Sandra Bullock in Bird Box
© Netflix
Vier luftig bekleidete Maklerinnen
Gru und die Minions
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Bird Box: Das Ende des Netflix-Hits erklärt

Net­flix’ neuer Reko­rd­film Bird Box vere­int Mys­tery-Thriller, Fam­i­lien­dra­ma und San­dra Bul­lock mit Augen­binde, wirft dabei aber auch jede Menge Fra­gen auf. Was das Ende des Films zu bedeuten und was es mit den Mon­stern darin auf sich hat, erfährst du hier.

Ob man will oder nicht, an Bird Box kommt aktuell kein­er vor­bei. Der Net­flix-Thriller bescherte dem Stream­ing-Dienst sog­ar einen neuen Reko­rd: Nach eige­nen Angaben wurde die Romanadap­tion in den ersten sieben Tagen über 45 Mil­lio­nen Mal gestreamt, was zuvor noch keinem anderen Net­flix-Film gelang.

Soll­ten diese Zahlen stim­men, wird es in diesem Zeitraum zweifel­sohne zahlre­iche fra­gende Gesichter gegeben haben. Der Grund: Bird Box über­lässt vieles der Fan­tasie und Inter­pre­ta­tion des Zuschauers. QUADRATAUGE klärt deshalb die drin­gend­sten Fra­gen zu dem Werk, seid also vor Spoil­ern gewarnt.

Sandra Bullock in Bird Box

Blindes Ver­trauen: San­dra Bul­lock als Mal­o­rie in Bird Box | © Netflix/Saeed Adyani

Die Handlung von Bird Box: Worum geht es in dem Netflix-Film?

Postapoka­lypse statt Postkarten­ro­man­tik: Für die alle­in­ste­hende Kün­st­lerin Mal­o­rie (San­dra Bul­lock) ist ihre Schwanger­schaft eher eine Belas­tung als ein Segen. Da hil­ft es nicht ger­ade, dass unmit­tel­bar nach ein­er Vor­sorge­un­ter­suchung plöt­zlich das Chaos los­bricht und Men­schen aus unerfind­lichen Grün­den Massenselb­st­mord bege­hen. Auf diese Weise muss auch Mal­o­ries Schwest­er (Sarah Paul­son) wenig später dran glauben.

Schuld an dem tödlichen Dilem­ma sind über­natür­liche Wesen, die in den Men­schen einen Selb­st­mord-Impuls aus­lösen, sobald diese einen Blick auf die unheim­liche Macht wagen. Zusam­men mit ein­er kleinen Gruppe Über­leben­der ver­schanzt sich Mal­o­rie in einem Haus, wo sie zunächst sich­er sind. Als die Vor­räte jedoch knapp wer­den, ist der gefährliche Weg nach draußen unver­mei­dlich. Mit Augen­binden aus­ges­tat­tet, brechen sie auf und das Unheil nimmt seinen Lauf…

Sarah Paulson in Bird Box

Sarah Paul­son mimt San­dra Bul­locks verängstigte Schwest­er in Bird Box | © Netflix/Merrick Mor­ton

Während die hier beschriebe­nen Szenen den Ursprung der Apoka­lypse zeigen, springt die Hand­lung par­al­lel dazu fünf Jahre in die Zukun­ft und richtet den Fokus allein auf Mal­o­rie und ihre (mit­tler­weile gebore­nen) Kinder. Um eine mut­maßliche Zufluchtsstätte zu erre­ichen, müssen die drei eine waghal­sige Flussfahrt über­ste­hen - und das prak­tisch blind. Als Hil­fe dienen ihnen drei Vögel als Warn­sys­tem, da diese die Anwe­sen­heit der Mon­ster spüren.

Die Ähn­lichkeit zu dem durch seine Geräuschkulisse Hor­ror erzeu­gen­den A Qui­et Place und dem M. Night Shya­malan-Film The Hap­pen­ing sind kaum von der Hand zu weisen. Jedoch besitzt Bird Box dur­chaus eine eigene Iden­tität, die sich irgend­wo zwis­chen hochdrama­tis­chem Kataklysmus und ein­er Art extremer Out­door-Ver­sion von Blinde Kuh ein­pen­delt.

San­dra Bul­lock und Sarah Paul­son zeigten übri­gens schon in der Gang­sterkomödie Ocean’s 8, dass sie vor der Kam­era her­vor­ra­gend har­monieren.

A Qui­et Place ist in der Uni­ty­media-Videothek sowie bei Max­dome und Sky ver­füg­bar. The Hap­pen­ing ist bei Max­dome ver­füg­bar (Links zu Anzeigen).

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Wer oder was sind die Monster in Bird Box?

Während des gesamten Films bekom­men wir die mys­ter­iösen Tod­bringer nicht zu Gesicht. Das ist in erster Lin­ie natür­lich frus­tri­erend für uns Zuschauer, let­z­tendlich aber ein­fach nur kon­se­quent. So kön­nen wir uns zumin­d­est ansatzweise in Mal­o­rie und Co. hinein­ver­set­zen, die eben­falls keine Ahnung haben, vor was genau sie eigentlich davon­ren­nen. Jegliche plas­tis­che Darstel­lung der Mon­ster - auf welche Art auch immer - hätte wahrschein­lich nur die Erwartun­gen untertrof­fen und dementsprechend nach hin­ten los­ge­hen kön­nen.

Die Monster: Biologische Kriegsführung, Geisterwesen oder psychologisches Phänomen?

Die Speku­la­tio­nen, um was es sich bei der unsicht­baren Bedro­hung han­delt, sind vielfältig und wer­den von den Fig­uren selb­st in den Raum gewor­fen. Während der rup­pige Mis­an­throp Dou­glas (John Malkovich) die biol­o­gis­che Waffe eines poli­tis­chen Fein­des ver­mutet, sieht der Super­markt-Angestellte Char­lie (Lil Rel How­ery) bere­its das Ende der Welt kom­men. Sein­er Mei­n­ung nach haben sie es mit Dämo­nen oder Geis­tern zu tun, die sich bei Blick­kon­takt eines Men­schen als dessen größte Äng­ste man­i­festieren.

Mit dieser The­o­rie kön­nte Char­lie ver­mut­lich auch recht haben. Ob es sich nun um Geis­ter aus anderen Dimen­sio­nen oder Aliens von frem­den Plan­eten han­delt, die Angst-Hypothese leuchtet defin­i­tiv ein. Die ver­störten Reak­tio­nen der Betrof­fe­nen lässt diesen Schluss zumin­d­est zu.

John Malkovich in Bird Box

John Malkovich sorgt in Bird Box für die bis­si­gen Töne | © Netflix/Merrick Mor­ton

Wer es etwas kom­plex­er mag: Es kön­nte sich in Bird Box auch um eine Massen­hys­terie han­deln, die als Res­o­nanz auf das aktuelle poli­tis­che und gesellschaftliche Kli­ma ver­standen wer­den kann. Dem­nach kön­nte die Apoka­lypse nur in den Köpfen der Men­schen stat­tfind­en und zum kom­plet­ten Ver­lust des Ver­standes - und damit des Lebens - führen. Wer dies für kom­plett abwegig hält, hat wohl noch nie von der Tan­gan­ji­ka-Lachep­i­demie im Jahr 1962 gehört…

Inszena­torisch fol­gt Regis­seurin Susanne Bier aber dem Mot­to „Weniger ist mehr” und fährt damit bru­tal effek­tiv. Die Mon­ster sind im Film nie mehr als ein bedrohlich­er Schat­ten, ein Rascheln im Wald oder ein heimtück­isches Flüstern. Lediglich als Zeich­nun­gen des psy­chisch kranken Gary (Tom Hol­lan­der) nehmen sie für den Zuschauer Gestalt an. Die Gefahr, die von ihnen aus­ge­ht, ist den­noch - oder ger­ade deshalb - jed­erzeit spür­bar.

Trevante Rhodes in Bird Box

Tre­vante Rhodes spielt Tom, der später als Namensge­ber für Mal­o­ries Sohn dient | © Netflix/Saeed Adyani

Was hat das Ende von Bird Box zu bedeuten?

Am Ende von Bird Box hat Mal­o­rie ihr Ziel erre­icht. Sie und ihre bei­den Kinder haben die Flussfahrt über­lebt und sind an der Zufluchtsstätte angekom­men. Diese ent­pup­pt sich als Blind­en­schule, in der sowohl blinde als auch sehende Men­schen leben. Die Gemein­schaft hat sich mit Hil­fe eines Bal­dachins von den bösen Kräften abgeschot­tet. Eine Schar von Vögeln, zu der sich auch Mal­o­ries gefiederte Begleit­er gesellen, dient als natür­liche Alar­man­lage.

Endlich in Sicher­heit, begin­nt nun auch die bis dahin eher küh­le Mal­o­rie vom Über­lebens- in den Mut­ter­modus zu schal­ten. Mit der Abnahme der Augen­binde fällt eben­so die harte Kämpfer­fas­sade und macht Platz für Emo­tio­nen. Die wohl bedeut­sam­ste Szene des gesamten Films offen­bart sich passender­weise an dieser Stelle: Die Kinder, die sie bish­er schlicht Mäd­chen und Junge nan­nte, um sich emo­tion­al von ihnen zu dis­tanzieren, erhal­ten endlich richtige Namen (Olympia und Tom) von ihr.

Demzu­folge kann Bird Box vor allem als ein Film über Mut­ter­schaft und Fam­i­lie ange­se­hen wer­den. Wir begleit­en Mal­o­rie bei ihrer per­sön­lichen Entwick­lung von der absichtlich gefühlskalten Ratio­nal­istin zur für­sor­glichen Mut­ter. Die von Hin­dernissen geprägte Flussfahrt dient hier als Meta­pher für diesen Reife­prozess. Das Freilassen der Vögel aus der Bird Box sym­bol­isiert wiederum das Loslösen von alten Ver­hal­tens­mustern.

Sandra Bullock in Bird Box

Meta­pher at its best: Ein Vogel, ein Käfig und eine desil­lu­sion­ierte Frau | © Netflix/Merrick Mor­ton

Die ursprünglichen Regeln haben sich ohne­hin geän­dert. Blind­heit wird zur Über­lebens­garantie und lässt eine schein­bar „schwache” Min­der­heit zur bevorteil­ten Men­schen­gruppe wer­den. So mutiert Bird Box am Ende - ähn­lich wie der Net­flix-Film Car­go - sog­ar zu einem Plä­doy­er für Men­schlichkeit und feiert zugle­ich die Vielfalt: Nie­mand ist bess­er oder schlechter als der andere - schon gar nicht im Angesicht der Apoka­lypse.

Das Ende von Bird Box: So unterscheidet sich der Netflix-Film von der Romanvorlage

Zwar hält sich Bird Box zum Großteil an den gle­ich­nami­gen Roman von Josh Maler­man, doch erlaubt sich der Film eine beson­ders entschei­dende Verän­derung. Im Gegen­satz zur lit­er­arischen Vor­lage schlägt der Net­flix-Thriller näm­lich am Ende einen deut­lich hoff­nungsvolleren und opti­mistis­cheren Ton an. Blinde und sehende Men­schen bilden hier eine friedliche Gemein­schaft, die Mal­o­rie und ihren Kindern ein halb­wegs nor­males Leben ermöglicht.

Sandra Bullock in Bird Box

Mal­o­rie (San­dra Bul­lock) kämpft für sich und ihre Kinder | © Net­flix

Auch im Roman find­et die dreiköp­fige Fam­i­lie in der Blind­en­schule Zuflucht. Allerd­ings haben sich darin viele Bewohn­er selb­st das Augen­licht genom­men, um in der neuen Welt über­leben zu kön­nen. Ein Schick­sal, das möglicher­weise auch Mal­o­rie, Tom und Olympia blüht.

Bird Box-Drehbuchau­tor Eric Heis­ser­er erk­lärte, wieso er dieses düstere Detail am Ende auss­parte:

Es erschien uns clev­er­er, ein opti­mistis­cheres Ende zu find­en. […] Ich bin nie­mand, der Nihilis­mus begrüßt in Anbe­tra­cht der Welt, in der wir jet­zt leben.

Ob man dieses „Hap­py End” von Bird Box nun mag oder nicht, im Genre der Endzeit­filme stellt es mit Sicher­heit eine willkommene Abwech­slung dar.

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