Tahar Rahim als Charles Sobhraj in Die Schlange
© Mammoth Screen Ltd - Photographer: Roland Neveu
Vier luftig bekleidete Maklerinnen
Gru und die Minions
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Die Schlange: Die wahre Geschichte des Mörders und Betrügers Charles Sobhraj

Wenn jemand Stoff für eine span­nende Krim­igeschichte liefert, dann Charles Sobhraj aka Biki­ni-Killer aka Die Schlange. Anfang April startete die Serie „Die Schlange“ bei Net­flix. Wir haben die wahre Geschichte der Titelfig­ur genau unter die Lupe genom­men.

Krim­i­nalgeschicht­en, die auf wahren Begeben­heit­en beruhen, ste­hen bei Net­flix hoch im Kurs. Neben den beliebten True-Crime-Dokus fällt auch die Serie „Amer­i­can Crime Sto­ry“ in diese Kat­e­gorie. Sie beschäftigt sich zum Beispiel in der ersten Staffel mit den Geschehnis­sen und dem Prozess rund um O. J. Simp­son.

Ganz ähn­lich funk­tion­iert auch „Die Schlange“: Die Serie startete am 2. April auf Net­flix und erzählt die wahre Geschichte des Serien­mörders Charles Sobhraj, dem berüchtigten Biki­ni-Killer, auch genan­nt Die Schlange. Gespielt wird er von Tahar Rahim, der vor allem aus dem franzö­sis­chen Krim­idra­ma „Ein Prophet“ bekan­nt ist. Wir knipsen die Taschen­lampe an und beleucht­en die realen Ereignisse hin­ter der Geschichte.

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Charles Sobhraj: Seine ersten 25 Jahre

Hatc­hand Bhao­nani Guru­mukh Charles Sobhraj wurde am 6. April 1944 in Viet­nam geboren und wuchs in Frankre­ich auf. Seine wahre krim­inelle Geschichte begann in der Jugendzeit: Sobhraj ver­büßte seine erste Haft­strafe im Alter von 19 Jahren. Und schon damals zeigte sich, warum er sich später den Spitz­na­men Die Schlange ver­di­ente: Er soll die Wärter manip­uliert haben, damit er im Knast ein besseres Leben führen kon­nte.

Tat­säch­lich wirkt das Leben von Sobhraj in viel­er­lei Hin­sicht wie die Geschichte aus einem Drehbuch: Während seines ersten Gefäng­nisaufen­thalts lernte er Felix d‘Escogne ken­nen und lieben. Also zog er nach sein­er Ent­las­sung zu ihm und pen­delte vor­erst zwis­chen dem ver­brecherischen Zwielicht und der Paris­er High Soci­ety. Danach machte er Bekan­ntschaft mit der kon­ser­v­a­tiv erzo­ge­nen Chan­tal Com­pagnon, die er nach ein­er erneuten Haft­strafe heiratete.

Das Ehep­aar (sie war inzwis­chen schwanger) siedelte 1970 nach Asien um. Dort frönte Sobhraj sein­er krim­inellen Lei­den­schaft, indem er ein Busi­ness rund um Schmuggel und Autodieb­stahl auf­zog. Gle­ichzeit­ig ver­fiel er der Spiel­sucht, die er mit seinen Geschäft­sein­nah­men finanzierte.

Um ein­er weit­eren Ver­haf­tung zu ent­ge­hen, ver­ließ Sobhraj seine Frau und sein Kind eines Tages und floh in den Iran. In der Folge führte ihn seine Flucht, für die er zehn ver­schiedene Pässe benutzte, durch unter­schiedliche Län­der. Bis er in Athen erneut ver­haftet wurde.

Doch dieser Zus­tand sollte nicht lange anhal­ten, denn erneut zeigte Charles Sobhraj sein wahres Gesicht als Schlange. Fol­gende Geschichte kur­siert rund um eines sein­er vie­len beein­druck­enden Flucht­szenar­ien: Als er in Athen mit einem Kranken­wa­gen ins Kranken­haus gebracht wurde, erzeugte er Qualm im hin­teren Teil des Wagens, in dem er sich befand. Als der Rauch nach außen drang und den Fahrern auffiel, mussten sie natür­lich nach­se­hen. Sobald sie die hin­teren Türen öffneten, nutzte Sobhraj das Über­raschungsmo­ment und entkam.

Charles Sobhraj fälscht Pässe für seine Flucht

Sobhraj (hier in der Serie gespielt von Tahar Rahim) gab sich größte Mühe, nie erwis­cht zu wer­den – und fälschte sog­ar seine Pässe. — Bild: Mam­moth Screen Ltd - Pho­tog­ra­ph­er: Roland Neveu

Die Schlange: Wahre Geschichte eines Mörders

Im Anschluss an seine Flucht in Athen erre­icht­en die Tat­en von Sobhraj ihren bit­teren Tief­punkt. Zusam­men mit sein­er neuen Part­ner­in Marie-Andrée Leclerc, die er in Thai­land ken­nen­gel­ernt hat­te, verabre­ichte er seinen Opfern Dro­gen, um sie zu bestehlen. Eben­falls involviert waren sein dama­liger Kumpane Ajay Chowd­hury und andere Beteiligte. Rand­no­tiz: Chowd­hury ver­schwand nach einem Juwe­len-Coup in Malaysia. Er war (und ist bis heute) wie vom Erd­bo­den ver­schluckt – oder von der Schlange?

Im Jahr 1975 wurde dann der Leich­nam von Tere­sa Knowl­ton im Golf von Thai­land gefun­den. Sie trug nichts als einen Biki­ni und gilt als das erste Mor­dopfer von Sobhraj. Auf diese Weise erlangte er seinen zweit­en Spitz­na­men: Biki­ni-Killer. Als später ver­bran­nte Leichen in Kath­man­du auf­taucht­en, hat­te die lokale Polizei Sobhraj bere­its im Visi­er. Doch er entwischte ihnen, woraufhin Inter­pol in die Ermit­tlun­gen ein­stieg. Plöt­zlich war Die Schlange ein­er der weltweit meist­ge­sucht­en Ver­brech­er.

Jenna Coleman und Tahar Rahim in Die Schlange

Marie Andreé-Leclerc (in der Serie: Monique, gespielt von Jen­na Cole­man) und Charles Sobhraj beg­in­gen zusam­men zahlre­iche Ver­brechen. — Bild: Mam­moth Screen Ltd - Pho­tog­ra­ph­er: Roland Neveu

Der berühmteste Schau­platz der Ver­brechen von Charles Sobhraj und seinem höri­gen „Team“ war Südostasien. Dort sucht­en sie sich ihre Opfer auf dem soge­nan­nten Hip­pie-Trail – ein­er Route, auf der zur dama­li­gen Zeit viele Ruck­sack­touris­ten über Land von Europa nach Südasien reis­ten.

Regel­recht skan­dalös wurde es im März 1976, als die Gruppe rund um Sobhraj nach Bangkok reiste und die thailändis­che Polizei sie nach einem Ver­hör freiließ – ange­blich, weil die Behör­den in einem möglichen Mord­prozess ein Risiko für den Touris­mus sahen.

Die wahre Geschichte der Schlange nahm ein Ende

In den späten Siebzigern befasste sich dann der hol­ländis­che Diplo­mat Her­man Knip­pen­berg mit dem Fall Sobhraj. Knip­pen­berg war maßge­blich an der Bewe­is­führung gegen den Mörder und Betrüger beteiligt. Gegenüber der britis­chen Zeitung The Inde­pen­dent erzählte er unter anderem, dass Charles Sobhraj beina­he glaubte, unbe­sieg­bar zu sein, da er mit so vie­len Tat­en so ein­fach davongekom­men war. Seine speziellen „Fähigkeit­en“ (Betrug und Erpres­sung) hät­ten ihm ange­blich auch seine vie­len Haftzeit­en erle­ichtert – er soll zum Beispiel an einen Fernse­her und besseres Essen gekom­men sein.

Im Juli des Jahres 1976 nah­men die Gräueltat­en ein Ende, als Sobhraj zusam­men mit Leclerc und anderen Kom­plizen ver­haftet wurde. Sie hat­ten kurz vor einem gigan­tis­chen Coup ges­tanden: In einem Hotel in Neu-Del­hi woll­ten sie mehr als 30 Stu­den­ten vergiften, um sie zu berauben. Doch der Schwindel flog auf und sie wur­den über­wältigt.

Billy Howle als Herman Knippenberg in Die Schlange

Hart­näck­i­gen Ermit­tlern wie Her­man Knip­pen­berg (gespielt von Bil­ly Howle) ist es zu ver­danken, dass Die Schlange gefasst wurde. — Bild: Mam­moth Screen Ltd - Pho­tog­ra­ph­er: Roland Neveu

Nach sein­er Verurteilung in Neu-Del­hi saß Sobhraj bis 1997 im Gefäng­nis. In dieser Zeit zeigte sich erneut das ganze Aus­maß seines eiskalt berech­nen­den Charak­ters: Um länger im indis­chen Gefäng­nis zu bleiben, weil er in Thai­land sehr wahrschein­lich hin­gerichtet wor­den wäre, floh er zunächst und ließ sich Wochen später mehr oder weniger bewusst wieder fassen. Während sein­er ver­längerten Gefäng­nis­strafe in Indi­en lief der thailändis­che Haft­be­fehl aus.

Nach der Haft zog es ihn zurück in seine Heimat – genauer nach Paris. Dort nutzte er das große Inter­esse der Medi­en an sein­er Per­son aus, führte teure Inter­views und verkaufte sog­ar die Film­rechte an sein­er wahren Geschichte, heißt es. 2003 reiste er nach Nepal, wo es zu ein­er erneuten Ver­haf­tung kam. Das Urteil: lebenslänglich. Eine wirk­lich film­reife Reise durch die Welt, ihre Gefäng­nisse und men­schliche Abgründe.

Apro­pos film­reif: Die wahre Geschichte der Schlange erschien bere­its 2015 als Bol­ly­wood-Thriller unter dem Titel „Main Aur Charles“.

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Die vielen Seiten des Charles Sobhraj

So schillernd sein Leben auch war – Sobhraj beließ es nicht bei Trick­be­trügereien wie in unter­halt­samen Sto­rys à la „Ocean’s Eleven“. Er war auch ein eiskalter Killer. Daher wird es span­nend, wie die BBC die wahre Geschichte der Schlange umge­set­zt hat. Ins­beson­dere im Hin­blick auf die vie­len Morde, die er began­gen hat.

Trotz all sein­er grauen­vollen Tat­en scheint es, als wür­den einige Men­schen den Biki­ni-Killer ger­adezu bewun­dern. Beispiel­sweise postete der Arzt, der Sobhraj 2017 am Herzen operierte, ein Self­ie mit ihm und schrieb dazu: „Ja, er hat ein Herz“.

Sobhraj sieht sich selb­st erwartungs­gemäß anders. Er geht offen­bar wie selb­stver­ständlich davon aus, dass er wie jed­er nor­male Men­sch ein Herz hat. Schließlich habe er nach eigen­er Aus­sage „nie gute Men­schen umge­bracht“.

Magst Du Ver­fil­mungen von wahren Geschicht­en wie Die Schlange? Wir sind ges­pan­nt auf Deinen Kom­men­tar.

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