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Der Fall Asunta: Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Serie
Heute wäre sie 23 Jahre alt. Doch sie wurde nur zwölf. Asunta Basterra wurde kurz vor ihrem 13. Geburtstag brutal ermordet. Die Hauptverdächtigen: ihre eigenen Adoptiveltern. Die Miniserie „Der Fall Asunta“ auf Netflix erzählt die dramatischen Ereignisse rund um den Tod des Mädchens im September 2013, der ganz Spanien erschütterte. Hier erfährst Du die wahre Geschichte hinter Der Fall Asunta.
Die sechs Episoden der Crime-Drama-Serie sind ab dem 26. April auf Netflix zu sehen und basieren auf wahren Ereignissen aus dem Jahr 2013, die in der spanischen Öffentlichkeit hohe Wellen schlugen. Doch wie nah kommt die Serie den realen Ereignissen? Wir haben uns den echten Fall genauer angeschaut.
Inhaltswarnung: Der folgende Text enthält Schilderungen von Gewalt gegen Minderjährige und Suizid. Wenn Du empfindlich auf diese Themen reagierst, solltest Du nicht weiterlesen.
Die wahre Geschichte zu Der Fall Asunta
Am 21. September 2013 geht gegen 22.30 Uhr ein Anruf bei der Polizei in Santiago de Compostela ein. Alfonso Basterra Camporro und Rosario Porto Ortega melden ihre zwölfjährige Adoptivtochter Asunta Basterra als vermisst. Keine drei Stunden später wird die gefesselte Leiche des Mädchens von Passant:innen in einem Straßengraben gefunden, nur rund fünf Kilometer vom Landhaus der Familie entfernt. Eine fieberhafte Suche nach den Täter:innen beginnt und endet kurz darauf mit der Verhaftung der beiden Eltern. Wie konnte es dazu kommen?
Asunta Basterra, in der Serie von Iris Wu verkörpert, wird am 30. September 2000 im Südosten Chinas als Asunta Fang Yong geboren. Als sie neun Monate alt ist, adoptiert das wohlhabende spanische Ehepaar Alfonso Basterra und Rosario Porto das Kind. Rosario Porto ist die Tochter eines französischen Honorarkonsuls und einer Universitätsprofessorin für Kunstgeschichte. Sie selbst studiert Jura und wird 1996 ebenfalls zum französischen Honorarkonsul Galiziens ernannt. In der Miniserie schlüpft Candela Peña („Alles über meine Mutter“) in diese Rolle.
Alfonso Basterra, in Der Fall Asunta gespielt von Tristán Ulloa („Narcos“), stammt aus Bilbao und arbeitet als Journalist. Er und Rosario lernen sich 1990 kennen und heiraten sechs Jahre später. Aufgrund einer Krankheit raten die Ärzte Rosario von einer Schwangerschaft ab. So entscheiden sich die beiden für eine Adoption und nehmen Asunta bei sich auf.
Alfonso Basterra und Rosario Porto: Zwölf Jahre Ehe
Zwölf Jahre lang lebt die Familie mehr oder weniger glücklich zusammen, bis Alfonso im Januar 2013 die E-Mails seiner Frau liest und feststellt, dass sie ihn betrügt. Nach der Scheidung verschlechtert sich Rosarios Gesundheitszustand und sie leidet zunehmend unter Depressionen.
Alfonso trifft mit ihr eine Vereinbarung: Er kümmert sich um Asunta und sie, wenn Rosario im Gegenzug die Beziehung zu ihrem neuen Partner beendet.
Ein Rätsel: Was passiert in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 2013?
Einer der merkwürdigsten Aspekte im Fall Asunta ist die Nacht vom 4. auf den 5. Juli 2013. Zwischen 2:30 Uhr und 4:30 Uhr soll ein unbekannter Mann versucht haben, Asunta in ihrem Bett zu erwürgen. Rosario habe den Fremden überrascht und in die Flucht geschlagen. Sie meldet den Vorfall jedoch nicht der Polizei. Ist er überhaupt passiert?
Die kleine Asunta erzählt jedenfalls einer Freundin per WhatsApp von dem Angriff, äußert sich dann aber nicht mehr dazu. Einer weiteren Freundin berichtet sie aber ebenfalls unter sichtbarem Stress von dem Mordversuch. Als die Mutter der Freundin Rosario darüber informiert, bleibt Asuntas Mutter weiter untätig.
Warum hat Rosario den versuchten Mord an ihrer Adoptivtochter nicht gemeldet? War sie vielleicht darin verwickelt? Die Antwort steht bis heute aus.
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Was ist mit Asunta Basterra passiert?
In den folgenden Wochen verändert sich Asunta schlagartig. Sie leidet immer wieder unter extremer Müdigkeit und Abgeschlagenheit, kann sich schlecht konzentrieren und schläft sogar im Unterricht ein. Der Schulleiterin erzählt sie, dass ihre Mutter sie zwinge, ein komisch schmeckendes weißes Pulver einzunehmen. Rosario ist derweil tief depressiv. Ende Juli 2013 geht es ihr so schlecht, dass sich Alfonso fast rund um die Uhr um sie kümmern muss. In dieser Zeit lebt Asunta fast einen Monat bei ihrer Patentante in Vilanova.
Einige Tage später ist Asunta tot. Ihre Eltern melden sie bei der Polizei als vermisst, die Leiche wird schnell gefunden und die Ermittlungen beginnen. Dabei greifen die Behörden auf das Material zahlreicher Überwachungskameras in der Gegend zurück und stoßen schnell auf Ungereimtheiten in den Aussagen von Alfonso und Rosario.
Bei der Durchsuchung des Landhauses der Familie kommt es zu einem Zwischenfall: Rosario bittet darum, das Badezimmer aufsuchen zu dürfen. Als ein Polizist nach ihr sieht, ertappt er sie dabei, wie sie den Inhalt eines Mülleimers entsorgt. Darin befindet sich unter anderem ein Stück Seil, das verdächtig dem ähnelt, mit dem Asunta gefesselt wurde.
Festnahme und Spekulationen in der Öffentlichkeit
Schließlich werden Rosario und Alfonso unter Mordverdacht verhaftet. Im Körper des Mädchens wurde eine extrem hohe Dosis Lorazepam nachgewiesen – ein Beruhigungsmittel, das vor allem bei Angst- und Panikstörungen wie denen von Rosario eingesetzt wird. Offenbar war das Medikament auch der Grund für die Müdigkeit und Abgeschlagenheit des Mädchens einige Monate zuvor. War Lorazepam das weiße Pulver, von dem Asunta ihrer Lehrerin erzählte?
Nachdem sich die Nachricht von der Verhaftung von Rosario und Alfonso verbreitet, greifen die spanischen Medien den Fall auf. Ein Fernsehsender veröffentlicht einen von Schauspieler:innen gesprochenen Dialog zwischen Alfonso und Rosario, der frei erfunden ist. Trotzdem werden die Worte jahrelang in den spanischen Medien wiedergegeben und für wahr gehalten.
In der Zwischenzeit fällt der Verdacht auf einen Kolumbianer. Er soll Asunta vergewaltigt und getötet haben. Doch der „Samenmann”, wie ihn die Medien taufen, hat ein wasserdichtes Alibi. Auf Asuntas T-Shirt waren Spuren seiner DNA gefunden worden. Der Grund, wie sich herausstellt: Das T-Shirt und die DNA-Probe des Kolumbianers waren unsachgemäß gelagert worden.
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Der Fall Asunta: War Alfonso Basterra pädophil?
Später taucht Alfonsos Laptop mit pornografischem Material auf. Für die Medien ist die Sache klar: Viele der Videos und Bilder zeigen asiatische Frauen. Auch in Alfonsos Freundesliste bei Facebook finden sich viele Asiatinnen – ein gefundenes Fressen für die Medien, die Alfonso als Pädophilen mit einer Vorliebe für asiatische Mädchen darstellen. Tatsächlich beinhaltet das Material aber Frauen verschiedener Herkunft. Außerdem wird viel durcheinander gebracht: Alltagsbilder von Asunta auf Rosarios Smartphone werden in den Medien zu pornografischen Bildern des Mädchens, die auf Alfonsos Laptop und Rosarios Handy gefunden worden sein sollen.
Kurz vor Prozessbeginn wirft die Verteidigung der Adoptiveltern der Staatsanwaltschaft vor, die Informationen über das pornografische Material absichtlich geleakt zu haben, um Stimmung gegen Rosario und Alfonso zu machen. Am Ende nützt es nichts: Nach mehr als vierwöchiger Verhandlung sprechen die Geschworenen beide schuldig. Demnach verabreichten Alfonso und Rosario ihre Adoptivtochter monatelang Lorazepam, um sie schließlich zu erwürgen.
Die Frage nach dem Motiv und ein Suizid
Zwei Wochen nach der Urteilsverkündung verhängt das Gericht im November 2015 eine 18-jährige Haftstrafe gegen Rosario und Alfonso. Mehrere Berufungen werden abgelehnt. Das ehemalige Paar ist im selben Gefängnis untergebracht, hat aber keinen Kontakt zueinander. Am 18. November 2020 endet das Leben von Rosario Porto: Nach mehreren Selbstmordversuchen erhängt sie sich an einem Fenster.
Bis heute ranken sich Gerüchte um das Motiv für den Mord an Asunta Basterra. Zwischenzeitlich wurde ein großes finanzielles Erbe als Motiv ins Spiel gebracht, das sich jedoch als nicht haltbar erwies. Ansonsten tappen die Ermittler:innen im Dunkeln. Noch immer ist unklar, was Alfonso und Rosario dazu bewogen hat, ihre Adoptivtochter zu ermorden.
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