Digital Life
10 Jahre YouTube-Imperium – zum Geburtstag gibt’s neue Konkurrenz
YouTube hat Kurzvideos im Internet über Jahre hinweg zum Massenphänomen gemacht. Dass neueste Smartphone-Modelle gezielt auf die Video-Nutzung in Ultra-HD und 3D für ein superscharfes Video-Erlebnis ausgerichtet werden, ist wohl nicht zuletzt der Video-Plattform zu verdanken. Jetzt ist YouTube zehn Jahre alt geworden. Doch auch die Konkurrenz möchte nun das Milliardengeschäft erobern. Kann YouTube seine Vormachtstellung halten?
Youtube im April 2005, Screenshot: Wayback Machine
Bühne für Entertainer und Welterklärer
Die „Supergeil”-Werbekampagne von Edeka, der Harlem Shake oder ein als Spinne verkleideter Hund begeistern und bewegen die Massen. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte vor zehn Jahren mit Elefantenvideos. Heute bietet das Portal ein vielseitigeres Angebot: Das Programm reicht von Kurzfilmen mit Haustieren und Kindern über Musikvideos der Megastars bis hin zu belanglos-witzigen Videos mit Botschaftern für die größten Marken der Welt. YouTube bietet nicht nur Unterhaltung, sondern auch Lebenshilfe bei den täglichen Fallstricken im Alltag: Wie bekomme ich endlich Locken in meine Haare? Wie erreiche ich das nächste Level bei Minecraft? Wie funktioniert der Austausch meines Smartphone-Displays? Zum Glück gibt es die Welterklärer auf YouTube, die Hilfe in jeder Lebenslage bieten und immer einen Tipp parat haben. YouTube ist beliebter als Facebook – laut der Jim-Studie 2014 ist die Video-Plattform das beliebteste Online-Angebot überhaupt, direkt gefolgt von Facebook auf Platz 2. Den Grundstein für das Video-Imperium legten die Gründer Chad Hurley und Steve Chen im Februar 2005 und verkauften es 18 Monate später an Google.
Das allererste Video auf der der Plattform: „Me at the zoo” wurde am 23. April 2005 um 20:27 Uhr von Jawed Karim, einem der Mitgründer, hochgeladen.
Smartphones bieten neues Video-Erlebnis in Ultra-HD und 3D
YouTube ist voll im Trend und wird immer häufiger mobil genutzt. Nach Berechnungen von Vodafone nutzen inzwischen rund 17 Millionen Deutsche YouTube unterwegs auf ihrem Smartphone oder Tablet. Deshalb ermöglicht die kommende Smartphone-Generation den Kunden ein völlig neues Video-Erlebnis. Die Hersteller setzen zunehmend auf Geräte mit 4k, mit denen Ultra-HD- und sogar 3D-Inhalte auf dem Smartphone dargestellt werden. So unterhalten Kurzfilme den Nutzer zukünftig in höchster Schärfe und Detailgenauigkeit. Außerdem wird in diesem Jahr eine Reihe von Smartphone-Modellen mit geschwungenen Bildschirmen auf den Markt kommen, die Videos noch schärfer wirken lassen. Für ein neuartiges Video-Erlebnis sorgt außerdem der Ausbau des Mobilfunknetzes in diesem Jahr. Diese liefern Geschwindigkeiten, mit denen neben klassischen Videoclips auch Spielfilme und Live-Streams in bestechender Qualität auf dem Smartphone laufen. Die technischen Entwicklungen beflügeln also den Siegeszug der Video-Plattform und heizen das Geschäft mit der Lizenz zum Gelddrucken weiter an.
Von kurzen Clips zum Milliardengeschäft
Das komplette Angebot von YouTube gibt es für die eine Milliarde Zuschauer weltweit kostenlos. Trotzdem fließen Millionen- und Milliardenbeträge nicht nur an YouTube, sondern auch an Hobby-Filmer, von denen viele zu Vollzeit-YouTubern werden und ihren Lebensunterhalt damit bestreiten können. Video-Macher sind die neuen Stars, haben teilweise Millionen von Abonnenten und erzielen mit einzelnen Videos mehr als 20 Millionen Abrufe (das meistgesehene YouTube-Video aller Zeiten, „Gangnam Style” von Psy, hat mehr als zwei Milliarden Aufrufe). Abhängig von der Zahl der Abrufe erhalten sie Geld von YouTube und können ihren Kanal zusätzlich monetarisieren, indem dieser als Werbeplatz genutzt wird. Werbespots stehen als Vorschalt-Clips vor einzelnen Videos oder um die Fläche herum in Form von Bildern und Grafiken mit Markenbotschaften. Damit erhalten YouTuber den Anreiz, weiterhin erfolgreiche Videos auf YouTube hochzuladen. Der Firmenwert von YouTube selbst wird vom Analysehaus Jefferies auf 20 bis 30 Milliarden Euro taxiert.
Die 20 ältesten Clips auf Youtube
Konkurrenz für YouTube
Andere Plattformen haben das Milliarden-Geschäft längst gerochen und reißen sich ebenfalls um die YouTube-Stars. Vessel ist eine neue Plattform und bietet Video-Machern für Exklusiv-Videos, die mindestens 3 Tage nur auf dieser Plattform anzusehen sind, etwa 20 Euro für 1000 angesehene Videos. Im Vergleich: Bei YouTube gibt es gerade mal ein bis fünf Euro für dieselbe Anzahl an Clicks. Und auch andere Portale wittern die Chance, aus dem aktuellen Video-Hype Profit zu schlagen: Facebook, Twitter, Vine oder Instagram bauen allesamt ihre Videofunktion aus und ermutigen dazu, Clips direkt hochzuladen und nicht von anderen Seiten aus zu verlinken. In diesen Kanälen verbreiten bislang die meisten YouTube-Stars ihre Videos. Besonders Facebook mit 1,3 Milliarden Mitgliedern ist ein ernstzunehmender Konkurrent. Die Videofunktion des sozialen Giganten scheint erfolgversprechend: Drei Milliarden Mal werden pro Monat Videos auf Facebook geschaut, allerdings immer noch weniger als bei YouTube vor wenigen Jahren. Auch YouTube arbeitet selbst weiterhin am Geldgeschäft: Die Plattform bewirbt einige Top-Stars mit Plakaten, verlangt höhere Preise für Werbung und baut scheinbar die Werbemöglichkeiten auf der Plattform aus.
Die Beliebtheit der Kurz-Videos wird so schnell nicht weniger werden. Selbst wenn YouTube seine absolute Vormachtstellung angesichts der Konkurrenz in den nächsten Jahren nicht halten kann, wird der Kanal wohl eine der beliebtesten Unterhaltungs- und Tutorial-Plattformen bleiben.