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Der Boandlkramer und die ewige Liebe in der featured-Filmkritik: Tot, aber glücklich
Im bayerischen Land sammelt der Tod die Seelen ein und verliebt sich plötzlich in eine Sterbliche. Sein Gegenspieler, der Teufel, wittert die Chance für einen großen Deal. Welchen, siehst Du ab sofort per Streaming. Ob die Volkstümelei etwas taugt, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“.
Der Boandlkramer und die ewige Liebe ist zwar keine direkte Fortsetzung, aber nach „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ bereits der zweite Film mit Michael ‚Bully’ Herbig als bayerischer Sensenmann, auch genannt der Boandlkramer. Wir sehen tatsächlich eine Verbesserung zum ersten Film, sind aber noch nicht recht überzeugt.
Den Film kannst Du ab sofort bei Amazon Prime streamen. Das geht unkompliziert auch via GigaTV, nämlich mit der Prime Video-App, die ab sofort auf der GigaTV Cable Box 2 vorinstalliert ist.
Der Boandlkramer und die ewige Liebe: Der Sensenmann auf Wolke sieben
Der Boandlkramer (Michael ‚Bully’ Herbig) sammelt seit eh und je die Seelen der Verstorbenen ein. Als der kleine Maxl (Josef Staber) eigentlich bei einem Unfall ums Leben kommen soll, verguckt sich der Tod plötzlich in Maxls Mutter Gefi (Hannah Herzsprung). Der Bub bleibt am Leben, der Tod ist verliebt – aber diese Sekunde Mitleid löst im Himmel und in der Hölle das reinste Verwaltungschaos aus. Als der Boandlkramer dem Teufel (Hape Kerkeling) von seiner Liebe zu Gefi erzählt, sieht der die Gelegenheit, den sonst so zuverlässigen Seelensammler vom rechten Pfad abzubringen.
Ohne Experimente – Part I: Ein Bully für alle Fälle
Man muss bayerische Volkstümelei schon sehr mögen, um Der Boandlkramer und die ewige Liebe uneingeschränkt genießen zu können. Dorfleben, Kneipenstimmung, Trachten. Dazwischen Bully Herbig als Sensenmann, der in puncto Dialekt und Schauspiel natürlich an diverse Bullyparade-Figuren erinnert – Slapstick und Grimassen inklusive. Wer damals Spaß an Bullys Figuren aus „Der Schuh des Manitu“ oder „Traumschiff Surprise“ hatte, schmunzelt beim Boandlkramer womöglich häufiger als andere.
Andere Zuschauer:innen sind vielleicht leicht genervt, wenn in Dialogen jede Frage, jede Aussage und überhaupt jeder gesprochene Satz mit großen Augen und viel Grimasse unterstrichen werden. Zumal wir Bully zutrauen würden, mit weniger Mimik oder Körpereinsatz glaubhaft und eindringlicher zu spielen. Genau genommen ist das aber Regisseur Joseph Vilsmaier geschuldet. Der inszeniert sein Filmbayern nach gewohnter Art und ohne Experimente – urig, schrullig und liebenswert. So, wie er es schon im ersten Boandlkramer-Film „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ getan hat.
Ohne Experimente – Part II: Einerlei im Storybrei
Die Besetzungsliste um Bully herum lässt sich sehen. Hannah Herzsprung spielt ihre Gefi selbstbewusst. Ansonsten bleibt ihre Figur aber gesichtslos. Herzsprung steckt in einem Klamauk-Drehbuch fest, das nicht so recht weiß, wohin es mit seinen Figuren will. Was möchte der Teufel eigentlich und warum musste es eine Musicalnummer mit Hape Kerkeling geben? Rick Kavanian liefert hübsche Dialekte als Verwaltungsbeamter im Himmel ab, aber hat diese Figur noch einen Zweck? Eine richtige Motivation verfolgt nur die Hauptfigur, der Boandlkramer selbst. Der kauft sich etwas Lebenszeit ein, um seine Gefi zu umwerben, dafür vergisst er, Seelen einzusammeln.
Bei den restlichen Figuren entsteht der Eindruck, man hätte in einen Schauspielerpool bekannter Namen gegriffen, dabei Leute wie Götz Otto erwischt und sie irgendwie im Film unterbekommen – egal wie sinnig oder unsinnig es ist. Bloßes Füllmaterial, das für sich selbst genommen weder jung noch alt richtig zu begeistern weiß.
Warum einige Figuren und Szenen von Nöten sind, erschließt sich nicht vollständig. Das ändert nichts daran, dass über die Laufzeit hinweg herzliche Momente mit bekannt talentierten Gesichtern stattfinden.
Der Boandlkramer und die ewige Liebe: Auf dem richtigen Weg
Der Boandlkramer und die ewige Liebe transportiert einen urdeutschen Klamauk-Film, der fast etwas aus der Zeit gefallen wirkt. Für junge Zuschauer:innen mag Bullys Performance allein nicht zur Belustigung ausreichen; für erwachsenes Publikum hingegen könnte es zu altbacken wirken. Trotzdem gefällt uns der Film deutlich besser als der Vorgänger Die Geschichte vom Brandner Kaspar. Wir wünschen uns still und heimlich einen dritten Film, mit der Hoffnung, dass er dann so richtig zündet.
Der Boandlkramer und die ewige Liebe
Originaltitel: | Der Boandlkramer und die ewige Liebe |
Genre: | Komödie / Fantasy |
Start: | 14. Mai 2021 (Amazon Prime) |
Laufzeit: | 87 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Regie: | Joseph Vilsmaier |
Drehbuch: | Ulrich Limmer, Marcus H. Rosenmüller, Michael Bully Herbig |
Vorlage: | „Boandlkramer“, volkstümliche bayerische Personifikation des Todes |
In welcher Rolle gefällt Dir Bully am besten? Wir freuen uns auf Deine Favoriten in den Kommentaren.