Gaming
Far Cry-Gegner:innen: Die fürchterlich charismatischen Bösewichte aus Far Cry 1-5
Kaum eine Spieleserie hat so viele verführerisch böse Gegner:innen zu bieten wie die Open-World-Egoshooter von „Far Cry”. Jetzt, wo der sechste Teil neu erschienen ist, blicken wir einmal zurück auf die Entwicklung der Bösewichte - von dem etwas klischeehaften Dr. Krieger aus dem ersten Teil bis zu den wahnsinnigen, aber charismatischen Sektenführer:innen aus „Far Cry 5“.
Was Far Cry seit dem dritten Teil auszeichnet, bemerkst Du schon auf den Covern: Die Artworks auf den Spielepackungen zieren nicht die spielbaren Held:innen, sondern immer die Bösewichte. Im Spielverlauf weisen die Gegner:innen wesentlich interessantere Lebensgeschichten und ausgefeiltere Charaktere auf als die Spielfigur selbst. Im soeben erschienenen „Far Cry 6” haben die Entwickler:innen mit Giancarlo Esposito, bekannt aus „Breaking Bad” und „The Mandalorian”, erstmals einen echten Hollywood-Bösewicht gecastet.
Als Antón Castillo ist er der Diktator einer karibischen Insel, der die Freiheitsbestrebungen seiner Bewohner:innen brutal unterdrückt. Ob Du Dir den neuesten Teil zulegen solltest oder nicht, erfährst Du in unserem ausführlichen Far-Cry-6-Review.
Wir haben uns das Release von Teil sechs zum Anlass genommen, einige der wichtigsten Gegner:innen aus den Hauptspielen von Far Cry genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier sind die Schurken in chronologischer Reihenfolge von Far Cry 1-5:
Dr. Krieger: Der verrückte Wissenschaftler aus Far Cry (2004)
Im ersten Far Cry stand die Persönlichkeit der Oberschurk:innen noch nicht so sehr im Fokus wie in den späteren Spielen. Die deutschen Entwickler:innen von CryTek beeindruckten die Gamer:innen viel mehr mit ihrer CryEngine, die noch nie dagewesene Grafikleistungen im Ego-Shooter-Genre möglich machte, als mit ausgefeilten Charakteren.
Dr. Krieger, der Endboss im ersten Far Cry-Game, bleibt im Spielverlauf lange im Dunkeln. Wenn die gegnerischen Söldner:innen über ihn reden, dann nur voller Angst. Was Du als Spieler:in über ihn erfährst, ist, dass er als Wissenschaftler für das US-Verteidigungsministerium gearbeitet hat, um die Kampffähigkeit von Soldat:innen zu verbessern. Irgendwann spaltete er sich von der Regierung ab und begann unerlaubte Versuche an Menschen durchzuführen. Um bei seinen genetischen Experimenten vollkommen ungehindert zu sein, ließ er sich auf einer Insel nieder und errichtete ein geheimes Labor sowie eine Privatarmee.
Es ist kein Wunder, wenn Dir diese Geschichte bekannt vorkommt. Die Far Cry Entwickler:innen haben sich bei der Story für ihr erstes Spiel von „Die Insel des Doktor Moreau” von H.G. Wells inspirieren lassen, einem Roman von 1896, der seitdem als universelle Vorlage für Inselabenteuer mit durchgedrehten Wissenschaftler:innen herhält.
Der Schakal: Der philosophische Waffenhändler aus Far Cry 2 (2008)
„Far Cry 2“ wirft Dich in ein vom Bürgerkrieg zerrissenes, fiktives Land in Afrika. Hier musst Du Dich mit dem Schakal auseinandersetzen, der als Waffenhändler die verfeindeten Lager hochrüstet und wortwörtlich über Leichen geht, um sein Geschäft voranzutreiben. Du musst Dich erst einmal in den vorherrschenden Gruppierungen hocharbeiten, um Informationen über den Schakal zu erhalten, der bekannt dafür ist, jederzeit unterzutauchen. Nach und nach stößt Du auf immer mehr Insider-Wissen über ihn, etwa durch gefundene Tonbänder. Dabei lernst Du, dass der Schakal seine menschenverachtenden Taten mit philosophischen Vorbildern wie Nietzsche rechtfertigt und nach einem eigenen Wertesystem handelt.
Wie auch in den nachfolgenden Far Cry-Spielen liegt die Faszination Deines Widersachers darin, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und Du Dich als Spieler:in fragen musst, auf welche Seite des moralischen Dilemmas Du Dich stellst.
Wie Dr. Krieger hat auch der Schakal ein literarisches Vorbild: In der Novelle „Herz der Finsternis” von Joseph Conrad geht es darum, dass ein Seefahrer durch Kongo fährt und auf einen verrückt gewordenen Warlord stößt, der die indigenen Menschen in einen endlosen Krieg führt. Dieses Buch war auch die Vorlage für den Film „Apocalypse Now!”.
Vaas Montenegro: Das wandelnde Pulverfass aus Far Cry 3 (2012)
„Far Cry 3“ ist das erste Spiel der Reihe, in der die Oberschurken eine einzigartige, charismatische Persönlichkeit haben und dramaturgisch wirklich erlebenswert sind. Vaas Montenegro ist zwar nicht der letzte Gegner im dritten Teil (er ist dem Menschenhändler Volker Hoyt untergeordnet), aber er gehört sicherlich zu den bemerkenswertesten Far-Cry-Bösewichten überhaupt.
Vaas hat eine harte Vorgeschichte, die von Gewalt und Drogenmissbrauch geprägt ist.und hat sich zum Anführer eines Piratenclans hochgearbeitet. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes unberechenbar und kann jederzeit vor Wur explodieren, hat aber immer einen flotten Spruch auf Lager. Vaas wirkt trotz seiner Gewaltausbrüche immer menschlich. Jede Szene, in der er auftritt, ist eine extrem nervenaufreibende Angelegenheit. Im Verlaufe des Spiels erfährst Du mehr über seine Motivation und seine Gefühlswelt. Vaas sieht zwar äußerlich wie ein generischer Shooter-Gegner aus, hat aber eine charakterliche Tiefe, die für dieses Genre überdurchschnittlich ist.
Pagan Min: Der sanftmütige Despot aus Far Cry 4 (2014)
In Far Cry 4 ist die Mutter des Protagonisten Ajay gestorben. Deine Aufgabe ist es, die Asche „zu Lakshmana”, in das fiktionale Land Kyrat im Himalaya zu bringen. Auf dem Weg wird Dein Bus in den Bergen von Soldat:innen angegriffen und gestoppt. Schnell entpuppt sich der selbsternannte König von Kyrat, Pagan Min, als Drahtzieher. Der in grellem Samt gekleidete Gewaltherrscher trifft am Ort des Geschehens ein und ist erzürnt über die falsche Durchführung des Überfalls. Er ersticht den Einsatzleiter mit einem goldenen Kugelschreiber, macht ein blutüberströmtes Selfie mit Ajay und entführt Dich dann in seinen Palast.
Pagan Min ist extrem brutal, hat sich aber im Vergleich zum soziopathischen Vaas sehr unter Kontrolle und tritt Dir gegenüber sogar oft sanftmütig und väterlich auf. Andererseits weist Pagan Nin Ajay selbst auf seine Doppelmoral hin, denn im Spiel erschießt er viele Soldat:innen und Söldner:innen ohne Nachdenken.
Die Seed-Familie: Die sadistischen Sektenführer aus Far Cry 5 (2018)
Im fünften Far Cry spielst Du einen Hilfssheriff, der damit beauftragt ist, sich um ein Dorf in Montana zu kümmern. Dort hat jedoch eine gefährliche Sekte Fuß gefasst. Angeführt wird der Kult Eden’s Gate von dem Prediger Joseph Seed, seinem Bruder John und deren „Schwester” Faith. Sie glauben fest, dass ein unmittelbarer Kollaps der Zivilisation bevorsteht. Nur wer sich dem radikalen Glauben von Eden’s Gate unterwirft, hat eine Chance auf Erlösung vor dem Weltuntergang.
Joseph Seed, der charismatische „Vater” des Kultes, nutzt Folter und Gewalt, um seine Ziele zu erreichen, ist aber hochintelligent und zeigt oft vorgeblich Reue und Gnade. Sein kleiner Bruder John nutzt brutalste Methoden um seine Gefolgsleute von ihren „Sünden” zu befreien. Faith Seed tritt als friedensliebendes und verführerisches Hippie-Girl auf, entpuppt sich aber als extrem gefährlich. Durch die fiktive Droge Bliss kann sie die Sektenmitglieder jederzeit folgsam halten und sie in einer psychedelischen Parallelwelt sogar steuern. Sie ist sicher die hervorstechendste Gegnerin im fünften Teil - vielleicht sogar in der ganzen Far-Cry-Reihe.
Die Far Cry-Reihe ist voll mit Bösewichten und Gegner:innen, die sowohl charismatisch als auch brutal sind. Welche Charaktere haben Dich am meisten beeindruckt? Was sagst Du zu den Gegnern im neuesten Far Cry 6? Schreib es uns in die Kommentare!