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Bruised | Kritik: Starke Halle Berry im Clinch mit schwachem Drehbuch
Mit dem Netflix-Drama „Bruised” feiert Oscarpreisträgerin Halle Berry nicht nur ihr Comeback als Charakterdarstellerin, sondern auch ihr Debüt als Regisseurin. Ob sie in dieser Doppelfunktion einen guten Film abliefern konnte, erfährst Du in unserer Kritik.
Es ist still geworden um Halle Berry in den vergangenen Jahren. Seit ihrem Oscar-Gewinn im Jahr 2002 für „Monster’s Ball” und ihrem darauffolgenden Auftritt als Bond-Girl in „James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag” zeigte ihre Karrierekurve stetig nach unten. Das lag unter anderem auch daran, dass sie in dieser Zeit nicht immer die besten Entscheidungen für ihre Laufbahn traf („Catwoman”, „Verführung einer Fremden”).
Nachdem sie zuletzt im Action-Spektakel „John Wick: Kapitel 3” ein beachtliches Mini-Comeback hinlegte, meldet sie sich nun mit dem Drama Bruised vollständig zurück. Für den Film, der am 24. November bei Netflix startet, stand Berry jedoch nicht nur als Hauptdarstellerin vor der Kamera, sondern übernahm auch gleich die Regie – eine Premiere für die 55-Jährige.
Wie sie sich so als Neu-Regisseurin anstellt und ob sie als Schauspielerin an ihre früheren Glanzleistungen anknüpfen kann, verrät Dir unsere Kritik zu Bruised.
Bruised kannst Du übrigens auf Deinem Netflix-Account auch mit Vodafone GigaTV anschauen.
Die Handlung von Bruised: Kampf um Wiedergutmachung
Jackie (Halle Berry) war einst der größte Star im Mixed Martial Arts-Sport (MMA). Als sie aber in ihrem wichtigsten Kampf Panik bekommt und daraufhin aus dem Ring flüchtet, endet ihre Karriere abrupt. Vier Jahre später hält sie sich als Putzkraft für reiche Leute gerade so über Wasser und haust mit ihrem rabiaten Lebensgefährten und Manager Desi (Adan Canto) mehr schlecht als recht in einer schäbigen Wohnung.
Eines Tages bietet sich ihr jedoch die Gelegenheit für ein überraschendes Comeback: Als sie mit Desi bei einem nicht genehmigten Kampf nur zuschauen will, gerät sie selbst in eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einer Teilnehmerin, die Jackie äußerst brutal für sich entscheidet. Damit beeindruckt sie den anwesenden Promoter Immaculate (Shamier Anderson) derart, dass er sie für seine MMA-Liga rekrutieren will.
Jackie nimmt das Angebot an, woraufhin der umtriebige Geschäftsmann ihr direkt einen Meisterschaftskampf verspricht, der in wenigen Monaten live im Fernsehen übertragen werden soll. Um ihre zweite Chance zu nutzen und sich für ihr unrühmliches Verhalten rehabilitieren zu können, nimmt Jackie das harte Training wieder auf. Als Coach steht ihr dabei vor allem die hartnäckige Bobbi „Buddhakan” Berroa (Sheila Atim) zur Seite, die die etwas in die Jahre gekommene Jackie fit für den Titel machen will.
Allerdings sieht sich die Kämpferin kurz darauf mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert: Ihr sechsjähriger Sohn Manny (Danny Boyd Jr.), den sie als Baby bei dessen Vater zurückließ, steht nämlich plötzlich vor der Tür und braucht Obhut. Kann Jackie ihrer Rolle als Mutter gerecht werden, ohne ihre Rückkehr in den Ring zu gefährden?
Bruised bei Netflix: Drehbuch-Knockout durch Sportfilm-Pathos
Nicht von ungefähr weckt die Story von Bruised Erinnerungen an den Sylvester Stallone-Klassiker „Rocky”, der sozusagen als Blaupause für fast alle darauffolgenden Boxfilme fungierte. Zwar tauscht das Netflix-Drama den Boxsport gegen Mixed Martial Arts ein, das Prinzip bleibt jedoch weitestgehend dasselbe: Ein:e Außenseiter:in „kämpft” sich zurück ins Leben und macht im Ring das Unmögliche möglich.
Solche Underdog-Geschichten drücken für gewöhnlich die richtigen Knöpfe beim Publikum, da sie mitreißen und einen wohltuenden Eskapismus bieten, wie es ihn in dieser Form wohl nur im Sportfilm-Genre gibt. Auch Bruised kann sich diese Attribute durchaus auf die Fahne heften, schafft es dabei aber nicht, sich von ähnlich gelagerten Filmen abzuheben.
Die Verbindung von Sozialdrama und Ringkampf-Action gelang Werken wie dem besagten Rocky, „The Wrestler”, „Southpaw” oder dem ebenfalls in MMA-Kreisen spielenden „Warrior” bereits deutlich fesselnder. Wenngleich Bruised anfangs noch den Eindruck einer düsteren Milieustudie vermittelt, muss der pessimistische Ton zunehmend einer hoffnungsvolleren Stimmung weichen. Dadurch tapst der Film unweigerlich auf den ausgetretenen Klischee-Pfaden herum und raubt sich damit selbst die Substanz.
Im Kern hat Bruised nämlich eine relevante Geschichte zu erzählen: Jackie ist eine labile Frau, deren äußeres Erscheinungsbild ihr Seelenleben widerspiegelt. Der Körper ist von blauen Flecken und Platzwunden übersät, ihre Gefühlswelt von Leid und schmerzhaften Erfahrungen geprägt. Konnte sie ihre Wut und Verzweiflung darüber bisher nur im Kampf kanaliseren, findet sie in ihrer plötzlichen Mutterrolle einen neuen unverhofften Anker.
Das Drehbuch von Debütantin Michelle Rosenfarb hat aber leider kein allzu großes Interesse daran, die Untiefen von Jackies Charakter weiter auszuloten. Statt ein ausgeklügeltes Psychogramm der Protagonistin zu erstellen, liefert Bruised lieber nur ein weiteres typisch hollywoodsches American Dream-Märchen ab.
Halle Berry, Sheila Atim und Co.: Der Bruised-Cast als schlagkräftigstes Argument
Es gibt jedoch auch gute Nachrichten: Halle Berry hat zum Glück nichts verlernt und überzeugt als Hauptdarstellerin sowohl mimisch als auch physisch. Was der „X-Men”-Star mit seinen immerhin schon 55 Lenzen in den Kampfszenen darbietet, ist wahrlich beeindruckend. Dass sie das Ganze dann auch noch ohne Stunt-Double, dafür aber mit zwei gebrochenen Rippen bewältigte, verlangt nur noch größeren Respekt ab.
Zugleich erinnert Berry aber auch daran, warum sie vor fast zwanzig Jahren einen Oscar gewann. Ihr ist es hauptsächlich zu verdanken, dass der Netflix-Film nicht in belanglose Gefilde hinabgleitet. Trotz zum Teil angedichtet wirkender Traumata macht die Schauspielerin die angeschlagene Psyche von Jackie jederzeit greifbar, ohne sie zu einem reinen Mitleidsobjekt zu degradieren.
Flankiert wird Berry von Nebendarsteller:innen wie Sheila Atim, Adan Canto und Adriane Lenox, die allesamt einen ausgezeichneten Job machen. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Halle Berry und Sheila Atim ist bravourös und findet seinen Höhepunkt in einer so intimen wie berührend ehrlichen Szene, in der beide Schauspielerinnen glänzen dürfen.
Berrys Regie bringt allerdings nur wenige herausragende Momente wie diese zum Vorschein, orientiert sie sich doch zu häufig an bekannten Mustern des Genres. Lediglich der finale Kampf sticht hier nochmal positiv hervor: Dieser ist fast schon zurückhaltend und nicht als aufgeblasenes Spektakel inszeniert, was ihm eine angenehme Authentizität verleiht.
Umso bedauernswerter ist es, dass Bruised auf den letzten Metern unnötigerweise doch noch dem Kitsch Platz macht und damit einen faden Beigeschmack hinterlässt.
Bruised: Das Fazit zum Kampfsportdrama
Mit Bruised hat Halle Berry ein solides Regiedebüt vorgelegt, dem jedoch mehr Mut zur Unbequemlichkeit gutgetan hätte. Eine Sichtung tut definitiv nicht weh. Genau das ist aber der größte Kritikpunkt des Netflix-Films. So geht das Kampfsportdrama im Vergleich zur Genre-Konkurrenz leider etwas unter.
Dennoch dürfte das Werk eine positive Wende in Berrys Karriere markieren, da sie vor allem als Hauptdarstellerin eine starke Performance abliefert und ihre beeindruckende Präsenz vor der Kamera seit langer Zeit endlich wieder unter Beweis stellen kann. Auch der restliche Cast überzeugt und macht dadurch so manche Unebenheiten des Drehbuchs wett.
Es wird sich noch zeigen, ob Halle Berrys Regiekarriere in Zukunft weitergehen wird. Aufgeben sollte sie in dieser Hinsicht besser nicht, da sich in ein paar Szenen von Bruised durchaus größeres Potenzial andeutet. Als Filmemacherin fehlt es ihr bislang noch an einer eigenen Stimme. Sollte die 55-Jährige diese bei ihrer nächsten Regiearbeit gefunden haben, erwartet uns sicher etwas Vielversprechendes.
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Gelungenes Comeback oder frustrierender Fehlschlag? Sag uns in den Kommentaren, was Du von Bruised hältst!