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H.G. Wells „Der Unsichtbare“: 7 wichtige Filme und Serien mit der tragischen Gruselgestalt
H.G. Wells Roman Der Unsichtbare gilt gemeinhin als ein Klassiker des Science-Fiction-Genres. Wie viele andere von Wells Geschichten wurde auch Der Unsichtbare zigfach als Film und Serie adaptiert. Wir haben sieben davon kuratiert und verraten, warum sich ein Blick lohnt. Film ab!
Die Vorlage: Im Roman The Invisible Man von H.G. Wells (1897), entwickelt der Wissenschaftler Griffin ein Serum, das ihn unsichtbar macht – unerwarteterweise dauerhaft. Er flüchtet. Die andauernde Unsichtbarkeit treibt ihn zunehmend in den Wahnsinn und macht ihn schlussendlich zum Mörder. Erst mit seinem Tod wird er wieder sichtbar.
Auch die Pop/Rock-Legenden von Queen zollten der Figur des Unsichtbaren Tribut und veröffentlichten 1989 den Song The Invisible Man (Album: The Miracle).
Der Unsichtbare (1933): Das Original
Der Unsichtbare von Regisseur James Whales, nach einem Drehbuch von R.C. Sherriff, übernimmt Prämisse und Namen der Romanvorlage, entscheidet sich aber für eine andere Charakterzeichnung: Der Unsichtbare Dr. Jack Griffin (Claude Rains) sucht nach einem Gegenmittel für seine Unsichtbarkeit, wird durch einen neuartigen Wirkstoff zunehmend wahnsinnig und versucht außerdem, die Gunst seiner Verlobten Flora (Gloria Stuart) zurückzuerlangen. Oder kurz: Griffin ist ein Opfer der Umstände. Das unterscheidet sich deutlich von der Vorlage, in der Griffin ein von Natur aus durchtriebener Charakter ist, der in der Unsichtbarkeit vor allem ein Instrument zur Erfüllung seiner Machtfantasien erkennt.
Die Visual-Effects-(VFX-)Künstler John P. Fulton und Frank D. Williams lieferten für ihre Zeit atemberaubende Spezialeffekte. Viele Effekte der Unsichtbarkeit entstanden auf Grundlage einer Art Doppelbelichtung, deren genaues Verfahren sich Frank D. Williams bereits 1916 patentieren ließ und das zumindest vom Gedanken her der heutigen Greensceen-Technik ähnelt. Dafür trug Hauptdarsteller Claude Rains in vielen Szenen einen hautengen schwarzen Anzug. Gedreht wurde jeweils vor einem schwarzen Hintergrund und zusätzlich vor dem gewünschten Hintergrund. Infolge der Doppelbelichtung verschwanden dann die schwarzen Elemente – so zumindest die vereinfachte Prämisse hinter dieser ansonsten komplizierten Technik. Fun-Fact: John P. Fulton wurde für drei Fortsetzungen zu Der Unsichtbare jeweils für den Oscar nominiert.
Die unsichtbare Frau (1940): Antiquiertes Comedy-Gold mit Virginia Bruce
1940 erschienen gleich zwei Fortsetzungen zu Der Unsichtbare (1933): Der Unsichtbare kehrt zurück mit Vincent Price in der Hauptrolle und Die unsichtbare Frau. Wobei nur Letzterer neue Wege beschritt. Erstmals wurde die Grusel-Prämisse als Comedy gedacht: Das Kaufhaus-Model Kitty Carrol (Virginia Bruce) wird entlassen und folgt einer Zeitungsannonce, um sich einen schnellen Taler zu verdienen. Dafür spielt sie das Versuchskaninchen für die neueste Erfindung des kauzigen Professor Gibbs (John Barrymore): Eine Maschine, die Lebewesen unsichtbar macht. Ihren neuen Zustand nutzt Kitty vor allem, um sich an ihrem Ex-Boss zu rächen. Aber auch die kriminelle Unterwelt ist hinter der kostbaren Maschine her.
Während es dutzende Iterationen des Unsichtbaren gibt, bleibt Die unsichtbare Frau bis dato eine filmische Rarität. 1983 sollte ein gleichnamiger TV-Film als Pilot für eine TV-Serie dienen, blieb aber fruchtlos. Aktuell entwickelt Hollywoods Powerfrau Elisabeth Banks den Stoff als Road-Movie-Thriller neu.
Der unsichtbare Mann (1984): Werkgetreue BBC-Adaption als Miniserie
Die meisten Adaptionen von Wells’ Geschichte orientieren sich vor allem an der Prämisse „Mensch wird unsichtbar“ und siedeln die Story in der jeweiligen Gegenwart an. Das kann unter anderem Kostengründe haben. Die BBC-Miniserie ist bis dato die einzige Version, die sich eng an die Vorlage hält. Denn fast vergessen ist, dass die Original-Geschichte in spätviktorianischer Zeit, den 1890ern, angesiedelt ist. Auch die Benennung des Protagonisten als Griffin (in der Vorlage ist sein Vorname nicht bekannt) und sein aufbrausender und jähzorniger Charakter runden das Bild ab. Obwohl man den sechs Episoden das TV-Budget anmerkt, ist Der unsichtbare Mann einen Blick wert.
Der unsichtbare Mensch (1984): Russische TV-Adaption mit Charakter-Twist
In dieser günstig anmutenden Variante experimentiert Dr. Jonathan Griffin (Andrey Kharitonov) aus purer Neugier mit der Unsichtbarkeit. Als er Hilfe bei seinem Schulfreund Kemp (Romualdas Ramanauskas) sucht, muss er feststellen, dass dieser nach der Weltherrschaft strebt und Griffin dafür instrumentalisieren will.
Der TV-Film Der unsichtbare Mensch war bereits die zweite russische Adaption der Geschichte. Der erste TV-Film, ebenfalls mit dem Titel Chelowek-nevidimka, von 1977, erreichte nie eine kommerzielle Auswertung außerhalb Russlands.
Jagd auf einen Unsichtbaren (1992): Science-Fiction-Crime-Comedy von John Carpenter
OT: Memoirs of an Invisible Man
Nick Halloway (Chevy Chase) handelt mit Aktien und bindet sich lieber an Zahlen als an Menschen. Während er eines Tages in der Laboranlage eines Kunden ein Nickerchen macht, führt eine Fehlfunktion im Hauptrechner dazu, dass das Gebäude unsichtbar wird – und Nick blöderweise gleich mit. Ab jetzt ist der Unsichtbare im Fadenkreuz der Behörden. Und vor allem der CIA-Bluthund David Jenkins (Sam Neill) sieht in dem ungewöhnlichen Zustand Nick großes Potential für die Spionage.
Regisseur John Carpenter erzählte in einem Interview mit Mandatory von den schwierigen Produktionsbedingungen des Films. Während Hauptdarsteller Chevy Chase sich vom Comedy-Image entfernen wollte, forcierte Warner Bros genau dieses. Darsteller Sam Neill übernahm nur zwei Jahre später die Hauptrolle in John Carpenters Horrorfilm Die Mächte des Wahnsinns.
Hollow Man – Unsichtbare Gefahr (2000): Wenn aus Grusel Horror wird
OT: Hollow Man
In einem Labor forscht ein Team an einem Mittel für Unsichtbarkeit. Dem leitenden Forscher Sebastian Caine (Kevin Bacon) sind Tiere jedoch zu wenig. Er leitet den Selbstversuch ein – erfolgreich. Schnell kostet er die Vorteile der Anonymität aus, neckt zunächst seine Kollegen, belästigt schon bald eine Nachbarin und veranstaltet kurz darauf ein Blutbad.
Paul Verhoevens Hollow Man (etwa „hohler Mann“) war ein finanzieller Erfolg, wurde von der Kritik zerrissen, für seine bahnbrechenden Effekte gelobt und trieb den Regisseur in eine Depression.
Die 2006 erschienene Fortsetzung Hollow Man 2 wurde einfach ignoriert, referenziert jedoch H.G. Wells Original-Geschichte wesentlich deutlicher. So heißt der Antagonist hier Griffin und auch der finale Kampf und der Tod durch einen Schaufelschlag erinnern stark an die Vorlage.
Der Unsichtbare (2020): Moderne Adaption als minimalistischer Psychothriller
Die aktuelle Adaption des Stoffes, inszeniert nicht in erster Linie den Unsichtbaren, sondern dessen Opfer: Cecilia (Elisabeth Moss). Diese wird von dem Unsichtbaren bedroht – so richtig glauben will ihr das allerdings niemand. Zumal die einzige Person, die als Unsichtbarer infrage kommt, eigentlich tot ist.
Autor und Regisseur Leigh Whannell hat den Über-Mythos von Der Unsichtbare vom Staub der Jahre befreit. Dementsprechend lebt die Geschichte nicht von der eigentlichen Unsichtbarkeit, sondern von dem Psychothriller, der diesem Zustand innewohnen kann. Warum uns der Film gefallen hat, erfährst Du übrigens in der featured-Filmkritik zu Der Unsichtbare.
Welche Filme und Serien mit dem Unsichtbaren lässt Du Dir nicht entgehen? Wir freuen uns auf Deine Ideen in den Kommentaren.
Titelbild: © Universal Studios