieren sie nun auch mit der Uni­ver­sität Gent. Jacob liefert ihr ‘Big Data’, mit denen Land­wirtschaftsstu­den­ten dort pro­movieren kön­nen. Auch deutsche Hochschulen ste­hen mit­tler­weile Schlange und Van den Borne spricht ständig mit Her­stellern, um zu sondieren, wo sich neue Möglichkeit­en auftun.

“Hast Du meine Präsen­ta­tion eigentlich schon gese­hen?”, fragt er begeis­tert und geht zu seinem Com­put­er, der in ein­er Ecke der Küche aufge­baut ist. Eilig zeigt er eine Pow­er­point-Präsen­ta­tion, in der jed­er Entwick­lungss­chritt seines Bauern­hofs visu­al­isiert wird. “Hier, guck mal: ein 3D-Ren­der­ing von meinem Hof. 750 Fotos, aufgenom­men mith­il­fe ein­er Drohne – auf zwei Zen­time­ter genau. Da ist jedes Blättchen von jedem Baum zu sehen. Da hat der Com­put­er drei Tage dran gerech­net.” Es ist seine ‚Cloud-Farm’, ein dig­i­taler Bauern­hof, auf dem man in Zukun­ft alles ver­fol­gen kann, was auf seinem Hof passiert. Kom­plett ‘open source’, für jeden zugänglich.

‚Minority Report’

“Ich habe gerne den total­en Überblick”, sagt er, während er auf einen der vie­len Bild­schirme sein­er Überwachungskam­eras blickt. Damit kann er seinen gesamten Hof im Auge behal­ten. Und um noch ein­mal zu beto­nen, wie fortschrit­tlich er ist: “Ich kann genau sehen, wer wann vor­fährt – the­o­retisch kön­nte ich die Arbeit­szeit­er­fas­sung meines Per­son­als kom­plett automatisieren.”

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Van den Borne denkt wirk­lich an alles und rat­tert blitzschnell alle Tech­nolo­gien runter, die er noch haben möchte. Ganz oben auf dem Wun­schzettel: 3D-Holo­gra­phie, eine Kam­er­at­e­ch­nik, mit der zum Beispiel eine Wand zum Touch­screen wird.

Hier siehst Du eine Kurz­doku mit Jacob van den Borne in der Haup­trol­le, pro­duziert von der nieder­ländis­chen Voda­fone-Plat­tform ‚Firestarters’:

Autor: Rik Hermans
Bild­nach­weis: Rik Hermans
Orig­i­nalar­tikel: http://www.firestarters.nl/nl/detail/general_article/interview-jacob-van-den-borne

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