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Isi und Ossi in der featured-Filmkritik: Technisches KO in der ersten Runde
Mittelloser Boxer mit Herz trifft auf rebellische Millionärstochter. Was nach Klischee klingt, ist bei Isi und Ossi leider auch Programm. Wir haben uns den Netflix-Streifen schon einmal angeschaut und sagen Dir, ob Du ihn trotzdem auf Deine Watchlist packen solltest.
Isi (Lisa Vicari) fehlt es scheinbar an Nichts. Als superreiche Erbin genießt sie alle Vorteile: Sie geht auf eine Privatschule, hat, auch mithilfe des Geldes der Eltern, das Abitur in der Tasche und muss sich keine Sorgen machen. Doch ihr reicht das nicht und sie fühlt sich wie in einem goldenen Käfig gehalten. Denn eigentlich will Isi in New York eine Ausbildung zur Köchin anfangen. Ganz entgegen der Pläne ihrer Eltern. Durch Provokation und Abkehr von den Privilegien will sie ihre Eltern unter Druck setzen. Da kommt Ossi (Dennis Mojen) gerade recht. Er will eigentlich nur Boxen, doch für einen entscheidenden Kampf fehlt ihm das nötige Startgeld. Somit kommt Isis Angebot, ihm Geld dafür zu zahlen, damit er sich als ihr Freund ausgibt, gerade recht. Aber aus dem gegenseitigen Ausnutzen entwickelt sich schnell mehr zwischen dem mittellosen Boxer und der rebellischen Millionärstochter.
Heidelberger Chichi trifft auf Mannheimer Rauheit
Zentraler Mittelpunkt ist die Geschichte zwischen Isi und Ossi. Ausführlich beschreibt Regisseur und Drehbuchautor Oliver Kienle die beiden Charaktere und geht auch auf ihr soziales Umfeld ein. Hier treffen Heidelberger Chichi auf knallhartes Mannheimer Milieu. Beides wird im Netflix-Streifen völlig überzeichnet. Beispielsweise, indem Du als Zuschauer Gast bei einem Brunch in einer Villa mit Blick auf Schloss Heidelberg bist. Hier unterhalten sich Isis Mitschüler über Luxuskarren, Traumurlaube und die vermeintlichen Probleme, die durch zu viel Geld entstehen. Zwanzig Kilometer weiter, in Mannheim, hat Ossi ganz andere Probleme: Er muss sich um die Tankstelle seiner Mutter (Lisa Hagmeister) kümmern und zudem seinen Opa (Ernst Stötzner) aus dem Gefängnis abholen. Der hat nämlich die meiste Zeit seines Lebens im Gefängnis gesessen und ist mit dem Leben außerhalb der Mauern überfordert.
Opa ist der Bringer
Was ihn aber nicht davon abhält, einen rückwärtsgewandten Spruch nach dem anderen herauszuhauen. Das ist zu Beginn noch witzig, verkommt aber schnell zu zahlreichen Fremdschäm-Momenten – und das nicht nur für Ossi, sondern auch für den Zuschauer. Allerdings ist die Idee, dass Ossis Opa im Knast Rappen gelernt hat und so manche Kiezgröße ordentlich disst, ziemlich gelungen und das heimliche Highlight des Films. Hätte Oliver Kienle das mehr ausgearbeitet, wäre der Film zwar in eine andere Richtung gegangen, was aber durchaus geholfen hätte.
Denn ohne Ossis Opa wäre der Streifen einfach nur langweilig. Eine schon tausendmal gesehene Geschichte mit Charakteren, deren Geschichte ebenfalls nicht neu ist, haut eben Niemanden mehr vom Sofa. Einzige weitere Lichtblicke sind die beiden Hauptdarsteller, deren Leistung wirklich solide ist. Trotzdem bleibt das Gefühl, dass Lisa Vicari und Dennis Moyen deutlich unter dem Niveau bleiben, das sie eigentlich zeigen könnten.
Isi und Ossi ist eine mittelklassige Komödie, die vor allem durch einen Nebencharakter ertragbar wird. Ein klassischer Netflix-Film für einen Sonntagnachmittag, wenn Du Deine Watchlist leergeschaut hast.
Isi und Ossi
Genre: Liebeskomödie
Bundesstart: 14. Februar 2020
Laufzeit: 113 Minuten
FSK: Ab 16 Jahren
Regie: Oliver Kienle
Drehbuch: Oliver Kienle
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Titelbild: Netflix