Szene aus Clark auf Netflix
© Eric Broms / Netflix
Vier luftig bekleidete Maklerinnen
Gru und die Minions
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Clark auf Netflix: Die wahre Geschichte von Schwedens berühmtestem Bankräuber

Seit dem 5. Mai 2022 läuft auf Net­flix „Clark”, die sech­steilige Minis­erie über einen der berühmtesten Ver­brech­er Schwe­dens: Clark Olof­s­son. Aber wer ist Clark Olof­s­son über­haupt und was hat er mit dem soge­nan­nten Stock­holm-Syn­drom zu tun? Erfahre hier die wahre Geschichte hin­ter „Clark”.

Char­mant, unkon­ven­tionell und mit allen Wassern gewaschen: Bill Skars­gård spielt den Bankräu­ber Clark Olof­s­son als sym­pa­this­chen Draufgänger und Frauen­helden. Wer von der Net­flix-Serie allerd­ings ein trock­enes Biopic erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. „Clark” erin­nert mit dem Voice-Over eher an „Dead­pool” als an nüchternes True Crime.

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Kein Wun­der, dass die Minis­erie bere­its die Net­flix-Top-Ten gestürmt hat. Aber wie genau hält sie sich an die Fak­ten? Wir schauen hin­ter die berühmte Geisel­nahme von Stock­holm 1973 und Clark Olof­s­sons „Kar­riere” als Ver­brech­er.

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Wer war Clark Olofsson wirklich?

Clark Olof­s­son wird 1947 im schwedis­chen Troll­hät­tan geboren. Seine Eltern haben Sucht­prob­leme und sein Vater ver­lässt die Fam­i­lie, als Clark elf Jahre alt ist. In der Folge wird seine Mut­ter krank und Clark lan­det in ver­schiede­nen Pflege­fam­i­lien.

Mit 14 fährt er zur See, mit 16 wird er das erste Mal straf­fäl­lig. Mit 19 Jahren muss der junge Ein­brech­er seine erste Gefäng­nis­strafe absitzen, nach­dem er unter anderem zwei Polizis­ten attack­iert hat. Es gelingt ihm, aus dem Gefäng­nis auszubrechen – was nicht der let­zte Aus­bruch bleiben soll. Unglaubliche 17 Mal entkommt er im Laufe seines Ver­brecher­da­seins dem Knast.

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Ende der 60er-Jahre wird Olof­s­son zu einem der bekan­ntesten Ver­brech­er Schwe­dens, dank mehrerer Coups mit viel Medi­en­präsenz. Sein gutes Ausse­hen und sein Charme machen ihn bei den Frauen beliebt. Seine selb­st­sichere Art bringt ihm sog­ar bei der Polizei Respekt ein, die ihn bei seinen zahlre­ichen Ver­haf­tun­gen in der Regel gut behan­delt.

1966 wird Clark Olof­s­son zu acht Jahren Haft verurteilt, nach­dem er bei einem Über­fall einen Polizis­ten angeschossen hat. Drei Jahre später gelingt ihm erneut die Flucht, die sich zu einem spek­takulären Ver­steck­spiel in ganz Europa entwick­elt. Unter anderem hält sich Olof­s­son auf den Kanarischen Inseln und in Frank­furt am Main auf. Von Travemünde aus wird er sieben Monate später nach Schwe­den zurück­ge­bracht, um seine restliche Strafe abzusitzen.

Im Gefäng­nis lernt er Jan-Erik Ols­son ken­nen, der eben­falls ein Bankräu­ber ist. Eine schick­sal­shafte Begeg­nung, die Fol­gen haben wird.

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Wahre Geschichte von Clark Olofsson – die Geiselnahme

Am Mor­gen des 23. August 1973 stürmt Jan-Erik Ols­son alleine und getarnt die Kred­it­banken am Nor­rmalm­storg in Stock­holm. Er ist auf Freigang, Clark Olof­s­son sitzt zu dem Zeit­punkt noch ein. Ols­son zieht eine Maschi­nen­pis­tole aus der Jacke und schießt auf die Decke, ein Polizeibeamter wird ver­let­zt.

Ols­son nimmt unmit­tel­bar drei weib­liche Geiseln, die alle Angestellte der Bank sind. Seine Forderun­gen: ein Fluchtau­to, drei Mil­lio­nen schwedis­che Kro­nen und die sofor­tige Freilas­sung von Clark Olof­s­son aus dem Gefäng­nis.

Wider Erwarten lässt sich die Polizei auf die Forderun­gen ein. Um 16 Uhr wird Olof­s­son in die Bank gebracht, zusam­men mit einem blauen Ford Mus­tang als Flucht­wa­gen und der Hälfte der geforderten Summe. Clark und Jan ent­deck­en einen weit­eren Bankangestell­ten, der sich ver­steckt hat, mit dem Namen Sven.

Inzwis­chen ist die ganze Kred­it­bank von Polizei umstellt. Vor Ort sind außer­dem zahlre­iche Medienvertreter:innen und die Geisel­nahme wird auf vie­len Kanälen live über­tra­gen.

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Clark auf Netflix – so eskaliert der Bankraub von Stockholm

Die Geisel­nehmer möcht­en die Bank mit den vier Geiseln ver­lassen, was die Polizei jedoch ablehnt. Was beson­ders auf­fällt: Sowohl Clark Olof­s­son als auch Jan-Erik Ols­son sind fre­undlich gegenüber den Geiseln, die ohne Auf­sicht zur Toi­lette geben dür­fen. Es gibt auch keine Fluchtver­suche. Gegenüber der Polizei ver­hält sich Jan, der die Ver­hand­lun­gen führt, jedoch aggres­siv.

Die Geisel­nahme zieht sich in den näch­sten Tag hinein und bekommt nun lan­desweite Aufmerk­samkeit. Jan und Clark erlauben einem Polizeibeamten, die Bank zu betreten, um das Woh­lerge­hen der Geiseln zu über­prüfen. Er stellt fest, dass Geisel­nehmer und Geiseln sehr entspan­nt miteinan­der umge­hen und sich sog­ar beim Vor­na­men nen­nen. Gegenüber der Polizei hinge­gen zeigen sich die Opfer nervös.

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Den Beamten gelingt es schließlich, die sechs Men­schen im Tre­sor­raum der Bank einzus­per­ren. Sie nehmen an, dass die Ver­brech­er kein Inter­esse daran haben, die Geiseln zu ver­let­zen. Die Polizist:innen ver­suchen, Trä­nen­gas durch Deck­en­löch­er in den Tre­sor­raum zu leit­en.

Jan-Erik Ols­son jedoch legt den Geiseln Schlin­gen um den Hals, um sich gegen das Gas abzu­sich­ern. Die Logik dahin­ter: Soll­ten die Geiseln durch das Gas bewusst­los wer­den, wür­den sie durch die Schlinge ster­ben.

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In der Zwis­chen­zeit haben sich die vier Geiseln – Bir­git­ta, Kristin, Elisanet und Sven – voll­ständig mit Jan und Clark sol­i­darisiert. Sie empfind­en kleine Gesten des Ent­ge­genkom­mens offen­bar als Akt der Fre­und­schaft. Als eine der Bankangestell­ten friert, gibt Jan ihr etwa seine Jacke.

Selb­st die Schlin­gen um den Hals empfind­en sie als Lebensver­sicherung gegen die in ihren Augen unberechen­bare Polizei, nicht etwa als Gewal­takt der Bankräu­ber. Als die Beamten Löch­er in die Decke des Gebäudes bohren, um auf die Geisel­nehmer schießen zu kön­nen, dicht­en die Geiseln diese mit zerknüll­tem Papi­er ab. Im Laufe der weit­eren Ver­hand­lun­gen sprechen die Geiseln und Jan abwech­sel­nd mit der Polizei, ihren Fam­i­lien und sog­ar dem schwedis­chen Pre­mier­min­is­ter Olof Palme.

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Im Gespräch mit Palme macht Kristin klar, dass sie sich vom Vorge­hen der Polizei ver­rat­en fühlt und bit­tet ihn, doch ein­fach die Forderun­gen der Ver­brech­er zu erfüllen. Von Jan und beson­ders Clark füh­le sie sich außer­dem beschützt. Sie würde jed­erzeit mit den bei­den das Fluchtau­to besteigen, da sie sich keineswegs bedro­ht füh­le.

Das Phänomen, dass Geiseln Sym­pa­thie für ihre Ent­führer entwick­eln, wird seit dem Bankraub am Nor­rmalm­storg 1973 als Stock­holm-Syn­drom beze­ich­net. Dahin­ter steckt eine extreme psy­chol­o­gis­che Anpas­sung der Geiseln an eine Sit­u­a­tion, in denen ihnen jegliche Kon­trolle genom­men wird.

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Wie geht die Geiselnahme zu Ende?

Am sech­sten Tag der Geisel­nahme eskaliert die Sit­u­a­tion in der Bank, als Jan durch eines der Deck­en­löch­er auf einen Polizis­ten schießt und ihn am Arm und im Gesicht ver­let­zt. Die Polizei leit­et daraufhin Trä­nen­gas in den Tre­sor­raum und Jan ergibt sich.

Die Polizei fordert, dass die Geiseln die Bank zuerst ver­lassen sollen, doch diese weigern sich. Ihre Sorge: Wenn Jan und Clark alleine zurück­blieben, kön­nte die Polizei sie erschießen. Die bei­den Täter gehen daher zuerst und ver­ab­schieden sich her­zlich von Bir­git­ta, Kristin, Elisanet und Sven. Draußen wer­den sie festgenom­men.

Beson­ders bemerkenswert: Nicht nur die Geiseln, son­dern auch die Öffentlichkeit ist während der Dauer der Geisel­nahme auf der Seite der Ver­brech­er. Die Polizei hinge­gen wird für ihre tak­tis­chen Fehler scharf kri­tisiert. Beson­ders das Einsper­ren der Men­schen im Tre­sor­raum wird als Fehler bew­ertet, eben­so das öffentliche Ankündi­gen von Tak­tiken wie beispiel­sweise dem Ein­satz von Trä­nen­gas.

Was macht Clark Olofsson heute und hat er Kinder?

Jan-Erik Ols­son wird nach der Geisel­nahme von Stock­holm zu zehn Jahren Haft verurteilt. Im Gefäng­nis bekommt er viele Briefe von Bewun­derin­nen. Er sucht außer­dem die Aussprache mit den Geiseln und der Öffentlichkeit und zeigt tiefe Reue für seine Tat. Er wird nicht mehr straf­fäl­lig und zieht später nach Thai­land, wo er heiratet und ein Kind bekommt. 2013 kehrt er wieder nach Schwe­den zurück.

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Clark Olof­s­son kann vor Gericht hinge­gen glaub­haft machen, dass er nicht aktiv in den Bankraub involviert gewe­sen sei und vor Ort nur ver­sucht habe, die Sit­u­a­tion zu beruhi­gen. Er geht den­noch ins Gefäng­nis zurück, um seine Rest­strafe abzusitzen.

Die ehe­ma­lige Geisel Kristin Enmark hält die ganze Zeit aktiv Kon­takt zu ihm, auch dann, als er wieder aus dem Knast flieht. Die bei­den haben möglicher­weise eine vorüberge­hende Beziehung. Clark Olof­s­son wird immer wieder straf­fäl­lig, lan­det im Gefäng­nis und flieht vor der Polizei. 1976 heiratet er im Gefäng­nis die Bel­gierin Mar­ijke Demuynck. 1991 ändert er seinen Namen zu Daniel Demuynck und nimmt die bel­gis­che Staats­bürg­er­schaft an.

2018 wird Olof­s­son das let­zte Mal aus dem Gefäng­nis ent­lassen, nach ein­er neun­jähri­gen Haft­strafe wegen schw­er­er Dro­gen­de­lik­te. Sei­ther ist er nicht mehr auf­fäl­lig gewor­den. Clark Olof­s­son lebt heute in Schwe­den und ist Vater von ins­ge­samt sechs Kindern.

Kan­ntest Du die wahre Geschichte von Clark Olof­s­son schon vor der Net­flix-Serie? Und was hältst Du von der Umset­zung der Geschichte? Schreibe uns gerne Deine Mei­n­ung in einem Kom­men­tar!

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