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Cube: Die Erklärung des Horrorfilms
Der 90er-Jahre-Kultfilm „Cube” ist mittlerweile auf Netflix verfügbar. Doch der schräge SciFi-Horror lässt bei zahlreichen Zuschauern die Köpfe rauchen. Was bedeutet der skurrile Würfel-Horror und wie ist das verstörende Ende des Films zu deuten? Wir erklären es Dir!
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Cube – die Handlung: Sieben Menschen gefangen in einem tödlichen Würfel
„Cube”-Autor und Regisseur Vincenzo Natali stellt sein Publikum gleich zu Anfang des Films vor ein so absurdes wie bedrohliches Szenario: Drei Menschen wachen in einem riesigen Labyrinth auf, das einem überdimensionalen Zauberwürfel ähnelt. Keiner von ihnen hat auch nur die geringste Ahnung, wie er hierher gekommen ist und vor allem warum.
Nach und nach gesellen sich zu den dreien noch vier weitere unfreiwillige Insassen des Würfels hinzu. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Antworten innerhalb ihres ungewöhnlichen Gefängnisses. Dabei stellen sie fest: Jeder Raum ist ein Würfel innerhalb eines weiteren Würfels mit sechs Türen, die jeweils wiederum zu anderen Würfel-Räumen führen. Die Krux: Eine gewisse Anzahl an Räumen ist mit tödlichen Fallen ausgestattet, die bald schon so manches Leben einfordern.
Um diese Fallen zu umgehen und dem Gefängnis zu entkommen, müssen die Gefangenen miteinander kooperieren. Dabei bringt jeder unterschiedlichste Talente und Qualitäten ein: Cop Quentin (Morris Dean Wint) ist besessen davon, es für seine Familie wieder hinaus in die Freiheit zu schaffen, Student Leaven (Nicole de Boer) entpuppt sich als ein Wunderkind der Mathematik. Der gesellschaftliche Außenseiter Worth (David Hewlett) war zuvor unwissentlich Teil des Design-Teams des Würfels. Die Verschwörungstheoretikerin Helen Holloway (Nicky Guadagni) ist eine Ärztin, deren Kenntnisse im Würfel unabdingbar sind, während der autistische Kasan (Andrew Miller) ein Zahlengenie zu sein scheint.
Die sieben unterschiedlichen Insassen versuchen, Probleme zu lösen, die zwischen Kooperation und Konflikt hin und her wanken. Dabei kommen sie dem Ausgang scheinbar immer näher und werden zusehends mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten und Grenzen konfrontiert.
Cube: Erklärung und Bedeutung des Films
Mit seiner absurden Prämisse avancierte der Independent-Film „Cube” schon kurz nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1997 zum kultigen Geheimtipp unter Filmkennern. Doch das Ende des Films und seine gesamte Bedeutung blieben offen. Nie wurde aus offiziellen Quellen ein Statement zur Bedeutung des Films abgegeben. So überlässt Regisseur Natali die Deutung des Horror-Streifens und seines Endes dem Zuschauer.
Wer bis zum Schluss mit den sieben Charakteren den klaustrophobischen Psycho-Grusel durchmacht, der kann vor allem zu einer Erkenntnis kommen: Ähnlich wie bereits zuvor schon Sean-Paul Sartres gefeiertes Bühnenstück „Geschlossene Gesellschaft” darf auch „Cube” in erster Linie als Darstellung des Dramas der menschlichen Existenz, also des Lebens an sich, gedeutet werden.
Zu Beginn wachen die Charaktere in einem Würfel auf, in dem sie zuerst hilflos, ratlos und unsicher agieren. Doch schon bald lernen sie die Regeln, die sie innerhalb des Würfels befolgen müssen, um zu überleben.
Dabei reagiert jede Figur auf ganz eigene Art und Weise auf die widrigen Umstände innerhalb ihres Gefängnisses. Was sich fast alle wünschen? Eine Erklärung, einen Sinn, der für sie hinter all dem stecken muss. Genau der wird aber zum Beispiel von Worth abgestritten, der fest entschlossen der Gruppe klarzumachen versucht, dass es hier keinen Sinn und keine Logik auszumachen gibt. Diesen nihilistischen Ansatz kann allerdings keine der anderen Figuren mit ihm teilen.
Gerade dieses Verlangen der Figuren nach Logik und Aufklärung, das im Film als Metapher für den Sinn des Lebens steht, treibt so manche Figur in den Wahnsinn, als im Laufe des Films immer klarer wird, dass diese Frage niemals beantwortet werden kann. So werden statt der tückischen Würfel-Fallen nach und nach die Protagonisten selbst zur gegenseitigen akuten Gefahr füreinander.
Der Sinn des Lebens und das Würfel-Gefängnis: „Die Hölle, das sind die anderen”
„Die Hölle, das sind die anderen”, gibt in Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft” eine entscheidende Figur zum Besten, die ebenfalls in einer exzeptionellen Situation mit drei anderen Figuren gefangen ist. Ein Zitat, was auch einem der „Cube”-Charaktere in den Mund gelegt werden könnte.
Schließlich sterben insgesamt lediglich zwei Charaktere durch die Fallen im Würfel. Alle anderen fallen sich nach und nach gegenseitig zum Opfer. Je stärker sie mit Angst, Paranoia, Dehydrierung, Hunger, Verzweiflung und ihrer eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden, desto gefährlicher werden sie füreinander. Nachdem sie die Regeln innerhalb des Würfels beherrschen, beginnen sie schließlich sogar auch, die Fallen gegen sich selbst einzusetzen. Eine weitere Metapher für den Menschen als skrupelloser Opportunist und die düsteren Seiten der menschlichen Natur.
So wandelt sich zum Beispiel Quentin, der ursprünglich als wichtiger und sympathischer Protagonist eingeführt wurde, letztlich zum ultimativen Bösewicht innerhalb des Würfels, während Holloways Stimme der Ruhe und Vernunft stetig mehr in Hysterie und Feindseligkeit ausartet. Keine Figur ist lange in der Lage, den Stereotyp aufrechtzuerhalten, den sie ursprünglich repräsentierte. Die wahren Gesichter aller Beteiligten brechen sich unwiderruflich Bahn.
Der Würfel: Aliens, Experiment oder ein böser Traum?
Die Frage, ob der Würfel im Film abseits der metaphorischen Bedeutung nun das kranke Spiel einer Privatperson, ein Experiment der Regierung, eine Alien-Entführung oder einfach nur ein böser Traum ist, lässt sich absolut nicht eindeutig beantworten. Und das war auch die Intention dieses Horrorwerks.
Hier darf jeder Zuschauer nach Herzenslust spekulieren und analysieren, vorausgesetzt, er fällt dem Film nicht zum Opfer wie die Protagonisten, die auf der Suche nach Auflösung und Logik niemals zu einem endgültigen Schluss kommen können, immer wieder erneut vor sich selbst stehen und darüber wahnsinnig werden.
Wie hat Dir „Cube” gefallen? Verrate es uns in den Kommentaren!