Gaming
Mortal Shell: So gut ist das von Dark Souls inspirierte Action-Adventure
Mit „Mortal Shell” gibt Cold Symmetry sein Gaming-Debüt. Erfahrung auf den Gebieten Game-Design und Co. hat das Team dennoch, wie die Kritiken zu dem Soulslike zeigen. Perfekt ist es offenbar nicht, doch Fans von Dark Fantasy und methodischer Action sollten sich das Game nicht entgehen lassen, lautet die Empfehlung.
Auf OpenCritic und MetaCritic zeichnen die Ratings für „Mortal Shell” ein ähnliches Bild: Bewertungen reichen von „Super” bis „Mittelmaß”. Fast alle Kritiker sind sich zumindest einig, dass Kampfsystem und Atmosphäre gelungen sind. Einige Design-Entscheidungen stoßen jedoch auf weniger Gegenliebe.
Harte Schale, harter Kern
Der innovativste Move des Kampfsystems ist im wahrsten Sinne des Wortes hardcore: Auf Knopfdruck „versteinerst” Du Dein Alter Ego, um für einen kurzen Augenblick allen Angriffen zu trotzen. Da Magie im Spiel ist, bleibt der Held auch in der Luft stehen. Begonnene Angriffe werden ausgeführt, sobald Du die harte Schale wieder deaktivierst. Auf diese Weise lädst Du Schwerthiebe sozusagen auf und triffst dann, wenn der Gegner sich gerade an Dir die Zähne ausgebissen hat.
Ausweichrolle, harte und schwere Schläge sowie eine Vielzahl unterschiedlicher Waffen vervollständigen das Kampfsystem von „Mortal Shell”.
Video: Youtube / Rocket Beans Let’s Play & Streams
Klassenwahl statt Character Builds
Character Builds suchst Du in „Mortal Shell” vergeblich: Skillpunkte wie in „Dark Souls” gibt es nicht. Das führt zwar zu etwas weniger Spielraum bei der Gestaltung Deines Helden, dafür besteht keine Gefahr, sich zu verskillen. Einzelne Rüstungsteile bietet der Newcomer ebenso wenig: Die „Shells” genannten Rüstungssets stellen gleichzeitig die Klassen dar. Insgesamt findest Du im Laufe des Abenteuers vier Shells, von leicht und wendig bis schwer und gepanzert, die alle besondere Fähigkeiten bieten. Zudem findest Du vier unterschiedliche Waffen, die sich mit jeder Shell führen lassen: Einhänder, Zweihänder, Hammer und Streitkolben.
Licht und Schatten
Auch wenn das Kampfsystem von „Mortal Shell” nicht ganz so abwechslungsreich ist wie das von „Dark Souls”, schätzt das Gros der Kritiker vor allem diesen Aspekt des Spiels. Das World Building scheint hingegen weniger gut gelungen zu sein. Auch in „Mortal Shell” wird die Hintergrundgeschichte durch mehr oder weniger kryptische Item-Beschreibungen erzählt, wirkt aber deutlich eingeschränkter als beim Vorbild.
Apropos Gegenstände: Auch hier hagelte es Kritik, da Items so lange unbekannt sind, bis Du sie mehrmals verwendet hast. Um in den Genuss der vollen Wirkung zu kommen, gilt es, den Vertrautheitsgrad mit einzelnen Objekten zu leveln. Ein interessanter Ansatz, der nicht ganz unrealistisch ist – für so manchen Kritiker aber nur ein unnötiges Herauszögern darstellt. Heil-Items zu bekommen, erfordert außerdem einiges an Geduld, dabei klingt die Grundidee zunächst harmlos: Pflücke Pilze am Wegesrand, die Deine Energie auffüllen. In der Praxis führt das aber dazu, dass Du oft einfach nur wartest, bis die Pilze nachgewachsen sind, was einige Minuten dauert. Oder Du ziehst ohne entsprechende Hilfsmittel in den Kampf, was dann wiederum für unnötigen Frust sorgen kann.
Ähnliches gilt für das Level-Design: Die Umgebungen in „Mortal Shell” sind wunderschön und dürften jeden Dark-Fantasy-Fan entzücken. Hervorstechende Set-Pieces lässt die Welt jedoch weitestgehend vermissen, was die Orientierung erschwert.
Schlanker Umfang zum Nice Price
Im Vergleich zu den „Dark Souls”-Teilen ist „Mortal Shell” flott durchgespielt. 15 bis 20 Stunden veranschlagen die Entwickler im Schnitt, wobei Erfahrungsberichte im Internet eher auf 10 bis 15 Stunden hindeuten. Das gilt aber nur für den ersten Durchlauf. Wie es sich für das Genre gehört, ist auch ein New Game+ integriert, der zum erneuten Durchzocken mit härteren Gegnern animiert. Zudem kostet „Mortal Shell” nur rund 30 Euro. Falls Du Lust bekommen hast: Das Game ist für PS4 und Xbox One sowie PC (ein Jahr exklusiv im Epic Store) erhältlich. Upgrades für PS5 oder Xbox Series X sind noch nicht angekündigt.
Unterm Strich ein mehr als solider Einstand, der hoffentlich erfolgreich wird, damit ein Nachfolger mit größerem Umfang und weniger Kinderkrankheiten folgen kann. Wobei ohnehin gilt, dass man es nicht allen recht machen kann. Wer Soulslikes mag, kann ruhigen Gewissens einmal reinzocken.
Hast Du „Mortal Shell” schon gespielt? Wie fällt Dein Urteil aus? Wir sind gespannt auf einen Kommentar mit Deiner Einschätzung.