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Essstörungen, Bulimie & Co.: 4 bewegende Filme über Magersucht
Essstörungen sind ein sensibles Thema. Fast ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland zeigt Anzeichen einer Essstörung. Auch die Filmindustrie hat sich dieser Thematik angenommen. Wir empfehlen 4 Filme über Magersucht, die sich sensibel mit der Krankheit auseinandersetzen.
Die Magersucht, in der medizinischen Fachsprache als Anorexia nervosa bezeichnet, ist eine Form der Essstörung, zu der auch die Bulimie zählt. Dabei haben Betroffene ein gestörtes Körperbild und verweigern aus Furcht vor Gewichtszunahme die Nahrung.
Got that #fridayfeeling? Why not take two minutes to sign our petition calling for adult waiting times? #eatingdisorders #nhs https://t.co/gdBso68frr pic.twitter.com/cQMRWROk40
— Beat (@beatED) November 16, 2018
Alarmierend sind die statistischen Zahlen. Laut dem Statistik-Portal statista.com zeigten im Jahr 2006 35,2 Prozent der 16-jährigen Mädchen in Deutschland Hinweise auf eine Essstörung. 2015 gab es in Deutschland 75 Todesfälle, die sich auf eine Essstörung zurückführen ließen. Die Zahlen sind seit den 1990er-Jahren gestiegen.
Die Ursachen für Essstörungen sind vielschichtig, selten ist nur ein Faktor ausschlaggebend. Das medial und gesellschaftlich verbreitete Schlankheitsideal, familiäre Probleme, psychische Bedingungen wie ein geringes Selbstwertgefühl, aber auch genetische Voraussetzungen gelten heute als wahrscheinlichste Ursachen der Magersucht.
Die verschiedenen Facetten der Krankheit werden in einigen Filmen dargestellt, mal mehr, mal weniger plausibel. 4 Filme, die sich dem Thema angemessen nähern, stellen wir wir dir vor.
To the Bone: Kontroverser Film über Magersucht im Stream bei Netflix
Mit To the Bone sorgte Netflix nach Serie über das Teenager-Mädchen Hannah Baker und die Darstellung ihres Selbstmordes. To the Bone erzählt die Geschichte der 20-jährigen Ellen (Lily Collins), die magersüchtig ist und in ihrer Therapie bei Dr. William Beckham (Keanu Reeves) andere Betroffene mit Essstörungen kennenlernt.
Kritiker warfen Netflix vor, Magersucht im Film zu verharmlosen und teilweise unrealistisch darzustellen. Ärzte warnten davor, dass To the Bone Anreiz zum Nachahmen geben könnte. Allerdings zeigt die Netflix-Produktion doch auch hässliche Szenen aus dem Leben der Protagonistinnen. Hauptdarstellerin Lily Collins und Regisseurin Marti Noxon litten früher selbst an Magersucht. Collins hungerte sich – unter ärztlicher Aufsicht – auf das passende Gewicht für To the Bone.
Genug Angriffsfläche bietet der Film damit auf jeden Fall. Aber das dürfte wohl bei jedem sensiblen Thema der Fall sein. Zeit-Kritikerin Nora Burgard-Arp hebt in ihrem Fazit den neuen Ansatz von To the Bone hervor:
To the Bone richtet sich eben weniger an Betroffene als vielmehr an all diejenigen, die die Magersucht missverstehen oder tabuisieren. Und damit liefert der Film einen guten und überaus wichtigen Beitrag, um das Bild der Krankheit in unserer Gesellschaft zu hinterfragen. Und eines ist sicher: Dieser Film allein treibt völlig gesunde Menschen genauso wenig in die Magersucht, wie gewaltsame Computerspiele allein völlig gesunde Kinder zu Amokläufern machen.
To the Bone ist bei Netflix verfügbar (Link zur Anzeige).
Vincent will Meer: Guter deutscher Film über Essstörungen und mehr
Der Spagat zwischen einem sensiblen Thema und einer klassischen Komödie gelang Regisseur Ralf Huettner (Voll normaaal) 2010 mit dem deutschen Spielfilm Vincent will Meer perfekt. Hier brechen der tourettekranke Vincent (Florian David Fitz), der Zwangsneurotiker Alexander (Johannes Allmayer) und die magersüchtige Marie (Karoline Herfurth) aus ihrer Therapie-Klinik aus, um gemeinsam nach Italien zu reisen.
Verfolgt von Vincents Vater (Heino Ferch) und Therapeutin Frau Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau) entwickelt sich in Vincent will Meer ein unterhaltsamer Roadtrip, der auch die ernsten Aspekte der dargestellten Krankheiten sensibel und angemessen thematisiert.
Vor allem die schauspielerischen Leistungen von Fitz (Männerherzen), der auch das Drehbuch schrieb und derzeit im neuen Schweighöfer-Hit 100 Dinge zu sehen ist, und Herfurth (Fack ju Göhte) stießen bei den Kritikern auf positive Resonanz.
Weniger Anklang fanden die teilweise klischeehaften Darstellungen - vor allem von Allmayer. Die Deutsche Film- und Medienbewertung verlieh Vincent will Meer das Prädikat Besonders wertvoll. Zudem wurde der Film 2011 beim deutschen Filmpreis als bester deutscher Film ausgezeichnet. Fitz erhielt für seine Rolle 2010 den Bambi und 2011 ebenfalls den deutschen Filmpreis.
Vincent will Meer ist bei Maxdome und Sky verfügbar (Links zu Anzeigen).
Keine Sorge, mir geht’s gut
Der französische Film Keine Sorge, mir geht’s gut ist hauptsächlich ein wirklich spannender Thriller mit allerlei Verwirrungen und überraschenden Wendungen. Protagonistin Lili, gespielt von Mélanie Laurent (Inglourious Basterds), leidet an Magersucht und kehrt nach den Sommerferien zu ihrer Familie zurück. Allerdings stellt sie schnell fest, dass ihr Zwillingsbruder Loïc ihr Elternhaus nach einem Streit mit seinem Vater (Kad Merad) verlassen hat.
Nach neun Monaten erhält Lili einen Brief von ihrem Bruder und kommt dadurch einem Familiengeheimnis auf die Spur.
Keine Sorge, mir geht’s gut basiert auf dem gleichnamigen Buch von Autor Olivier Adam. Laurent und Merad erhielten für ihre Darstellungen jeweils einen César, die höchste französische Filmauszeichnung.
Keine Sorge, mit geht’s gut ist bei Maxdome verfügbar (Link zur Anzeige).
Delicious – Liebe geht durch den Magen
Die britische Dramedy Delicious – Liebe geht durch den Magen erzählt die Geschichte des gerade aus dem Gefängnis entlassenen Jacques (Nico Rogner), dessen größtes Talent das Kochen ist. Als er im Londoner Restaurant des Starkochs Victor Ellwood (Adrian Scarborough) anheuert, lernt er auch Stella (Louise Brealey), die in der Wohnung unter ihm wohnt, kennen. Stella leidet unter Magersucht. Also macht Jacques es sich zur Aufgabe, die junge Frau mit seinen Kochkünsten zu heilen.
Als Independent-Film erlangte Delicious – Liebe geht durch den Magen kaum mediale Aufmerksamkeit. Kritiker lobten aber vor allem die schauspielerischen Leistungen, allen voran die von Louise Brealey, die ihr als Molly aus der Serie Sherlock mit Benedict Cumberbatch kennen dürftet. Claire Webb von der britischen Wochenzeitschrift Radio Times zieht ein positives Fazit:
Der Film mag leicht und etwas vorhersehbar sein, packt aber mit überraschender Schlagkraft – vor allem dank Brealeys beklemmender Darstellung von Stella.
Delicious – Liebe geht durch den Magen ist bei Maxdome verfügbar (Link zur Anzeige).