John Krasinski in Jack Ryan
© Amazon Prime Video
Der Cast von Love in the Villa
Das Foto zeigt eine Szene aus der Serie Cobra Kai

Seriencheck | Jack Ryan Staffel 2: Action-Thriller zwischen Politik und Rainbow Six

In der 2. Staffel Jack Ryan geht es ab dem 1. Novem­ber bei Ama­zon Prime mit­ten hinein in die poli­tis­chen Wirren Venezue­las, das sich im Würge­griff eines skru­pel­losen Dik­ta­tors befind­et. Doch wie gut sind die neuen Fol­gen? Warum soll­test du dir das anschauen? Und wer sollte defin­i­tiv die Fin­ger davon lassen?

Find­et es in unserem Seri­encheck zu Jack Ryan Staffel 2 her­aus.

Die 1. Staffel der Action-Thriller-Serie Tom Clancy’s Jack Ryan war wilder Ritt. Nicht nur die her­vor­ra­gen­den Pro­duk­tion­swerte und die ras­ante Insze­nierung wussten zu überzeu­gen, auch Haupt­darsteller John Krasin­s­ki (A Qui­et Place) offen­barte sich als Action-Star mit Nor­ma­lo-Charme und ein­er gle­ichzeit­i­gen, wuchti­gen Präsenz.

John Krasinski in Tom Clancy's Jack Ryan

Wie gut ist die 2. Staffel Jack Ryan? | ©Ama­zon Prime Instant Video

Nach­dem im Staffel­fi­nale die Het­z­jagd auf den erfreulich ambiva­lent geze­ich­neten Ter­ror­is­ten Sulieiman (Ali Suli­man) ihr ner­ven­z­er­reißen­des Ende fand, startet nun die 2. Staffel mit einem neuen, hochak­tuellen Kon­flik­t­feld durch: die gesellschaftlichen und poli­tis­chen Umbrüche in Lateinameri­ka, namentlich Venezuela.

Doch kann die 2. Staffel Jack Ryan mit ihrem starken Auf­takt mithal­ten? Schafft die Serie es auch dies­mal zu pack­en und gle­ichzeit­ig ein so nuanciertes Bild glob­aler Brand­herde zu zeich­nen, wie sie es zumin­d­est in Ansätzen in der 1. Staffel tat? Zeit für einen genauen Blick.

Jack Ryan Staffel 2: Die Handlung

Am Ende der 1. Staffel schien alles auf eine Fort­set­zung in Rus­s­land hinzuweisen. Jack Greer (Wen­dell Pierce) wurde nach Moskau ver­set­zt und der erfahrene CIA-Mann wollte Ryan an sein­er Seite haben. Das hat sich nur zur Hälfte erfüllt, denn tat­säch­lich sehen wir Greer zu Beginn der 2. Staffel in Rus­s­lands Haupt­stadt, Ryan aber hat das Ange­bot abgelehnt.

John Krasinski in Jack Ryan

Für Jack Ryan geht es nach Venezuela | © Ama­zon Prime

Bald sollen sich ihre Wege jedoch wieder kreuzen, denn während Greer die Spur abge­feuert­er Raketen ver­fol­gt, spürt Ryan an der Seite seines ehe­ma­li­gen Vorge­set­zten und jet­zi­gen US-Sen­a­tors Jim­my Moreno (Ben­i­to Mar­tinez) ille­galen Waf­fen­liefer­un­gen nach. Bei­de führt ihr Weg nach Venezuela.

Dort befind­et sich das Land im Aufruhr. Nico­las Reyes (Jor­di Mol­là), Langzeit-Präsi­dent und de fac­to Dik­ta­tor, muss sich mit Massendemon­stra­tio­nen, den kom­menden Wahlen und ein­er Oppo­si­tion im Aufwind auseinan­der­set­zen. Die Nach­forschun­gen der Amerikan­er, ins­beson­dere Ryans und Morenos sind ihm schnell ein Dorn im Auge.

Wendell Pierce in Jack Ryan

Jack Greer (Wen­dell Pierce) arbeit­et wieder mit Ryan zusam­men | © Ama­zon Prime

Ehe sie es sich verse­hen, wer­den die bei­den in die poli­tis­chen Wirren des Lan­des hineinge­zo­gen. Mit drastis­chen Kon­se­quen­zen

Darum solltest du die 2. Staffel Jack Ryan sehen:

Venezuela: Aktuelles Thema, spannend verpackt

Ob Chile, Bolivien oder Venezuela: Wer in den let­zten Wochen und Monat­en einen Blick in die Zeitung gewor­fen hat, dürfte um die riesi­gen Proteste und teils gewalt­täti­gen Reak­tio­nen der jew­eili­gen Regierun­gen in Lateinameri­ka kaum herumgekom­men sein.

Das The­ma der 2. Staffel Jack Ryan ist bran­dak­tuell – vor allem wenn man bedenkt, dass die Vor­lage der Tom-Clan­cy-Romane während des Kalten Krieges ange­siedelt sind. Jack Ryan bewegt sich dabei in einem Minen­feld aus Regierung, Oppo­si­tion, inter­na­tionalen Konz­er­nen und Geheim­di­en­sten, was so gen­re­typ­isch wie real­is­tisch anmutet.

John Krasinski in Jack Ryan

Ruhe vor dem Sturm: Jack in Venezuela | © Ama­zon Prime

Dabei entwick­elt die Geschichte in Winde­seile Momen­tum, wenn sich die Ereignisse schon bald in poli­tis­chen (teils bluti­gen) Hin­ter­hofkämpfen, Ent­führun­gen und Atten­tat­en auf offen­er Straße über­schla­gen.

Wie schon die erste Staffel wis­sen auch die neuen Fol­gen uns mit­ten hinein ins Geschehen zu ziehen und entwick­eln dabei einen hohen Grad an Span­nung und Emo­tio­nen.

Jack Ryan Staffel 2: Bilder und knallharte Inszenierung auf Kinoniveau

Auf­fäl­lig ist auch, wie wahnsin­nig hochw­er­tig die Serie aussieht. Explo­sio­nen krachen mit erschüt­tern­der Wucht und Kugeln schla­gen in Mauern, Autos und Kör­p­er ein, während die Kam­era immer wieder die beein­druck­end schöne Land­schaft oder die herun­tergekomme­nen, rauen Straßen, Slums und Häuserzüge Venezue­las in den Blick rückt.

John Krasinski in Jack Ryan

Auch dies­mal muss der Ana­lyst wieder zur Waffe greifen | © Ama­zon Prime

Auch inszena­torisch wird einiges aufge­fahren, wobei sich Wort­ge­fechte mit zum Schnei­den dichter Atmo­sphäre, knall­hart-spek­takuläre Straßen­schießereien und bru­tale Faustkämpfe auf eng­stem Raum gegen­seit­ig die Show stehlen. Man kann wirk­lich vergessen, dass man ger­ade eine Serie und nicht eines der Kinofilm-High­lights 2019 anschaut.

Starker Cast mit Noomi Rapace und Game of Thrones-Star

Als emo­tionaler Anker funk­tion­iert John Krasin­skis Jack Ryan wieder ein­wand­frei, wobei er die Mis­chung aus ruhig-fre­undlichem CIA-Ana­lyst und ger­adezu eiskalt-pro­fes­sionellem Ex-Marine erstaunlich glaub­würdig in der Waage hält. Etwas mehr Brüche in Ryans rechtschaf­fen­er Natur hät­ten aber dur­chaus gut getan.

Unter­stützt wird Krasin­s­ki wieder vom stark auf­spie­len­den Wen­dell Pierce (The Wire), dessen inten­sives Spiel als CIA-Vet­er­an und Ryan-Men­tor James Greer erneut eine wahre Freude ist. Doch auch Neuzugänge wie Michael Kel­ly (House of Cards) als Venezue­las CIA-Leit­er Mike Novem­ber machen ihre Sache gut.

John Krasinski und Noomi Rapace in Jack Ryan

Jack Ryan und Har­ry Bau­mann (Noo­mi Rapace) haben ein schwieriges Ver­hält­nis | © Ama­zon Prime

Mit dabei für die 2. Staffel ist auch Verblendung-Star Noo­mi Rapace, die der deutschen BND-Agentin Har­ri­ett „Har­ry” Bau­mann nicht nur eine mys­ter­iös-anziehende Aura, son­dern auch eine hand­feste Kör­per­lichkeit, Härte und Unnah­barkeit ver­lei­ht. Durch sie bleibt Har­ry bis zum Schluss unles­bar, mehr soll aber nicht ver­rat­en wer­den.

Den deutschen Schaus­piel­er Tom Wlaschi­ha dürften die meis­ten noch aus Game of Thrones in Erin­nerung haben. In Jack Ryan verkör­pert er nun einen gnaden­losen Auf­tragskiller. Ein wahres Gesicht scheint er auch hier nicht zu haben, denn sein Ausse­hen und Ver­hal­ten sind so wan­del­bar, wie seine Pläne um sein näch­stes Ziel zur Strecke zu brin­gen.

Rainbow: Verbindung zur legendären Spezialeinheit?

Wie schon in Staffel 1 spielt John Hooge­nakker (Cas­tle Rock) wieder Mat­ice, den Anführer ein­er Spezialein­heit. Dies­mal geht es für ihn und seine drei Män­ner in einem Neben­strang der Hand­lung in den Dschun­gel von Venezuela.

Auch bei dieser Mis­sion knis­tert die Atmo­sphäre vor Span­nung, wenn sich die Sol­dat­en durch die Dunkel­heit schle­ichen oder von ein­er gewalti­gen Über­ma­cht durch den Regen­wald gejagt wer­den. Vor allem der Name eines Neuzu­gangs des Teams dürfte Ken­ner des Tom Clan­cy-Uni­ver­sums aufhorchen lassen.

John Krasinski in Jack Ryan

Kön­nte die Antiter­ror­ein­heit Rain­bow in Jack Ryan einge­führt wer­den? | © Ama­zon Prime

Denn Mar­cus Bish­op (Jovan Ade­po) kön­nte auf eine große Verbindung hin­weisen. Bish­op heißt näm­lich auch der Titel­held des Videospiels Rain­bow Six: Vegas 2. Die Spiel­erei­he Rain­bow Six basiert eben­falls auf den Roma­nen von Tom Clan­cy und spielt in der gle­ichen Welt wie Jack Ryan.

Kön­nte es nun also sein, dass mit der Ein­führung Mar­cus Bish­ops das Auf­tauchen von Rain­bow in den fol­gen­den Staffeln angedeutet wird? Schließlich ste­ht schon im Kanon zu Bish­op, dass er in Venezuela erst­mals Kon­takt mit späteren  Mit­gliedern der leg­endären Spezialein­heit hat­te.

Natür­lich kön­nte all dies nur ein Zufall sein, span­nend wäre die Möglichkeit aber alle­mal.

Gründe, die Finger davon zu lassen …

Jack Ryan Staffel 2: Hurra-Amerikanismus und Schwarz-Weiß-Denken

So span­nend die Hand­lung und toll die Insze­nierung der 2. Staffel von Jack Ryan ist, aus dem gedanklichen Dun­stkreis des Kalten Krieges der Tom-Clan­cy-Vor­lage kom­men die neuen Fol­gen noch weniger her­aus als die Auf­tak­t­staffel. Ameri­ka ist mehr oder min­der der Sher­iff der Welt, die CIA hat rein hehre Ziele und alle Mit­tel sind erlaubt – immer.

Wer denkt, dass die teils frag­würdi­gen Meth­o­d­en von Ryan und vor allem auch James Greer mal in Frage gestellt wer­den, ist in dieser Serie an der falschen Adresse. Ille­gal eine US-Spezialein­heit in ein fremdes Land ein­schleusen und dort ohne Nach­frage Regierungstrup­pen töten? Na klar! Einem Gefan­genen aus Zeit­grün­den den Fin­ger abschnei­den? Deal!

Wendell Pierce und John Krasinski in Jack Ryan

Wirk­lich in Frage gestellt wird ihr Han­deln nie | © Ama­zon Prime

Trotz der mod­er­nen The­matik und Ansprache gesellschaftlich­er und poli­tis­ch­er Prob­leme erin­nert diese Staffel doch sehr an das Action-Kino aus den 80er- und 90er-Jahren. Es herrscht strenges Schwarz-Weiß-Denken, Gut gegen Böse und das Mis­strauen gegenüber den Geheim­di­en­sten existiert noch nicht.

An dieser Stelle schwächelt die 2. Staffel im Ver­gle­ich zur ersten, wo zumin­d­est ver­sucht wurde, den kom­plizierten geopoli­tis­chen Ver­hält­nis­sen und vor allem den Grün­den für gewisse Kon­flik­te und daraus resul­tieren­den Kon­flik­t­parteien auf den Grund zu gehen.

Der Irak und Afghanistan haben sich schließlich nicht von allein in Grund und Boden gebombt.

Jack Ryan und die Machomänner

In Jack Ryan haben vor allem die Män­ner das Sagen. Und das ist nicht mal unbe­d­ingt nur auf die Entschei­dungs­find­ung gemünzt – auch wenn es darauf oft hin­aus­läuft.

Alte Fre­unde, Kam­er­aden, Men­tor und Schüler oder Brüder im Geiste: Im Zen­trum der Hand­lung ste­hen mit Jack Ryan, Jack Greer, Mike Novem­ber und den Mit­gliedern der Spezialein­heit nun mal weit­ge­hend Män­ner, deren Prob­leme und Beziehun­gen zueinan­der.

Noomi Rapace in Jack Ryan

Har­ry Bau­mann (Noo­mi Rapace) ist da schon eher die Aus­nahme | © Ama­zon Prime

In den Gesprächen geht es viel um ver­lorene Fre­unde, Ehre, Rache und Verpflich­tung, den einen oder anderen Macho-Spruch natür­lich inklu­sive. Harte Typen ver­ste­hen sich, nicht jedoch die Frauen, aber Ryan ist sowieso ohne Erk­lärung wieder Sin­gle. Einziges weib­lich­es Gegengewicht bleibt da Noo­mi Rapaces Har­ry Bau­mann.

Bei dieser Grund­kon­stel­la­tion fall­en natür­lich auch viele männliche Entschei­dun­gen, die von riskant über hals­brecherisch bis hin zu selb­st­mörderisch reichen. Das dies – vor allem Rich­tung Finale  – nicht immer zum eigentlich recht real­is­tisch angelegten Serienkonzept passt, ist dann die logis­che Kon­se­quenz.

Eindimensionaler Bösewicht und seine Konkurrentin

Das zuvor erwäh­nte Schwarz-Weiß-Denken macht auch vor dem Bösewicht und sein­er oppo­si­tionellen Geg­ner­in nicht halt. Zwar spielt der spanis­che Darsteller und Bad Boys 2-Schurke Jor­di Mol­là seinen Präsi­den­ten Reyes mit fiesem Charme und fiebriger Inten­sität, der vom Drehbuch vorgegeben Facetten­losigkeit kann dies aber nicht ganz ent­ge­gen­wirken.

Jordi Molla in Jack Ryan

Hätte mehr ver­di­ent: Jor­di Mol­là als Präsi­dent Reyes | © Ama­zon Prime

Das­selbe gilt auch für Cristi­na Umaña (Nar­cos), deren Glo­ria Bonalde zur ern­stzunehmenden poli­tis­chen Bedro­hung für den lange fest im Amt sitzen­den Reyes wird. Doch sehr viel mehr als Rechtschaf­fen­heit und ein schlicht­es Good-Girl-Image wird auch ihr nicht zuge­s­tanden. Schade, denn ihre Fig­ur hätte da viel mehr Poten­tial geboten.

Fazit: Binge oder Blödsinn?

Die 2. Staffel der Action-Thriller-Serie Tom Clancy’s Jack Ryan überzeugt mit ordentlichen Schauw­erten, ein­er kinor­eifen Insze­nierung und einem pack­enden Plot, der von einem starken Cast getra­gen wird. Ins­beson­dere die aktuelle The­matik und der Hand­lung­sort machen das Geschehen brisant.

Lei­der leis­ten sich die neuen Fol­gen aber auch einige Schwächen, einen eindi­men­sion­alen Bösewicht und eine ver­al­tet wirk­ende, unre­flek­tiert schwarz-weiße Welt­sicht. Auch der testos­terongeschwängerte Fokus wäre bess­er in einem Michael Bay-Block­buster, als in diesem son­st recht authen­tisch wirk­enden Geschehen aufge­hoben gewe­sen.

Doch ger­ade Fans explo­siv­er Action­filme oder pack­ender Thriller-Serien kön­nten auch an der 2. Staffel Jack Ryan ihre Freude haben. Trotz der über­zo­ge­nen,  teils frag­würdig- oder naiv-ein­seit­i­gen Aspek­te macht die Serie unheim­lich Spaß und ist in ähn­lich hoher Qual­ität ger­ade kaum in einem anderen For­mat zu find­en.

Release: Wann startet Jack Ryan Staffel 2 bei Amazon Prime?

Die 2. Staffel Jack Ryan startet am 1. Novem­ber bei Ama­zon Prime. Ab dann kön­nt ihr alle acht neuen Episo­den sehen.

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