Digital Life
30 Jahre Windows – das Leben eines Betriebssystems
Fast auf den Tag genau vor 30 Jahren ist das mittlerweile am meisten verbreitete Betriebssystem geschlüpft: Windows. Man kann es fast mit einem Baby vergleichen, das langsam erwachsen wird. Damals noch etwas unbeholfen, ein paar Kinderkrankheiten, anschließend die Pubertät und nun, ja was ist nun eigentlich angesagt? Zum 30. Geburtstag ein kurzer Rückblick.
Windows 1.0 – Das Baby in Windeln
Am 21. November 1985 kam Windows als Kind von 24 Software-Entwicklern auf die Welt. Sie alle wussten sofort, dass sie einen hochbegabten Sprössling fabriziert hatten. Denn Windows 1.0 kam als eine der ersten so genannten grafischen Benutzeroberflächen auf den Markt. Also mit Maus bedienbar und nicht nur per Tastatureingabe. Und zum Preis von unter 100 US-Dollar auch noch extrem günstig. Zum Vergleich: Ein Apple Macintosh kostete 1984 schon 2500 US-Dollar. Mit Windows 1.0 kam der Dateimanager – ein Vorfahre des Explorers sozusagen. Natürlich sah das damals noch etwas anders aus.
Windows 3.1 – Das Grundschulkind
Mit 8 Jahren, also 1993, zeigt sich Windows im neuen Gewand. Die „Windeln“ wurden gegen eine Latzhose mit unglaublich vielen Details getauscht, soll heißen: Schon damals begann das Streben nach neuen Leistungs-Niveaus. Mit Windows 3.1 war erstmals eine überragend detaillierte Auflösung von sagenhaften 640x480 Bildpunkten möglich. Der Knirps beginnt, sein Potenzial zu entfalten. Wer sich Anfang der 90er einen Computer gekauft hat, wird sich wahrscheinlich noch genau an Windows 3.1 oder 3.11 erinnern. So manches Kind begann damals, mit Paintbrush eigene Bilder am Computer zu malen – und die schönsten Exemplare seitenfüllend auszudrucken.
Windows 95, 98 und ME – ein Betriebssystem kommt in die Pubertät
Offenbar setzt die Pubertät bei Betriebssystemen mit ungefähr 10 Jahren ein. Genau diesen Eindruck machte Windows 95. Es wollte die ganze Welt entdecken und auf jedem Computer installiert sein. Aber mindestens genauso gerne hat es den Moment genossen und sich selbst abgeschossen – Bluescreens waren die Folge. Und die ganze Welt hat dabei zugesehen, weil sie es musste. Was im Nachhinein zum Schmunzeln anregt, war damals bitterer Ernst. Witze wie: „Windows heißt auf Indianisch weißer Mann, der auf Sanduhr starrt“, entstanden. Mal mehr, mal weniger zickig zogen sich gewisse Eigenheiten durch die Versionen 95, 98 und ME.
Von XP bis 7 – endlich erwachsen?
Mit dem Alter kommt die Weisheit: 2001 erschien mit Windows XP die bis dahin stabilste Version. Kein Wunder, nach sechs Jahren Pubertät beginnt irgendwann der Ernst des Lebens. Für viele Benutzer ging ein Traum in Erfüllung – endlich kaum noch Bluescreens und verlorene Daten. Während Vista eine kleinliche Phase wurde, machte Windows 7 den bis dahin besten Schritt in der Windows-Entwicklung. Es ist noch heute das am meisten verwendete Betriebssystem weltweit.
Windows 8 und 8.1 – sich selbst ausprobieren
Dass Windows 7 nach wie vor das beliebteste Windows ist, liegt an den speziellen Eigenheiten der Nachfolger. Diese Metro-Oberfläche mit Kacheln zum Beispiel. Sie wirkten wie ein Experiment eines Gerade-Noch-Teenagers, der zu sich selbst finden möchte und allerhand ausprobiert. Dieses Mal schaute allerdings nicht die ganze Welt zu. Vielleicht war die Windows 8-Umgebung ihrer Zeit voraus. Vielleicht war sie aber auch einfach nicht das, was die Welt für sinnvoll erachtete.
Windows 10 – so soll es sein, so kann es bleiben?
Kurz vor der magischen 3 am Anfang erfindet sich Windows ein Stück neu. Es besinnt sich auf die gelungenen Elemente von Windows 7 und baut untergeordnet auch Teile der Experimentierphase von Windows 8 ein. Fast wie im richtigen Leben besteht die Persönlichkeit des Fenster-Betriebssystems heute aus den im Laufe der Jahre gesammelten Erfahrungen.
Und wie ist eigentlich der Stand des mobilen Windows?
Windows auf tragbaren Geräten. Das gibt es auch schon eine ganze Zeitlang. Früher gab es „Windows Mobile”. Jetzt gibt es „Windows Phone”. Und „Windows 10 mobile” ist der Nachfolger, der bald erscheint. Die ersten neuen Smartphones mit Windows 10 mobile kommen demnächst, ältere können auf Windows 10 mobile aktualisiert werden. Ähnlich wie beim Desktop kann man sich für sein Windows Phone-Smartphone aber auch schon jetzt die Windows 10 mobile Insider-Preview herunterladen und installieren. Microsoft warnt allerdings: „Wenn Sie bei S/MIME an Pantomime denken, sollten Sie Windows Phone 8.1 zunächst beibehalten.“
Liebes Windows, Du hattest es nicht immer leicht. Mit Deinen 30 Jahren möchtest Du Dich nicht mehr komplett neu erfinden. Das verstehen wir. Trotzdem sind wir gespannt, was noch kommen mag.