Karriere
Working Parents bei Vodafone – Interview mit Teilzeitvater Holger Janosch
Papa schaukelt das Kind, Mama verdient Geld: Für Holger Janosch und seine Frau Brigitta war das eine ganz pragmatische Überlegung, als vor zwölf Jahren Sohn Paul geboren wurde. Ist das ein Familienmodell mit Zukunft? Wie sieht ein familien- und vor allem väterfreundlicher Arbeitsplatz aus? Wir haben mit Holger über seine Erfahrungen als Voll- und Teilzeitvater gesprochen.
Gut jeder dritte Vater entscheidet sich heute für Elternzeit. Die Ernüchterung folgt aber auf dem zweiten Blick: Während Mütter im Durchschnitt mehr als ein Jahr Elterngeld beziehen, sind es bei den Vätern nur knapp drei Monate. Familie Janosch zeigt, dass es auch anders geht: Holger Janosch ist Customer Operations Manager bei Vodafone, Kernmitglied des Väternetzwerks und Vater von Paul (12 Jahre), für den er ganze drei Jahre in Elternzeit ging. Warum und wie das funktionierte, erzählt er uns im Interview.
Holger, vor der Geburt von Paul hattest Du ebenso wie Deine Frau eine Vollzeitstelle. Warum hast Du Dich für eine berufliche Auszeit entschieden?
Das hat sich ergeben. Als meine Frau schwanger wurde, hat sie gerade ein großes Projekt geleitet. Für uns war von vornherein klar war, dass einer in den ersten Jahren für das Kind da sein wird. Da meiner Frau ihr aktuelles Projekt sehr am Herzen lag, haben wir uns deshalb bewusst dazu entschieden, dass ich zu Hause bleibe. Als Referentin verdiente sie gut – da hatten wir das Glück, auf ein Gehalt verzichten zu können. 2005 gab es ja noch kein Elterngeld.
Bei den drei Jahren Elternzeit blieb es aber nicht. Wie ging es für Dich beruflich weiter?
2008 habe ich wieder mit 20 Wochenstunden angefangen zu arbeiten, also fünf Tage je vier Stunden mit gleitenden Arbeitszeiten. Das war super, weil ich Paul so in der Eingewöhnungsphase der Kita begleiten konnte. Ich habe ihn morgens in die Kita gebracht, bin ins Büro gefahren und habe den Kleinen am frühen Nachmittag wieder abgeholt, sodass wir den Rest des Tages zusammen hatten. Ab 2011 gab es dann bei Vodafone die Flex-Office-Möglichkeit, so dass ich 25 Prozent der Arbeitszeit zu Hause war. 2014 habe ich dann auf 25 Wochenstunden erhöht und konnte meine Arbeitszeit nach Absprache flexibel aufteilen, wie es gerade notwendig war. In der Regel war ich dann drei Tage am Campus und zwei Tage im Home-Office.
Dass Väter für so lange Zeit beruflich zurücktreten, ist auch im Jahr 2018 leider noch keine Selbstverständlichkeit. Wie reagierte damals Dein Umfeld?
Im Freundes- und Familienkreis gab es durchweg positive Reaktionen. Im gesellschaftlichen Umfeld merkte man schon eine gewisse Skepsis. Ich habe in Elternzeit viel mit Paul unternommen und so ziemlich alle Angebote der frühkindlichen Erziehung ausprobiert, die es gab – von Babyschwimmen bis Mini-Club. Da ist man als Vater ziemlich alleine unter Müttern. Es fiel schon auf, dass einige Leute mit dem Familienbild und Elternzeit-Modell, das wir hatten, nicht wirklich etwas anfangen konnten.
Hat sich daran seither etwas geändert?
Ich denke schon. Mittlerweile gibt es mehr Väter, die Elternzeit nutzen. Und es gibt mehr Väter wie mich, die mit diesem Modell hausieren und darüber sprechen. Denn nur so etabliert sich sowas. Gerade bei Vodafone merkt man, dass viele Leute für solche Themen aufgeschlossener sind, weil es Möglichkeiten gibt, aktiv und offen darüber zu sprechen. Das gilt auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel Vielfalt und LGBT. Wir haben unterschiedliche Netzwerke, die solche Themen nach außen tragen und für den internen Austausch sorgen.
Du bist auch selbst als Kernmitglied des Väternetzwerks bei Vodafone aktiv. Was macht ihr genau?
Es ist ein bundesweites Netzwerk. Wir sind vier Kernmitglieder und haben bei Vodafone die „Yammer-Gruppe“ eingerichtet. Die hat momentan 214 eingetragene Mitglieder. Das ist eine Art soziales Netzwerk, in dem wir uns über verschiedene Themen austauschen, Informationen streuen oder Termine und Treffen ankündigen. Die Yammer-Gruppe ist für alle Väter bei Vodafone offen, so dass auch Mitarbeiter von anderen Standorten teilnehmen können. Ein Großteil unserer aktiven Mitglieder konzentriert sich aber auf den Campus. Hier organisieren wir etwa einmal im Monat themenspezifische Veranstaltungen – teilweise auch zusammen mit dem Mütternetzwerk. Das sind freiwillige Angebote, die auch mal in der Mittagspause stattfinden. Da kommen dann mal zehn, mal 30 Leute zusammen.
Worüber redet ihr bei diesen Treffen? Oder welche Themen bewegen die Yammer-Väter?
Das ist breit gefächert. Von Impfungen bis zur Frage „Wie finde ich die weiterführende Schule für mein Kind?“ Das Schöne ist ja, dass wir am Campus mehrere Netzwerke und Experten für verschiedene Themen haben, zum Beispiel einen Betriebsarzt, der dann etwas über Impfungen erzählen kann. Was immer gefragt ist, ist das Thema Digitale Erziehung. Dazu könnten wir fast monatlich Leute einladen, die über neue Sicherheitsmechanismen oder Vodafone-Produkte für Kinder erzählen. Da gibt es ständig neue Informationen, über die man sich austauschen kann.
Warum ist so eine firmeninterne Austauschmöglichkeit vor allem für Väter wichtig?
Ich weiß gar nicht, ob es für Väter besonders wichtig ist. Wenn ich mich mit anderen Eltern aus meinem privaten Umfeld unterhalte, stelle ich aber oft fest, dass ihre Ausgangssituation und die Rahmenbedingungen bei ihrem Arbeitgeber schon ganz andere sind. Wir haben bei Vodafone so viele Angebote und Freiräume, die sicherlich nicht selbstverständlich sind. Das muss man sich auch regelmäßig vor Augen führen.
Welche Voraussetzungen braucht es Deiner Meinung nach, damit auch mehr Väter Elternzeit nutzen?
Ich glaube, ein ganz großer Aspekt ist immer noch der finanzielle. Solange wir es gesellschaftlich nicht schaffen, dass Frauen im selbenJob genauso verdienen wie Männer, wird die Entscheidung immer eher dahin gehen, dass Mütter in Elternzeit gehen.
Ein weiterer Punkt ist das öffentliche Betreuungsangebot. Da sind die Zeiten oft ziemlich strikt geregelt und begrenzt. Das macht es für Eltern nicht unbedingt leicht, Teilzeitmodelle nutzen zu können. Und natürlich müssen auch Vorgesetzte und Arbeitgeber das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ auf dem Schirm haben und in der Praxis ermöglichen.
Welche Rolle spielte Dein Arbeitgeber dabei, dass der Teilzeit-Spagat bei Dir funktioniert hat?
Geld ist ja nicht alles, sondern vor allem die Möglichkeit, flexibel arbeiten zu können. In diesem Punkt schafft Vodafone über die gesetzlichen Maße besondere Anreize für Familien- und Elternzeit. Mittlerweile haben wir viele tolle Modelle wie die Eltern-Policy. Hätte es das damals schon gegeben, hätten wir uns die Elternzeit vielleicht auch anders aufgeteilt, zum Beispiel beide nur 30 Stunden die Woche gearbeitet und das mit Home-Office kombiniert.
Für mich hat Teilzeit so gut funktioniert, weil ich mit dem Flex-Office meine Arbeitszeit frei einteilen konnte und mich mit meiner Frau abstimmen konnte. Ich habe mit meinem Vorgesetzten Ziele vereinbart und konnte entsprechend drum herum planen. Das ist natürlich mit koordinativem Aufwand verbunden, aber den hat man als Elternteil immer.
Hinzu kommen Freizeit- und Betreuungsangebote. Wir haben eine Kita auf dem Campus und es gibt unterschiedliche Ferienprogramme – von Sport-Camps bis Spiel- und Bastelgruppen. Paul hat diese Angebote in den Sommerferien lange Zeit sehr gerne genutzt. Im letzten Jahr war er zum Beispiel mit einem Freund bei einem zweitägigen Coding-Kurs.
Wenn Du die letzten zwölf Jahre Revue passieren lässt: Sind Kind und Karriere für Dich ein Widerspruch?
Einen Karriereknick habe ich nie befürchtet. Wenn ich nach den drei Jahren Elternzeit direkt wieder in Vollzeit zurückkehrt wäre, hätte man mir wahrscheinlich auch wieder eine Führungsposition angeboten. 2008 gab es noch keine Führungskräfte in Teilzeit. Da sind wir heute auch schon weiter. Die Eltern-Policy kann zum Beispiel auch ausdrücklich von Führungskräften in Anspruch genommen werden. Generell bin ich mit meiner heutigen Arbeit super glücklich und würde momentan gar nichts anderes machen wollen. Also nein, ich hatte nie den Eindruck, dass ich durch meine Elternzeit beruflich irgendetwas verpasst habe.